Meerbusch A44-Gewerbegebiet: "15 Jahre für Realisierung sind mir zu wenig ehrgeizig"

Meerbusch · Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, über den Wirtschaftsstandort Meerbusch. Ein gemeinsames Gewerbegebiet mit Krefeld würde er schnell realisieren.

 Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein.

Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein.

Foto: A. Woitschützke

Die Einschätzung des Krefelder Planungsdezernenten Martin Linne, bis zur endgültigen Realisierung eines interkommunalen Gewerbegebiets mit Meerbusch könnten noch rund 15 Jahre vergehen, teilt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, nicht. "Ganz ehrlich: Das ist mir angesichts des Handlungsdrucks - und der ist auch aus Krefelder Sicht da - zu wenig ehrgeizig und das falsche Signal", sagt Steinmetz. "Ich kann nur alle Beteiligten ermuntern, Gas zu geben, das Ganze müsste in der Hälfte der Zeit zu schaffen sein. Wir sprechen hier über eine Premiumlage in NRW. Es gibt keine zweite Fläche, die so eine Lagegunst - mitten im Ballungsraum, in unmittelbarer Nähe zur Autobahn und zum Flughafen - hat."

Tatsache ist: In der Landes-Liga der Wirtschaftsstandorte spielt Meerbusch bereits heute "irgendwo" oben mit. "Meerbusch", sagt Steinmetz, "hat sich in den vergangenen zehn, 15 Jahren - seit dem Bau der A44-Brücke - prima entwickelt: von der reinen Wohnstadt zu einem Wirtschaftsstandort. Sowohl die Zahl der Unternehmen, als auch der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten - derzeit sind es rund 13.500 - ist gestiegen." Das Problem ist nur, dass "irgendwo oben" eben nicht "ganz oben" ist.

Der Stadt fehlen Flächen zur weiteren Unternehmensansiedlung. Der aktuelle Anteil an der Gesamtfläche beträgt 1,43 Prozent, in Neuss sind es rund acht Prozent. Der Stadtrat hat deshalb im Juni vergangenen Jahres eine - wenn auch hauchdünne - Grundsatzentscheidung für ein 120 Hektar großes Gewerbegebiet gefasst, das gemeinsam mit Krefeld entwickelt werden soll. Vorgesehen, sagt Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage, sei dort unter anderem ein hoher Anteil an Büros, Dienstleistungen und Handwerksbetrieben, ähnlich wie im Business-Park Mollsfeld. Die Politik muss noch abschließend entscheiden, ob ein gemeinsames Gebiet realisiert wird oder die Stadt eine kleinere, rund 28 Hektar große Fläche alleine entwickelt.

"Was das betrifft, teile ich die Position der Bürgermeisterin", sagt Jürgen Steinmetz. "Wenn Meerbusch die gute Entwicklung fortsetzen will, braucht es Erschließungspotenziale. Das Gewerbesteueraufkommen pro Einwohner im Land liegt bei 621 Euro, in Meerbusch bei 481 Euro, und das liegt nicht an einem unterdurchschnittlichen Gewerbesteuerhebesatz. 450 Prozent sind nicht unterdurchschnittlich. Es gibt schlichtweg zu wenig Unternehmen am Standort." Den Grundsatzbeschluss des Meerbuscher Stadtrats, das Projekt ,Interkommunales Gewerbegebiet' weiter zu verfolgen, werte er deshalb als positives Signal, sagt Steinmetz. "Ich gehe davon aus, dass der Regionalrat im neuen Regionalplan die Voraussetzungen dafür schaffen wird und Meerbusch es dann zur Umsetzung bringt."

Ein Thema von hoher Priorität, so der IHK-Chef, müsse in diesem Zusammenhang auch die Verkehrsinfrastruktur sein. "Das ist ein langfristiger Prozess, der jetzt angestoßen werden muss. Wenn wir Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze wollen, müssen wir uns etwas einfallen lassen." Krefeld, sagt Steinmetz, müsse seine Hausaufgaben in Sachen Nordanbindung machen. Die Straße zum Krefelder Hafen über Meerbuscher Gebiet sei eine Option für die Zukunft, die Textfestlegung im Regionalplan eine für alle verträgliche Lösung, die zu nichts verpflichtet. "Klar ist aber auch: Von den Ansiedlungen im Krefelder Hafen profitiert die gesamte Region. Und mit einem gemeinsamen Gewerbegebiet spielt auch Meerbusch in der ersten Liga."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort