Meerbusch Alle kämpfen für „Nickel“

Düsseldorf · Vor knapp zwei Jahren ist die Strümperin Nicole „Nickel“ Sander ins Wachkoma gefallen. Seitdem kämpfen Freunde und Familie um eine Langzeittherapie für die 41-Jährige. „Nicole soll wieder zu Hause leben können.“

Es sind nur Kleinigkeiten – und doch bedeuten sie so viel: „Nicole kann beim Haare waschen jetzt den Kopf allein halten“, erzählt Frank Ahrweiler. „Das freut mich sehr.“ Es beweist, dass es mit seiner Schwester weiter aufwärts geht. Langsam, aber stetig.

Knapp zwei Jahre ist es jetzt her, dass die Strümperin Nicole Sander nach einem Kopf-Aneurysma ins Wachkoma gefallen ist. Seitdem setzen sich Familie und Freunde gemeinsam dafür ein, dass die 41-Jährige weiter therapiert wird – und das ist nicht immer leicht: „Wir haben wiederholt um Verlängerung der Therapien kämpfen müssen“, erzählt Beate Watton. Sie ist Nicoles beste Freundin, früher haben die beiden viel gemeinsam unternommen. Oft besucht sie die Patientin im Krefelder Gerhard-Teerstegen-Haus, manchmal bringt sie gleich alle Kegelschwestern mit. „In Nickels Zimmer ist immer was los“, erzählt Watton. Auch Ehemann Ricki Sander ist täglich im Heim, und die 86-jährige Oma kommt jeden Samstag mit der K-Bahn aus Düsseldorf. Dass Nicole Fortschritte macht, ist für alle sichtbar. Die Schwester registriere alles, was um sie herum geschieht, erzählt Bruder Frank Ahrweiler: „Wenn wir uns necken, lacht sie.“

Doch die Krankenkasse empfand die Fortschritte nicht als ausreichend, um weitere Maßnahmen zu finanzieren. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war dem Freundeskreis, der sich aus Kegelclub-Kolleginnen, Verwandten und Freunden zusammensetzt, klar, dass nur private Initiativen der Patientin weiterhelfen können.

Nicole hat die Wachkoma-Phase offenbar überwunden und wird auf verschiedenen Ebenen therapiert. Ob Logopädin, Physiotherapeut oder Osteopath – alle werden aus dem Spendentopf bezahlt, den neben dem Freundeskreis auch die ehemaligen Kollegen aus dem Bürgerbüro der Stadt, Institutionen und Vereine füllen. So hat erst im vergangenen Monat der SSV Strümp zum Saisonabschluss der Fußball-Senioren ein Benefiz-Turnier organisiert.

Über Weihnachten hat die Familie Nicole mit nach Hause genommen. „Das haben wir größtenteils selbst finanziert.“ Doch die Rückkehr ins Heim fiel schwer: „Nickel war traurig, die Fortschritte ließen nach.“ Deshalb wollen die Freunde sie soweit therapieren lassen, dass sie wieder zu Hause leben kann: „Nicole braucht eine Langzeittherapie.“ Die Einzelmaßnahmen seien nicht effizient genug, außerdem wäre eine MRT-Untersuchung nötig, um das Ausmaß der Schäden genau feststellen zu können. „Ein spezialisierter Neurologe könnte vielleicht weiterhelfen“, glauben die Freunde.

Für sie ist es selbstverständlich, dass sie weiterkämpfen. „Nicole hätte für jeden ihr letztes Hemd gegeben.“ Beate Watton und Frank Ahrweiler wollen kein Lob. „Wir sind nur zwei von vielen Menschen, die sich für Nicole einsetzen“, sagt Watton.

(RP)
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