Meerbusch Alter Kirchturm wird ausgegraben

Meerbusch · Der unter Denkmalschutz stehende Turm an der Dorfstraße in Büderich wird derzeit saniert — Feuchtigkeit war in den Tuffstein gezogen. Im kommenden Jahr soll nun der Sockel freigelegt werden

 Feuchtigkeit ist in den Sockel des Alten Kirchturms gezogen – deshalb wollen die Restauratoren das Niveau des Rasens absenken.

Feuchtigkeit ist in den Sockel des Alten Kirchturms gezogen – deshalb wollen die Restauratoren das Niveau des Rasens absenken.

Foto: Ulli Dackweiler

Fast 700 Jahre lang riefen die Glocken hoch oben im Alten Kirchturm in Büderich die Gläubigen zum Gottesdienst. Heute ist der Turm ein Mahnmal für die Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges mit Kunstwerken des heute weltbekannten Düsseldorfer Künstlers Joseph Beuys. Doch die Jahrzehnte haben ihre Spuren am Alten Kirchturm hinterlassen: Feuchtigkeit ist in den Tuffstein des Gemäuers gezogen, Tierkot verdreckt die wertvollen Kunstwerke.

 Auch das Mahnmal von Joseph Beuys im Turm wird saniert.

Auch das Mahnmal von Joseph Beuys im Turm wird saniert.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Seit Oktober lässt die Stadt deshalb den Turm für rund 40 000 Euro sanieren und restaurieren. Im Kulturausschuss informierte jetzt der zuständige Ingenieur Stephan Strauß über die Maßnahmen und weitere geplante Schritte: "Wie alle, die derzeit an der Dorfstraße vorbeifahren sehen können, steht das Gerüst um den Turm noch, einige Arbeiten der ersten Bauphase sind für dieses Jahr noch nicht beendet", erklärt Strauß. So sei die Eindeckung des Daches noch nicht beendet, ebenso stehe die Restauration des Tuffsteines am Sockel des Turmes noch aus. "Wegen des Gerüstes kommen wir da noch nicht dran", sagt Strauß.

In der ersten Phase der Restaurierung ging es vor allem darum, das Dach sowie den Tuffstein instand zu setzen. Weil die Dacheindeckung nicht mehr dichthielt, konnte Feuchtigkeit in den Turm und in seine Fassade eindringen. Und auch die Speier, die bisher das Regenwasser ableiteten, sind Grund für die Feuchtigkeit im Gemäuer. "Sie werden deshalb jetzt durch Fallrohre ersetzt", erklärt Ingenieur Stephan Strauß.

Ebenso wurde die Mauerkrone des Turmes erneuert — und gesichert. "Als die Mauerkrone in den 1950er Jahren das letzte Mal saniert wurde, wurden die Steine nicht verkehrssicher angebracht. Das heißt, sie hätten beim Runterfallen ungehindert Passanten treffen können", erklärt der Ingenieur. Nun habe man sie mit Ankern verstärkt sowie einen Ringbalken aus Stahl darum verlegt, der zum Beispiel im Sturm herabfallende Steine auffängt. "Die Schlosserarbeiten, die zur Befestigung des Ringes notwendig sind, sind jedoch noch nicht beendet", sagt Strauß.

Nächstes Jahr sollen die Arbeiten vor allem an den Kunstwerken des Mahnmals weitergehen. So soll die berühmte Auferstehungs-Skulptur von Joseph Beuys professionell gereinigt, technisch geprüft und restauriert werden — Tierkot, zum Beispiel von Fledermäusen, die in dem Turm nisten, hatte sie verdreckt. "Wir suchen außerdem nach Möglichkeiten, die Figur später besser zu schützen", sagt Strauß. Dazu gehört auch, die Schallöffner neu zu verglasen, um Vögel am Eindringen in den Turm zu hindern. Ganz unwillkommen sind Vögel aber nicht: Der Turmfalke, natürlicher Feind der Tauben, erhält eine Nisteinlage.

Eine kniffligere Aufgabe erwartet die Ingenieure jedoch noch bei der Restauration des Sockels des Alten Kirchturms: Denn der liegt heute teilweise unter der Erde. "Deshalb sind Erdarbeiten nötig. Wir wollen das Niveau an dieser Stelle wieder ein wenig absenken", erklärt Stephan Strauß und versprach gleichzeitig auf Nachfrage von CDU-Ratsherr Mike Kunze im Hinblick darauf, dass sich auf dem Areal einmal ein Friedhof befand, eng mit der zuständigen Behörde zusammenzuarbeiten, um keine Grabruhe zu stören.

Wenn die Bauarbeiten am Turm beendet sind, wolle man außerdem über weitere Maßnahmen nachdenken, um den Standort des Turmes zu verschönern. "Man könnte zum Beispiel ein weiteres Tor bauen, um den Zugang zu erleichtern. Und auch der Außenbereich sowie die Zuwegung könnten noch aufgewertet werden", so Strauß. Das liege dann jedoch nicht mehr in dem Budget, das die Stadt für die Sanierung zur Verfügung gestellt hat.

(lai)
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