Meerbusch Ärger mit DSL-Anschlüssen

Düsseldorf · In den kleinen Stadtteilen klagen Anwohner und Freiberufler über veraltete Internet-Leitungen. Doch für die Telekom rechnet sich der Ausbau der DSL-Leitungen nicht. Auch die Stadt will die Investition nicht übernehmen.

DSL, WiMAX und Co. - die wichtigsten Begriffe erklärt
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Foto: AP

Hans Werner Schoenauer kann getrost eine Tasse Kaffee trinken, während er eine E-Mail verschickt. "Der Internet-Anschluss ist so was von langsam", erklärt der Bösinghovener. "Große Datenmengen lassen sich von meinem PC aus gar nicht transportieren, ohne dass die Verbindung zusammenbricht."

DSL-Löcher in Meerbusch

Schoenauer wohnt in einem der so genannten "DSL-Löcher", die es in dünn besiedelten Gegenden am Niederrhein gibt und zu denen auch die Meerbuscher Ortsteile Bösinghoven, Langst-Kierst und Nierst gehören. Dort gibt zwar DSL-Anschlüsse, aber sie funktionieren nur sehr eingeschränkt: "Meine Übertragungsrate ist so langsam, dass sie weit unter dem Standard liegt und nur die Telekom so was überhaupt freischaltet." Sein Internet-Anschluss stamme sozusagen aus der Steinzeit — und das, wo er in einem Ballungsgebiet wohne.

Trotzdem baut die Telekom die Leitungen nicht aus. Denn die Einwohnerzahl der Gemeinden ist so klein, dass sich die Investition wirtschaftlich bei so wenigen Anschlüssen nicht lohnen würde. "Um die Leitungen zu verlegen, müssten Straßen aufgerissen und wieder versiegelt werden", sagt Udo Wendland, regionaler Pressesprecher der Telekom. "Das können wir finanziell allein nicht leisten."

Die schlechte Verbindung ist jedoch nicht nur Ärgernis für die Anwohner, sie ist auch ein großes Problem für die ansässigen Freiberufler und Handwerksbetriebe. "Ein Architekt aus meiner Nachbarschaft kann seine Entwürfe deshalb nicht verschicken", sagt Schoenauer. "Mittlerweile sind die ersten Anwohner weggezogen." Für den Ort sei das ein erheblicher wirtschaftlicher Standortnachteil. "Kein Dienstleistungsunternehmer würde nach Bösinghoven ziehen", sagt Schoenauer. "Ich erwarte von der Stadt, dass sie gemeinsam mit dem Städte- und Gemeindebund dieses Problem im Landtag vorträgt und den Missstand abschafft."

Deshalb hat der SPD-Politiker bereits mehrfach im Planungsausschuss auf die Problematik hingewiesen — ohne Erfolg. "Wir können die Telekom nicht zwingen, Leitungen zu verlegen", sagte Bürgermeister Dieter Spindler. Zwar habe Wirtschaftsförderer Klaus F. Malinka mehrfach mit der Telekom telefoniert, allerdings ohne Ergebnis. "Jetzt belassen wir es vorerst dabei", sagt Malinka. Schließlich seien nur wenige Anwohner betroffen, und für die Stadt wären die Investitionen viel zu hoch.

Politiker arbeiten an Förderung

Dabei will Schoenauer es jedoch nicht belassen. Er hat sich bereits mit dem Meerbuscher Landtagsabgeordnete Lutz Lienenkämper (CDU) in Verbindung gesetzt. Dieser wiederum hat sich nun mit mehreren Bürgermeistern der Region Niederrhein zusammengetan. "Wir arbeiten derzeit an einem Konzept für ein Förderprogramm des Landes", sagt er. "Damit dürften wir auch das Interesse der Meerbuscher Stadtspitze wecken."

(RP)
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