Meerbusch Amprion: Standort im Dreieck möglich

Meerbusch · Im Planungsausschuss mussten sich Amprion-Vertreter kritischen Fragen Meerbuscher Bürger und Politiker stellen. Im November will der Netzbetreiber seine Rangliste der möglichen Standorte vorlegen

 Applaus gaben die rund 300 Besucher des Planungsausschusses gestern vor allem für Beiträge, die Amprion kritisierten.

Applaus gaben die rund 300 Besucher des Planungsausschusses gestern vor allem für Beiträge, die Amprion kritisierten.

Foto: Ulli DAckweiler

Netzbetreiber Amprion hat gestern im Meerbuscher Planungsausschuss erstmals öffentlich erklärt, dass der Abstand zur Wohnbebauung für das Unternehmen das wichtigste Kriterium bei der Suche nach einem geplanten Stromkonverter wird. Bislang hatte Amprion immer nur von einem "sehr wichtigen Kriterium" gesprochen. Und: Das Unternehmen sieht "eine gute Realisierungsschance", dass die so genannte Dreiecksfläche an der Stadtgrenze von Kaarst und Meerbusch umgewidmet werden kann, so dass sie als Konverterstandort infrage kommt. Diese Fläche ist rund 1300 Meter von Wohnbebauung entfernt. Der Landrat des Rhein-Kreises hatte eine Umwidmung zuletzt "sehr ambitioniert" genannt.

Gut 300 Bürger wohnten gestern Abend der Sitzung bei. Ausschussvorsitzender Werner Damblon (CDU) unterbrach den Ausschuss für gut anderthalb Stunden, um Bürgern die Möglichkeit einzuräumen, Fragen an die Amprion-Vertreter zu stellen.

In einer zum Teil aufgeheizten Atmosphäre mussten sich die Amprion-Vertreter viel Kritik anhören: Insbesondere die Transparenz der Suchkriterien halten viele Osterather nicht für gegeben. Norma Köser-Voitz, Sprecherin der "Initiative gegen den Doppel-Konverter", sagte: "Noch im Juni hat Amprion 19 Areale präsentiert, jetzt wurden sie auf sechs reduziert. Nur bei diesen sechs werden noch fehlende Daten erhoben. Dabei könnten doch auch bei den 13 übrigen Arealen Daten fehlen." Das Schutzgut Mensch werde von Amprion gar nicht beachtet, so Köser-Voitz. "Nach zwei Jahren sehen wir das immer noch nicht." Applaus der Bürger. Armin Braun von Amprion betonte: "Der Abstand zur Wohnbebauung wird unser wichtigstes Kriterium werden." Die Vorauswahl von sechs Standorten - darunter auch das Feld am Ingerweg in Osterath - habe der Gutachter als sachgerecht empfunden.

 Amprion-Vertreter Armin Braun hatte keinen leichten Stand.

Amprion-Vertreter Armin Braun hatte keinen leichten Stand.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

CDU-Ratsfrau Renate Kox sagte: "Ich frage mich allen Ernstes: Waren alle 13 anderen Standorte näher an der Wohnbebauung als Osterath? Man hat das Gefühl, Sie machen die Kriterien nach Beliebigkeit." Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU) hakte nach. Amprion habe die Dreiecksfläche als bestgeeigneten Standort benannt. Allerdings sei eine Umwidmung der im Regionalplan zur Auskiesung vorgesehenen Fläche schwierig. "Welcher Standort kommt bei Ihnen an Rangfolge zwei?" Brauns Antwort: "Bei der weiteren Reihenfolge gibt es weitere Kriterien, die man auch beachten sollte, zum Beispiel: Wie fügt sich das ins Landschaftsbild ein?" Gejohle im Publikum. Es zeichne sich nicht direkt ein zweiter Platz ab, so Braun. Mielke-Westerlage entgegnete: "Für mich zeichnet sich da ganz deutlich ein Standort ab - wenn man den Abstand zur Wohnbebauung als das wichtigste Kriterium anlegt." Nach einer zuvor von Amprion präsentierten Übersicht liegt der Abstand zur geschlossenen Wohnbebauung in Osterath bei 400 Metern, am ebenfalls von Amprion in Kategorie I ("bestgeeignet") geführten Standort Gohr liegt er bei 800 Metern. Jürgen Quass (Grüne) rechnete vor: "Demnach kommt Osterath erst auf Platz fünf."

Was hat Amprion unternommen, um die Dreiecksfläche zum möglichen Konverterstandort umwidmen zu lassen? "Wir haben bereits Gespräche mit der Bezirksregierung geführt", sagte Braun. Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD) forderte Amprion auf, den Einfluss der Firma bei Bund und Land auszuüben. Und Klaus Rettig (FDP) gab Amprion mit auf den Weg, Kontakt zum Unternehmen aufzunehmen, das dort Kies abbauen will. "Der Eigentümer steht in den Startlöchern, die Stadt Kaarst befürchtet entgangene Gewerbesteuer." Da könne Amprion mit Geld etwas erreichen. Braun: "Das ist in der Tat ein Thema, das wir angehen werden."

(RP)
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