Meerbusch AMW - Meerbuschs mächtigste Frau

Meerbusch · Sie hat die Wahl zur Bürgermeisterin im ersten Wahlgang souverän gewonnen. In den kommenden Jahren wird Angelika Mielke-Westerlage die Geschicke der Stadt bestimmen, als erste Frau überhaupt. Wer ist der Mensch dahinter?

 Als junge Auszubildende bei der noch jüngeren Stadt Meerbusch.

Als junge Auszubildende bei der noch jüngeren Stadt Meerbusch.

Foto: AMW

Lange hat Angelika Mielke-Westerlage am Sonntagabend Gratulanten abgewiesen. Da zeigte die Leinwand bei der zentralen Wahlparty in Strümp zwar schon in großen Zahlen ihren 28-Prozent-Punkte-Vorsprung bei der Bürgermeisterwahl an. Aber noch fehlten die Ergebnisse aus dem letzten der 51 Stimmbezirke. In Hoxhöfe wurde noch ausgezählt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Hoxhöfe das Ergebnis der Bürgermeisterwahl ins Gegenteil verkehren würde, tendierte zwar gegen null. Aber: sicher ist sicher.

Seit Sonntagabend ist klar: Angelika Mielke-Westerlage wird die erste hauptamtliche Bürgermeisterin in der Geschichte der Stadt Meerbusch. Es ist die Krönung eines Werdegangs, der ein bisschen an die Geschichte vom Tellerwäscher erinnert, der als Millionär endet. Am 13. September 1954 wurde Mielke-Westerlage in Lank-Latum als drittes von vier Kindern geboren. Das Elternhaus: christdemokratisch geprägt. Zwei ältere Brüder, eine jüngere Schwester - schon zu Hause muss sie lernen, sich durchzusetzen. Mit 16 bewirbt sie sich für eine Ausbildung bei der just in jenem Jahr gegründeten Stadt Meerbusch - und wird zunächst abgelehnt. Bis sich jemand für sie einsetzt, der sie kennt. "Die ist pfiffig und fleißig; die müsst Ihr nehmen."

 Ein bisschen verdrossen dreinblickend als Kommunionkind.

Ein bisschen verdrossen dreinblickend als Kommunionkind.

Foto: AMW

Charaktereigenschaften, die auch einer politischen Karriere förderlich sein können. An eine 18-monatige Weiterbildung hängt sie ein Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin dran, tritt mit 30 Jahren ihre erste Abteilungsleiterstelle im Hauptamt an. Mit 45 Jahren ist sie städtische Verwaltungsdirektorin - ein Amt, das heute der Bürgermeister ausfüllt. 2007 wird das CDU-Mitglied Mielke-Westerlage mit großer Mehrheit zur Beigeordneten gewählt und verantwortet die Themenfelder, die der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder mal als "Gedöns" abgetan hat: Soziales, Familie, Kultur, Umwelt. Es sind aber genau die Themenfelder, die in den vergangenen Jahren gesellschaftlich an Relevanz gewonnen haben. Und denen Meerbuschs künftige Bürgermeisterin Relevanz verliehen hat. Ob U3-Ausbau oder Klimaschutzkonzept - Mielke-Westerlage gräbt sich in die Themen ein, ist über jedes Projekt im Bilde. Über Parteigrenzen hinweg wird sie geschätzt, weil sie Argumente wichtiger nimmt als eine Parteilinie. Aber es müssen auch Argumente kommen, sonst setzt sich die Frau mit einem Faible für Jackets mit Blümchenmuster schnell durch. Bei Arbeitsgesprächen ist sie top-vorbereitet, hat sich zuvor stets abgesichert. Zahlen sind ihr wichtig, Controlling, damit man vergleichen kann. Wo steht Meerbusch? In der Schule stand sie mit Mathe noch auf Kriegsfuß.

 Angelika Mielke-Westerlage als Teenager.

Angelika Mielke-Westerlage als Teenager.

Foto: Mielke-Westerlage

Als der CDU-Parteivorsitzende Werner Damblon Anfang 2013 bekanntgibt, dass er fürs Amt des Bürgermeisters kandidieren will, kommt eine Findungskommission mit Vertretern von SPD, FDP, Grünen, UWG und Zentrum auf Mielke-Westerlage zu und bittet sie, für sie zu kandidieren. Das lehnt sie ab; kandidiert aber, als Damblon aus beruflichen Gründen seine Kandidatur zurückzieht. Die beiden Kinder, die sie mit ihrem Mann - dem Leiter des Rechtsamts, Heinrich Westerlage - hat, sind aus dem Haus... AMW ist in Meerbusch bestens vernetzt, wohnte nicht nur in Lank, sondern auch in Büderich, Bovert, jetzt im Dorf in Osterath. Sie schätzt das Schützenwesen ebenso wie die Kultur. Und sie ist stets gut informiert; in der Verwaltung wird kolportiert, enge Kontakte in die Poststelle würden es ihr ermöglichen, wichtige Post noch vor dem Bürgermeister zu lesen.

Vor allem aber ist Mielke-Westerlage tatkräftig. Ihr Arbeitstag scheint 48 Stunden zu haben. Und gewitzt ist die scheidende Dezernentin: Bei einem Kaffeetrinken mit einem Meerbuscher Bürger konnte sie ihm eine 20 000-Euro-Spende für einen neuen Kunstrasenplatz in Bösinghoven entlocken. Auf ein Abendessen mit AMW sollte man sich besser nicht einlassen.

(RP)
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