Leverkusen Zahlt die Stadt dem Ex-Museumschef weiter Bezüge?

Leverkusen · Zum 1. März war Markus Heinzelmann gegangen: Die CDU macht das Gehalt des Kunstmanagers jetzt zum Thema.

Der Antrag kommt scheinbar harmlos daher. Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) möge bitte Folgendes auf die Tagesordnung der zuständigen politischen Gremien setzen, hat die Leverkusener CDU jetzt in einem Schreiben an den Stadtchef formuliert: "Die Stelle der Museumsleitung des Museums Morsbroich - seit dem 1. März 2018 vakant - bleibt mindestens ein halbes Jahr unbesetzt."

Die kommissarische Leitung des Museums, so fordern die Christdemokraten, sollen in dieser Zeit und bis zu einer eventuellen Neubesetzung Kurator Fritz Emslander und in Vertretung Kuratorin Stefanie Kreuzer übernehmen. "Die eingesparten Mittel für die vakante Stelle des Museumsleiters verbleiben im Budget des Teilbereiches Museum Morsbroich im Fachbereich KulturStadtLev", heißt es abschließend.

Und genau in dieser Formulierung steckt jede Menge Sprengstoff. Denn in Leverkusen wird bereits in politischen Kreisen kolportiert, die Stadtspitze habe sich mit dem scheidenden Museumschef auf eine derart großzügige finanzielle Regelung geeinigt, dass nicht mehr viel eingespartes Geld übrig bleibe.

Heinzelmann hatte zu Monatsbeginn den Chefsessel des Museums Morsbroich nach zwölf Jahren verlassen - "auf eigenen Wunsch aus persönlichen Gründen", hieß es. Offen blieb, ob er auch formell kündigte. Der Weggang des Museumsdirektors kam zumindest selbst für seine engsten Mitarbeiter überraschend.

Um die Inhalte des bundesweit bedeutenden Kunst-Ortes habe Heinzelmann sich zuletzt kaum noch kümmern können, stattdessen viel Zeit auf Rekrutierung von Fördermitteln zur Sicherung der Ausstellungstätigkeit verwenden und seit dem Gutachten der Prüfgesellschaft KPMG Anfang 2016 für die Zukunftssicherung des Museums kämpfen müssen, teilte Kurator Emslander zuletzt mit. Heinzelmann gehörte zur Steuerungsgruppe, die in anderthalb Jahren ein Nutzungs-Konzept fürs komplette Ensemble Morsbroich erarbeitete.

Spekulationen darüber, wie teuer der plötzliche Abschied die Stadt kommen werde, hatte Oberbürgermeister Uwe Richrath seinerzeit mit der Bemerkung gekontert, bei Auflösungsverträgen unbefristeter Beschäftigung werde üblicherweise Stillschweigen vereinbart. Nicht wenige vermuten daher hinter dem Antrag der CDU den Versuch, Druck auf die Stadt auszuüben, Details der Einigung mit dem Museumschef öffentlich zu machen. Denn je nach Vereinbarung könne es um Summen bis zu einem sechsstelligen Betrag gehen, heißt es - etwa wenn die Bezüge bis zum ursprünglichen Vertragsende voll weitergezahlt würden.

Zurzeit gibt es vermutlich nur zwei Menschen, die sämtliche Details der Vereinbarung kennen: der Oberbürgermeister und Heinzelmann selbst. Beide waren bis gestern Abend trotz mehrfacher Versuche für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Richrath habe eine wichtige Sitzung im Klinikum, teilte sein Büro mit. Weder der Versuch, per E-Mail mit ihm in Kontakt zu treten, noch mehrere Anrufversuche auf seinem Handy waren erfolgreich.

Im Zuge der Antwort auf den CDU-Antrag wird die Stadtspitze um eine Erklärung allerdings wohl nicht herumkommen.

(RP)
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