Meerbusch 18-jähriger Angeklagter: "Es war wie im Film"

Meerbusch · Wende im Prozess um den jungen Meerbuscher, der im März seine Mutter mit 24 Messerstichen getötet haben soll: Montag brach der Angeklagte sein monatelanges Schweigen, äußerte sich vor Gericht erstmals zu der Tat.

 Angeklagt ist der Meerbuscher wegen Totschlags. Der Prozess findet am Landgericht Düsseldorf statt.

Angeklagt ist der Meerbuscher wegen Totschlags. Der Prozess findet am Landgericht Düsseldorf statt.

Foto: Endermann/Kannegießer

Der junge Meerbuscher, der sich wegen Totschlags vor dem Landgericht Düsseldorf verantworten muss, hat am Montag erstmals eingeräumt, auf seine Mutter eingestochen zu haben. Die 41-jährige Frau, Mutter von vier Kindern, war Ende März mit 24 Messerstichen in ihrer Wohnung getötet worden. Über seinen Anwalt ließ der junge Meerbuscher gestern eine Erklärung verlesen.

Als die Polizei den jungen Meerbuscher am Morgen nach der Tat rund 500 Meter vom Tatort entfernt aufgriff, hatte er geschwiegen. Als die Beamten ihn im Polizeipräsidium vernehmen wollte, hatte er von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch gemacht. Und so hielt er es auch an den ersten beiden Prozesstagen vor dem Landgericht Düsseldorf.

Gestern nun brach der Angeklagte in nicht-öffentlicher Sitzung sein Schweigen. Sein Rechtsanwalt Heiner Apfel verlas eine Erklärung seines Mandanten, schickte eine persönliche Erklärung vorweg. Sein Mandant sei psychisch erheblich beeinträchtigt. "Es fällt ihm schwer, sich mit den Geschehnissen zu beschäftigen", sagte der Strafverteidiger. "Erst in der Hauptverhandlung ist es zur Auseinandersetzung mit den Geschehnissen gekommen." Nur ein einziges Mal habe er mit dem Angeklagten den Hergang durchsprechen können.

Verteidiger Heiner Apfel verlas gestern eine Erklärung seines Mandanten.

Verteidiger Heiner Apfel verlas gestern eine Erklärung seines Mandanten.

Foto: Wulf Kannegießer

Zur Verhandlung war der junge Meerbuscher nicht aus der Untersuchungshaft ins Gericht gebracht worden, sondern aus dem Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg. In das war er wegen psychischer Probleme verlegt worden.

Laut der Erklärung des Angeklagten war ein Streit ums Fernsehen der Auslöser für die tödliche Messerattacke. Er habe mit seiner Mutter ferngesehen, sie sei um 22 Uhr ins Bett gegangen. Als er auch noch nach Mitternacht weiter fernsehen wollte, habe seine Mutter mit ihm geschimpft. "Es reicht jetzt endgültig", habe sie gesagt - und von ihm die Fernbedienung gefordert. Als er nicht reagierte, habe sie ihrem Sohn erklärt, er solle die Wohnung verlassen. Sie habe eine entsprechende gerichtliche Anordnung, dass sie ihn der Wohnung verweisen könne.

Bereits in der Vergangenheit war der Angeklagte mehrfach in Erziehungsheimen untergebracht, hatte kein eigenes Zimmer mehr in der Wohnung. "Er lebte im Wohnzimmer", berichtete sein Verteidiger. "Als ihn seine Mutter aufforderte, die Wohnung zu verlassen, war er nur mit einer Jogginghose bekleidet." Nach der Schilderung des Angeklagten habe er "nicht mehr ein noch aus" gewusst.

Er sei in Richtung Wohnungstür gegangen, dann aber in die Küche abgebogen. Dort sah er das Küchenmesser liegen. "Das ist deine letzte Chance", habe er gedacht. "Wie im Film", "wie ein Blackout" - so beschrieb der Angeklagte das, was danach passierte. "Er kann sich an Einzelheiten nicht erinnern", erklärte sein Anwalt. "Er war geschockt, kann sich auch nicht erinnnern, mehrfach zugestochen zu haben." Nach der Tat habe er ein paar Sachen zusammengesucht, sei ins Zimmer seiner Schwester, um ein Handy mitzunehmen und habe das Haus verlassen.

Zuvor hatte ein Polizeihauptkommissar der Wache Büderich als Zeuge ausgesagt. Ihn hatte der Angeklagte drei Tage vor der Tat angerufen. Seine Mutter habe eine gerichtliche Anordnung, dass sie ihn der Wohnung verweisen könne - ob das stimmen könne. Der Beamte ließ sich von der Mutter das Schreiben am Telefon vorlesen.

"Der Anrufer klang ängstlich und besorgt, es war ein sehr vernünftiges Gespräch", erklärte der Polizist gestern. "Die Mutter klang genervt, eher ruhig." Nachhaltig sei ihm eine Aussage der Mutter im Gedächtnis geblieben. "Sie hat über ihren Sohn gesagt, er sei faul und asozial. Wenn eine Mutter so etwas über ihr Kind sagt, dann finde ich das eine beeindruckende Äußerung."

(RP)
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