Meerbusch/Kaarst Amprion will Stromkonverter in Kaarst

Meerbusch · Der Stromnetzbetreiber Amprion hat am Mittwoch die so genannte Dreicksfläche in Kaarst zwischen A57 und Bahnlinie an der Stadtgrenze zu Meerbusch zu seinem Vorzugsstandort für den Bau eines geplanten riesigen Stromkonverters erklärt. Als mögliche Alternative nennt Amprion einen Bereich am Umspannwerk im Dormagener Stadtteil Gohr. Andere Standorte - lange hatte Amprion ein Feld im Meerbuscher Stadtteil Osterath als alternativlos bezeichnet - wird der Netzbetreiber nicht weiterverfolgen.

"Das gutachterliche Ergebnis zeigt, dass die sogenannte Dreiecksfläche in Kaarst und der Standortbereich an der bestehenden Anlage Gohrpunkt gleichwertig für den Bau eines Konverters geeignet sind", erklärte Amprion-Sprecherin Joelle Bouillon. Der Standortbereich in Kaarst weise mit Abstand die größte Entfernung zur geschlossenen Wohnbebauung (1300 Meter) auf, werde deshalb favorisiert. "Damit folgt Amprion der bereits zu Beginn des Suchprozesses formulierten Prämisse des größtmöglichen Abstands zur geschlossenen Wohnbebauung", sagte die Sprecherin. Sie betonte: "Alle anderen Standortbereiche werden nicht weiter betrachtet."

Die Konverteranlage soll eine Grundfläche von rund 100.000 Quadratmeter haben und bis zu 20 Meter hohe Hallen umfassen. Im Zuge der Energiewende soll er dazu dienen, die Versorgungssicherheit in Baden-Württemberg nach Abschalten des AKW Philippsburg 2019 sicherzustellen. Zunächst wird er dazu dienen, herkömmlich erzeugten Wechselstrom in Gleichstrom umzuwandeln; dieser Strom soll auf der westlichsten der drei geplanten Stromautobahnen nach Baden-Württemberg fließen. In einem zweiten Schritt soll der Konverter auch dazu dienen, NRW mit Windstrom von der Küste zu versorgen. Der entsprechende Abschnitt der Stromautobahn wird allerdings erst nach Abschalten des AKW Philippsburg fertig.

Auf Basis einer großräumigen Analyse hatte Amprion in der ersten Stufe bis Juni 19 mögliche Standortbereiche im Rhein-Kreis Neuss ermittelt, von denen sechs in der Abwägung als besser geeignet eingestuft wurden. In der zweiten Stufe wurden in den vergangenen Monaten Daten und Informationen wie zum Beispiel Bebauungspläne der sechs Bereiche aus den Kommunen ergänzt. Die von Dritten vorgeschlagene Dreiecksfläche in Kaarst wurde vorbehaltlich einer erforderlichen Nutzungsänderung gutachterlich geprüft. Die Fläche ist derzeit im Regionalplan für den Kiesabbau reserviert.

In der zweiten Stufe erfolgte die Bewertung anhand von drei Kriteriengruppen. So wurde unter anderem der Abstand zur geschlossenen Wohnbebauung betrachtet und die Erholungsfunktion der Standortbereiche für die Bürger untersucht ("Raumbedeutende Umweltaspekte").Vor allem diese Kriterien haben einen starken direkten Bezug zum Menschen und wurden daher hoch gewichtet. Darüber hinaus bewertet das Gutachten das Bestehen von Siedlungs-, Gewerbe-, Industriebereichen ("Sonstige Raumbedeutsame Aspekte") sowie die Anordnungsmöglichkeiten des Konverters auf einem Standortbereich oder die Anbindung an das 380-kV-Netz ("Umsetzbarkeit der Planung"). Die Realisierung des favorisierten Standortbereichs in Kaarst hängt von der Lösung des Konflikts mit der bestehenden raumordnerischen Ausweisung als "Bereich für die Sicherung und den Abbau oberflächennaher Bodenschätze" ab. Amprion will als Vorhabenträger die nötigen Schritte unternehmen, um den Bau des Konverters auf der Kaarster Dreiecksfläche zu ermöglichen. Dazu zählteeine entsprechende Stellungnahme im laufenden Verfahren zur Änderung des Regionalplans (Zieländerung), aber auch die gutachterliche Vorbereitung eines Zielabweichungsverfahrens. Hier muss der Nachweis erbracht werden, dass die Abweichung unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und die Grundzüge der Regionalplanung nicht berührt werden. Das Zielabweichungsverfahren kann dann im Zuge des Planfeststellungsverfahrens beginnen.

Amprion setze weiter auf den Dialog mit den Gemeinden und Bürgern und werde mit Veranstaltungen über die nächsten Schritte sowie die Umsetzung des Konverter-Baus informieren, sagte die Sprecherin. "Bei der Gestaltung des Standorts plant Amprion die Beteiligung der Bürger."

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