Meerbusch 100 Jahre Schule Bovert

Meerbusch · Sie war Lazarett, Flüchtlingsunterkunft, diente als Berufsschule und Konstruktionsbüro. Die Schule Bovert an der Meerbuscher Straße hat eine bewegte Geschichte. Vor 100 Jahren wurde sie eröffnet — und wird nächstes Jahr schließen

 Eröffnete vor 100 Jahren als Volksschule an der Meerbuscher Straße - de heutige Erwin-Heerich-Schule. Im kommenden Jahr bildet die Schule einen Schulverbund mit der Barbara-Gerretz-Schule im Hauptschulgebäude.

Eröffnete vor 100 Jahren als Volksschule an der Meerbuscher Straße - de heutige Erwin-Heerich-Schule. Im kommenden Jahr bildet die Schule einen Schulverbund mit der Barbara-Gerretz-Schule im Hauptschulgebäude.

Foto: Stadtarchiv

Ende des 19. Jahrhunderts stiegen die Schülerzahlen in Osterath von Jahr zu Jahr an, so dass immer mehr Klassen eingerichtet werden mussten. Die Gemeinde kam mit der Schaffung von Klassenräumen kaum nach. So hatte man bereits 1904 an der Fröbelstraße einen Neubau errichten müssen.

Eine Elterninitiative rund um den Boverter Wirt Breuers setzte sich 1911 dafür ein, dass eine eigene Schule im Bereich Bovert-Ivangsheide errichtet wird, um den Kindern den weiten und nicht ungefährlichen Fußweg in das Dorf zu ersparen. Tatsächlich konnte diese Volksschule nach längeren Diskussionen im April 1915 mit drei Klassen für acht Jahrgänge eröffnet werden. Das neue Schulgebäude, das auf maximal sechs Klassen ausgelegt war, beherbergte nach dem Ersten Weltkrieg darüber hinaus die gewerbliche Fortbildungsschule Osterath, in der die Lehrlinge des Ortes sechs Stunden Berufsschulunterricht pro Woche erhielten. Für die Mädchen wurde im Kellergeschoss eine Lehrküche eingerichtet. Diese Hauswirtschaftsschule war die erste ihrer Art im damaligen Kreis Kempen-Krefeld.

Im September 1939 wurde die Schule "für die Zeit des Krieges plus sechs Wochen" vom Militär beschlagnahmt und dort ein Lazarett eingerichtet, das aber bereits im November 1939 wieder verlegt wurde. Die Boverter Schüler mussten aber weiterhin im Dorf zur Schule gehen, da inzwischen vier Lehrer zum Militärdienst eingezogen worden waren. Zwischenzeitlich werden auch Flaksoldaten in dem Schulgebäude untergebracht. 1943 zog die Konstruktionsabteilung der Rheinmetall-Borsig-Werke aus Düsseldorf in das Gebäude ein.

1945 brachte die Gemeinde dann in der Schule Flüchtlinge und Vertriebene unter. In die Klassenräume wurden Doppelstockbetten gestellt und mit Decken Bereiche für die einzelnen Familien abgetrennt. Bis zu 60 Personen waren in dem Schulgebäude auf engstem Raum untergebracht. Erst im April 1950 konnte die katholische Volksschule Bovert nach umfangreicher Renovierung ihren Betrieb wieder aufnehmen.

Bereits 1961 hatte man im Dorf eine zusätzliche evangelische Volksschule eröffnet. Da die Schule Bovert eine katholische Volksschule war, aber immer mehr evangelische Schüler auch zum Bovert zogen, wurde 1964 auf dem Schulgelände zusätzlich die Gemeinschaftsgrundschule Bovert gegründet, die sich anfänglich einen Klassenraum mit der katholischen Volksschule teilen musste. Um dieses schwierige Provisorium möglichst schnell aufzulösen, wurden auf dem Schulhof noch im selben Jahr drei Klassenräume in Fertigbauweise errichtet.

Parallel plante die Gemeinde Mitte der 1960-er Jahre eine große neue Volksschule für neun Jahrgänge am Bovert. 1968 wurde das Schulsystem dann aber völlig neu gegliedert. Die beiden katholischen Volksschulen Dorf und Bovert, die evangelische Volksschule Dorf sowie die Gemeinschaftsschule Bovert wurden in Grundschulen für die Jahrgänge eins bis vier umgewandelt und dabei gleichzeitig die beiden Schulen am Bovert zur Gemeinschaftsgrundschule Bovert zusammengelegt.

Die geplante neue Volksschule am Bovert wurde als Hauptschule für die Jahrgänge fünf bis neun eröffnet. Die vom Kreis Kempen-Krefeld errichtete Kreisrealschule nahm ihren Betrieb auf und die Gemeinde Osterath gründete das Gymnasium.

(RP)
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