Meerbusch 45 Jahre im Dienste der Schönheit

Meerbusch · Ende Juni verabschieden sich Bärbel und Robert Wolff von ihren Kunden. Für ihre Parfümerie in Büderich wurde bereits ein Nachfolger-Ehepaar gefunden. Gründer war im Jahr 1928 Willi Bierewitz, der damals sogar Alkohol verkaufen durfte.

 1928 gründete Willi Bierewitz seine Drogerie in Büderich. Er hatte als einziger Händler eine Lizenz für den Verkauf von Alkohol.

1928 gründete Willi Bierewitz seine Drogerie in Büderich. Er hatte als einziger Händler eine Lizenz für den Verkauf von Alkohol.

Foto: Wolff

Noch wissen Robert und Bärbel Wolff nicht so genau, mit welchen Gefühlen sie ihre Parfümerie am 30. Juni verlassen. "Sie werden zwiespältig sein", vermutet der Inhaber, der sein Geschäft nach 30 Jahren Selbstständigkeit und 45 Jahren als Drogist schließt. "Unsere Entscheidung fiel an Weihnachten", sagt er. "Meine Frau und ich waren uns einig, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen war."

 Ein Dokument aus alten Zeiten: So sah es an der Kreuzung Düsseldorfer Straße und Dorfstraße einmal aus. Ganz rechts die Rathaus-Drogerie

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Foto: Parfümerie Wolff

Robert Wolff feiert am 11. Juli seinen 65. Geburtstag. Bis dahin wollte er sein Lebenswerk in neue Hände legen. Das ist ihm gelungen: "Unsere beiden Töchter haben studiert und gingen andere Wege", berichtet er ohne Bedauern. "Wir hatten das Glück, ein fähiges Ehepaar als Nachfolger zu finden." In Meerbusch ist die ebenfalls traditionsreiche Parfümerie Platen, Betreiber von mehreren Filialen in Düsseldorf und Umgebung, bisher nicht bekannt. "Die beste Wahl, die wir uns denken konnten", sagt Bärbel Wolff, froh, dass es in ihren Räumen weiterhin eine Parfümerie geben wird: "Sonst würde der Abschied sicher schmerzlicher."

 Elisabeth Wolff und Sohn Robert. Mit den Eltern arbeitete der Junior jahrelang zusammen

Elisabeth Wolff und Sohn Robert. Mit den Eltern arbeitete der Junior jahrelang zusammen

Foto: Parfümerie Wolff

Als ältester von drei Söhnen wuchs Robert Wolff in dem Bewusstsein auf, eines Tages die Drogerie seiner Eltern weiterzuführen. "Mein Vater stammte von einem Bauernhof, da war diese Regelung üblich. Aber ich hatte nichts dagegen, mir gefiel dieser Beruf. Obwohl meine Eltern wenig Zeit für uns Kinder hatten. Wir wurden von unserer Tante Agnes großgezogen."

 In seinem Revier: Schon früh wusste der kleine Robert, dass er einmal das Geschäft übernehmen würde

In seinem Revier: Schon früh wusste der kleine Robert, dass er einmal das Geschäft übernehmen würde

Foto: Parfümerie Wolff

Die Historie des Familienunternehmens reicht bis ins Jahr 1928 zurück. Damals gründete sein Großonkel Willi Bierewitz einen Handel für Kräuter, Pasten, Farben und Chemikalien und hatte als einziger in Büderich eine Konzession für den Verkauf von Alkohol.

 Bärbel und Robert Wolff freuen sich auf die freie Zeit, die bald vor ihnen liegt. Aber ein bisschen Wehmut ist trotzdem dabei.

Bärbel und Robert Wolff freuen sich auf die freie Zeit, die bald vor ihnen liegt. Aber ein bisschen Wehmut ist trotzdem dabei.

Foto: Verena Kensbock

Die Drogistenlehre nach dem Abitur begann Robert Wolff in Neuss und beendete sie in Büderich. Ab 1972 war er Angestellter seiner Eltern. Aus der Drogerie - mit einem breiten Sortiment aus Putzmitteln, Spirituosen, Fotoservice und zunächst nur einem kleinen Anteil an Düften und Cremes - wurde Zug und Zug eine "echte" Parfümerie. 1987 zogen sich Elisabeth und Albert Wolff zurück und räumten das Feld für Sohn und Schwiegertochter Bärbel, die als Kosmetikerin seit 1980 mitarbeitete.

Danach änderte sich viel. 1996 kamen drei Kosmetikkabinen für die Behandlungen dazu. Mehrmals wurde das Geschäft umgebaut und um weitere Depots exklusiver Marken ergänzt. Ihre "Giftbücher" von einst haben die Wolffs als hübsche nostalgische Reminiszenz aufbewahrt. Darin mussten die Käufer von E 605 und anderen Mitteln zur Schädlingsbekämpfung und Rattenvernichtung ihre Adressen hinterlassen. Nur Personen mit spezieller "Giftprüfung" durften die brisanten Waren aushändigen.

Trotz Konkurrenz in der Nachbarschaft blieben die Stammkunden ihrer Parfümerie Wolff treu. "Viele kennen wir seit Jahrzehnten", sagt Bärbel Wolff. "Beim Hereinkommen weiß ich schon, was sie gleich kaufen werden." Nur eine blieb unsichtbar: Diese Büdericher Kundin gab ihre Wünsche telefonisch durch. Robert Wolff fuhr mit dem Paket zu ihr, legte es in den Kofferraum ihres Autos und nahm den unter der Fußmatte bereitgelegten Scheck an sich. Immer 800 Mark, alle vier Wochen.

Die meisten aber mögen es, beim Einkauf ein kleines Schwätzchen zu halten. Viele bedauern, dass die Wolffs ihre Parfümerie abgeben. "Unsere Angestellten werden alle übernommen", versichern sie, "die Kunden treffen weiterhin auf bekannte Gesichter." Kompetente Beratung sei bei dem riesigen Sortiment an Kosmetika heute noch wichtiger geworden.

Worauf freuen sie sich im Ruhestand? "Normale Dinge ohne Hetze erledigen zu können und Zeit für unseren Enkel zu haben", antwortet Bärbel Wolff. Ihr Mann stimmt ihr zu. "Mein Schwiegersohn sagt, wir sollten erstmal verreisen. Mein Bruder riet, ich solle mir einen Psychiater suchen", sagt er und lacht. "Das wird nicht nötig sein. Wenn ich Sehnsucht habe, komme ich einfach schnell vorbei."

(RP)
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