Ostern 2014: Neues Leben Aus eigenem Leid wird der Wille zu helfen

Meerbusch · In der IG Niere NRW möchte Klaus Holthuysen Nierenkranken die Unterstützung bieten, die ihm selbst in seiner schwersten Zeit zuteilwurde

 Aus seiner langen Krankengeschichte hat Klaus Holthuysen viel Mut und Disziplin gewonnen. Als Vorsitzender der IG Niere NRW hilft er nun anderen chronisch nierenkranken Patienten, ihr schweres Schicksal zu meistern.

Aus seiner langen Krankengeschichte hat Klaus Holthuysen viel Mut und Disziplin gewonnen. Als Vorsitzender der IG Niere NRW hilft er nun anderen chronisch nierenkranken Patienten, ihr schweres Schicksal zu meistern.

Foto: Lothar Berns

Fragt man Klaus Holthuysen, wie es ihm geht, fällt die Antwort sehr kurz aus: "Gut", sagt er und klingt dabei ehrlich und zufrieden. Selbstverständlich ist das nicht, denn Holthuysen hat viele schwierige Jahre hinter sich - eine Zeit, in der er um sein Leben fürchten musste, die von ständiger Ungewissheit geprägt war und die ihn verändert hat. Zweimal musste sich der 68-Jährige einer Nierentransplantation unterziehen. Jahre verbrachte er zwischenzeitlich an der Dialyse, nahm mehr als 20 Tabletten am Tag und ging trotzdem noch motiviert ins Büro. Mittlerweile führt der Osterather wieder ein normales Leben, ist glücklich über das "Geschenk" das ihm zuteilwurde, einfach dankbar. So dankbar, dass er sich seit Jahren für andere nierenkranke Menschen engagiert und sie während des bangen Wartens auf eine Spenderniere begleitet. Für seinen Einsatz als Landesvorsitzender der IG Niere NRW wurde Klaus Holthuysen erst kürzlich mit der Ehrennadel des Bundesverbands Niere ausgezeichnet. In der Selbsthilfeorganisation hat er seine Berufung gefunden.

Ein Blick in die Vergangenheit: Erst im Alter von 18 Jahren wurde bei Holthuysen während der Musterung ein angeborener Nierendefekt festgestellt. "Etwas beunruhigend war das schon", erinnert er sich. "Aber in den Jahren danach war alles noch ganz normal." Mit 40 jedoch nicht mehr: Die ersten Beschwerden kamen auf, etwa ständiger Bluthochdruck, Nierenversagen drohte. 1990 musste Holthuysen dann zum ersten Mal für ein Jahr regelmäßig ins Krankenhaus zur Dialyse, dann kam unerwartet der "glückliche Anruf". Eine Spenderniere steht zur Verfügung. Alles überstanden?

"Nein, denn niemand kann voraussagen, wie lange die neue Niere funktioniert", so Holthuysen. "Bei mir waren es sieben Jahre." Danach ging alles wieder von vorne los: Die Beschwerden kamen wieder. Drei weitere Jahre musste Holthuysen wieder mehrmals in der Woche ins Krankenhaus an die Dialyse-Maschine. An den "normalen" Tagen ging er weiterhin seinem Beruf als Leiter für Finanz- und Rechnungswesen bei einem internationalen Gasanbieter nach. Mit Disziplin und der "Jetzt-erst-recht-Einstellung" bemühte er sich, sein geordnetes Leben beizubehalten. "Wichtig ist, dass man sich nicht unterkriegen lässt. Das hilft bei jeder Krankheit", sagte er. Sein Optimismus zahlte sich aus. 2002 bekam er zum zweiten Mal den entscheidenden Anruf. Wieder stand ihm eine Niere zur Transplantation zur Verfügung - diesmal eine "gute Niere", sie funktioniert bis heute.

Klaus Holthuysen weiß, dass seine Krankengeschichte keine typische war. "Ich hatte großes Glück, zwei Mal eine neue Niere zu bekommen. Anderen ergeht es wesentlich schlechter", sagt er. Das neue Organ sei ein Geschenk, für ihn gleichzeitig aber auch eine große Verpflichtung. Seit 1990 ist Holthuysen Mitglied in der IG Niere NRW, einer Selbsthilfeorganisation für Patienten, die auf ein Spendeorgan warten. 2004 wurde er als Kassierer in den Vorstand gewählt, heute ist er Landesvorsitzender und außerdem in der Stiftung "Aktion Niere" aktiv. Über sich selbst sagt er: "Ich bin ein sozialer Mensch, ein Kümmerer, der auch keine Scheu hat, einem Fremden auf der Straße zu helfen."

Locker und lebenfroh ist er auch. Als Beweis dient seine zweite Operation: Das Erste, was Holthuysen unmittelbar nach dem Aufwachen aus der Narkose von den Ärzten verlangte, war nicht etwa eine Diagnose, sondern: "Irgendwas zu Essen."

(RP)
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