Meerbusch Auf Abruf im Einsatz

Meerbusch · Niklas Coppel ist Freiwilliger Feuerwehrmann, weil er Menschen in Not helfen möchte. Dafür opfert er regelmäßig seine Freizeit, springt nachts aus dem Bett, wenn sein Piepser geht. Beim Löschzug Osterath schätzt er die Kameradschaft.

 Niklas Coppel hat einen kurzen Weg, wenn er zum Einsatz gerufen wird: Er wohnt über dem Feuerwehr-Gerätehaus in Osterath. Bei fast jedem Einsatz des Löschzugs ist er dabei.

Niklas Coppel hat einen kurzen Weg, wenn er zum Einsatz gerufen wird: Er wohnt über dem Feuerwehr-Gerätehaus in Osterath. Bei fast jedem Einsatz des Löschzugs ist er dabei.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Zwischen 100 und 130 Einsätzen fährt der Löschzug Osterath pro Jahr. Niklas Coppel ist fast bei jedem dabei. Für den Freiwilligen Feuerwehrmann ist es keine Frage: Wenn der Piepser geht, hat das Priorität. Egal, ob er gerade mit Freunden zusammensitzt, ob er um drei Uhr nachts aus dem Schlaf gerissen wird oder auf der Arbeit ist. "Ich bin stolz darauf, bei der Feuerwehr zu sein und Menschen zu helfen, die in Not sind", sagt der 21-Jährige. "Da tut man etwas für die Öffentlichkeit."

Der Eintritt in die Jugendfeuerwehr war ein Geschenk zum achten Geburtstag von seinem Vater, der Berufsfeuerwehrmann in Neuss ist. Seitdem ist Niklas Coppel dabei, lernte die Feuerwehrtechniken zunächst spielerisch. Mit 18 wechselte er in die aktive Wehr, hat die Ausbildungen zum Atemschutzgeräteträger, zum Truppführer, zum Maschinisten und zum Funker gemacht.

Das Besondere am Ehrenamt bei der Feuerwehr sei die Kameradschaft, sagt Coppel. "Bei den Einsätzen arbeiten wir gemeinsam, aber wir verbringen auch in der Freizeit Zeit miteinander." Viele enge Freunde hat er so gefunden. "Kameradschaft ist ein etwas angestaubter Begriff, aber er wird bei der Feuerwehr gelebt", erklärt Brandinspektor Lutz Meierherm. "Wir müssen im Zweifel unsere Sicherheit und unser Wohl in die Hand des anderen legen und uns absolut darauf verlassen können, dass der Nebenmann richtig agiert." Auch das gemeinsame Verständnis, jederzeit für einen Einsatz nachts aufzustehen oder alles liegenzulassen, schweiße zusammen.

Die meisten Einsätze sind für die Feuerwehrleute Alltagsgeschäft. Nachts um drei, ein leichter Verkehrsunfall bei dem die Unfallstelle abgesichert, die Betroffenen betreut werden müssen. "Das läuft wie selbstverständlich ab, da geht man direkt danach nach Hause, legt sich wieder hin und schläft weiter", erklärt Meierherm. Es gibt aber auch Fälle, die den Einsatzkräften nahe gehen: "Wenn Kinder und Leute schwer verletzt sind oder es Tote gibt", sagt Niklas Coppel. Die Zahl der Brandtoten habe glücklicherweise stark abgenommen, sagt Meierherm, auch dank Rauchmeldern. "Da wir aber drei Autobahnen betreuen und reichlich überörtliche Straßen, wo schnell gefahren wird, gibt es häufig Autounfälle." Am meisten in Erinnerung geblieben ist den beiden Männern ein Datum, das wohl jeder bei der Meerbuscher Feuerwehr direkt zuordnen kann. Der 5. Dezember 2017 - das Zugunglück in Osterath. "Da waren so viele Verletzte, die betreut werden mussten, und jeder hat nur geguckt, wo er anpacken kann", erinnert sich Coppel.

"Wir setzen uns nach schwierigen Einsätzen hin und sprechen darüber", ergänzt Meierherm. In jedem Löschzug gibt es für solche Fälle außerdem speziell geschulte Personen, die sich kümmern, wenn jemand mit dem Gesehenen nicht zurechtkommt. Auf traumatische Erlebnisse reagiert jeder anders. Meierherm: "Auch deshalb ist es wichtig, dass wir uns sehr gut kennen, damit wir merken, wenn sich jemand nicht normal verhält."

Eigentlich ist Niklas Coppel Elektriker, das hilft bei Einsätzen: "Wenn man bei einem kleinen Brand im Sicherungskasten die Anlage abstellen kann. Oder wenn ein Keller unter Wasser steht und geprüft werden muss, ob das unter Strom steht." Im Betrieb trifft er auf Verständnis, wenn er während der Arbeitszeit zum Einsatz gerufen wird. Sein Chef ist auch bei der Feuerwehr, meistens fahren sie zusammen zu den Einsätzen. Das ist nicht selbstverständlich. Die Tagesverfügbarkeit sei auch in Meerbusch ein wichtiges Thema, erklärt Meierherm. "Manchmal müssen wir bei Arbeitgebern dafür werben, wie wichtig die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr ist." Rechtlich gesehen müssen Feuerwehrmänner für Einsätze und Lehrgänge freigestellt werden. "Die Realität in vielen Betrieben sieht aber anders aus."

Auf Niklas Coppels Einsatzjacke steht sein Nachname. Mit dem großen roten Feuerwehrwagen ist er schon hunderte Male gefahren. Ist die Arbeit bei der Feuerwehr das, wovon so viele kleine Jungs träumen? "Da steckt mehr dahinter, als nur leuchtende Augen, im Wagen mitzufahren oder die Klamotten zu tragen", sagt Niklas Coppel.

"Wer bei der Freiwilligen Feuerwehr dabei sein will, muss Prioritäten setzen. Halbe Sachen gibt es da nicht."

(tak)
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