Meerbusch Alte Dampfmühle wurde zum Kulturgut

Meerbusch · Seit 33 Jahren versorgt Konrad Mönter in einem denkmalgeschützten Gebäude Meerbusch und die Region mit kulturellen Angeboten. 1883 wurde das Gebäude eröffnet, 100 Jahre später übernahm es der Buchhändler.

 Konrad Mönter an seinem Buch- und Kunstkabinett, rechts ist die Pfarrkirche St. Nikolaus.

Konrad Mönter an seinem Buch- und Kunstkabinett, rechts ist die Pfarrkirche St. Nikolaus.

Foto: Ulli Dackweiler

Der erste Aktenvermerk stammt vom 10. Juli 1883. An diesem Tag wurde in Osterath die Dampfmühle mit ihrem 25 Meter hohen Schornstein und Vorrichtungen für zwei Mahlgänge eröffnet. Erbaut wurde sie von Johann Abels. Sicher hat er sich nicht vorstellen können, dass die Räume nach der Stilllegung Anfang des 20. Jahrhunderts als Wohnraum genutzt wurden. Aber auch damit war es 1983 vorbei - die Kultur hielt Einzug im Haus Kirchplatz 1, einem Teil der ehemaligen Dampfmühle. Bevor Gertrud und Konrad Mönter dort das Buch- und Kunstkabinett etablieren konnten, gab es eine Menge zu tun. "Der Komplex bestand aus Etagenwohnungen, die Zugang von einem Treppenhaus hatten", erzählt Konrad Mönter. Als die Treppenhausverbindung zugemauert, die Zwischendecken entfernt und die Statik gewährleistet war, stellte sich die Frage: "Wie bekommen wir den Blick der Kunden nach oben auf zwei weitere Stockwerke?"

Ein offener Treppenaufgang - hier fanden in den Anfangsjahren die 'Treppenhauskonzerte' statt - zu den Kunstschätzen mit Faksimile-Ausgaben, Lexika-Reihen, Kunstbüchern und Kunstwerken zeigt, dass eine architektonisch perfekte Lösung mit einer Ruhezone gefunden wurde. Andere Umbauten liefen nicht so reibungslos. Mönter erinnert sich an das große alte Holztor, durch das die Bauern mit Pferd und Wagen in den Innenbereich der Mühle fuhren. Diese Öffnung sollte durch einen gläsernen Eingang ersetzt werden. Eine übergeordnete Behörde unterstützte dieses Vorhaben und riet: "Setzen Sie sich ab von alt und imitieren Sie nicht." Vor Ort aber waren die Behörden anderer Ansicht und schrieben vor, das Tor zu erhalten und den Eingang in Kopfsteinpflaster auszulegen.

 Barocke Putten zieren das Haus am Kirchplatz.

Barocke Putten zieren das Haus am Kirchplatz.

Foto: Dackweiler Ulli

Nach längeren Verhandlungen wurden diese Details letztendlich doch im Sinne des Kultur-Verfechters und seiner Frau genehmigt und umgesetzt.

Konrad Mönter, dem diese Ereignisse von vor 33 Jahren noch sehr präsent sind, ist froh, diesen Ort gefunden zu haben: "Ich suchte Räume, in denen ich Bücher, Kunst und Kultur zeigen kann. Hier fühle ich mich sehr wohl." In dem Skulpturen-Hof der ehemaligen Dampfmühle sind noch die Tränken für die Pferde zu sehen und Mönter erzählt, dass dort, wo das Plumpsklo war, der Untergrund immer wieder verfüllt werden muss.

 Blick auf die Alte Dampfmühle und den Schornstein im Jahr 1957.

Blick auf die Alte Dampfmühle und den Schornstein im Jahr 1957.

Foto: Dackweiler Ulli

Auch der Eingangsbereich erinnert daran, dass das unter Denkmalschutz stehende Ensemble im Zentrum des Osterather Kirchplatzes harmonisch der Bauzeit vor rund 150 Jahren und gleichzeitig dem heutigen Zeitgeist angepasst ist. Über den Fenstern mit den weißen Sprossen sitzen links des Eingangs barocke Putten, während an den Fenstern auf der rechten Seite zeitgenössische Fratzen der portugiesischen Künstlerin Susanne Themlitz zu sehen sind.

Sie schauen schelmisch auf das Treiben rund um den heutigen Treffpunkt für Liebhaber von Lesungen, bildender Kunst und Musik. So bildet das Buch- und Kunstkabinett gemeinsam mit dem Denkmal ein "Gesamtkunstwerk". Dabei ist es dem 83-Jährigen wichtig, die Intimität zu erhalten. Jetzt aber steht die Immobilie zum Verkauf - mit der Option der Weiterführung. Denn es ist Konrad Mönters großer Wunsch, das Kulturzentrum Osterath zu erhalten.

(RP)
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