Meerbusch Aus „dem Nichts“ wurde eine Kulturstätte

Düsseldorf · Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts schien es, als sei die 1823 erbaute Turmwindmühle an der heutigen Kemperallee endgültig dem Verfall preisgegeben. Denn nachdem der Lanker Bäckermeister und Erbauer Adolph Frangen im Jahr 1900 die Bewirtschaftung aufgegeben hatte, nagte der Zahn der Zeit vehement an der „Neuen Mühle“. Trotzdem hat dieses Bauwerk eine bewegte Geschichte, geriet unter anderem 1959 in den Wirkungskreis des renommierten Büdericher Bürgers Professors Ewald Mataré. „Er sah sich die Ruine an und ging kopfschüttelnd wieder von dannen“, erinnert sich Karl Schmalbach. Der Heimatfreund und Mundarttheater-Macher war nicht nur Augenzeuge dieses Vorgangs, sondern auch auf ungewollte Weise für fast fünf Jahre Bewohner der angrenzenden Müller-Wohnung: „Auch deshalb bin ich besonders legitimiert, hier und heute über die Mühle zu reden“.

Anlass dazu war die von der Stadt Meerbusch initiierte Feier zum Gedenken an die Mühlen-Renovierung vor 25 Jahren. Und wie zur Eröffnung der komplett sanierten „Teloy-Mühle“ unterhielt Schmalbach mit historisch belegten, in kurzweilige Anekdoten verpackten Daten. Er und auch Dieter Spindler hoben das Engagement des Heimatkreises um den Mühlenaufbau hervor. „Die Entscheidung, die traurigen Reste nicht ihrem Schicksal zu überlassen, war goldrichtig“, so der Bürgermeister. Dass es im Vorfeld auch politisch ummantelte Querelen gab, ist nicht in Vergessenheit geraten. Umso mehr wird die heutige Akzeptanz der „guten Stube der Stadt“ geschätzt.

Änderung der Nutzungsordnung

Es überlagert die Sorgen um die „altbautypischen Unwägbarkeiten“ und auch die Bedenken wegen des stark ausgereizten Belegungsplanes der Kulturstätte. „Die Vereine sollten die Räumlichkeiten häufiger nutzen können“, so Heimatkreis-Vorsitzender und zweiter Bürgermeister Franz-Josef Radmacher. Er denkt angesichts der vielen Ausstellungen an das Einbringen einer Änderung der Nutzungsordnung.

Radmacher hat bei der Mühlen-Restaurierung selbst mit Hand angelegt. Denn mit den vom Heimatkreis gesammelten Geldern wurde unter seiner Anleitung der Dachstuhl gezimmert. „Die Entwicklung einer Kulturstätte aus dem Nichts ist bemerkenswert“, findet nicht nur Karl Schmalbach. Dass nun mit dem vor zwölf Jahren eröffneten Forum Wasserturm Meerbuschs Kulturleben überwiegend in Lank stattfindet, ist für den Lotumer-Buretheater-Chef nicht selbstverständlich.

„Jetzt erst recht“

Die Restaurierung der nach dem ehemaligen Pächter Teloy benannten Mühle aber sei auch dem typisch trotzigen Lotumer „Jetzt erst recht“ zu verdanken. Mehr darüber ist in Schmalbachs überaus launiger Jubiläums-Rede nachzulesen, die in den „Heimatblättern“ des Heimatkreises Lank e. V. komplett veröffentlicht wird.

(RP)
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