Meerbusch "Baaa Biii Baaa" - eine Gospelprobe

Meerbusch · Der Gospelchor "Spirit of Joy" hat zur offenen Chorprobe nach Büderich eingeladen - sieben Neugierige kamen in die Christuskirche, um die "frohe Botschaft" mitzusingen.

 Zum ersten Mal dabei: John Boulton und Jenny Junge (vorne) wollen ausprobieren, ob das Gospel-Singen etwas für sie ist. Der chor freut sich immer über neue Mitglieder - vor allem männliche.

Zum ersten Mal dabei: John Boulton und Jenny Junge (vorne) wollen ausprobieren, ob das Gospel-Singen etwas für sie ist. Der chor freut sich immer über neue Mitglieder - vor allem männliche.

Foto: Ulli Dackweiler

Der Gospelchor "Spirit of Joy" wärmt sich auf: Man gähnt, summt die Tonleiter rauf und runter, trainiert das Zwerchfell, schnauft und singt mehrmals "Baaa Biiii Baaaa". Chorleiterin Angelika Rehaag erklärt: "Gähnen gehört zur Gesangstechnik. Es entspannt die Halsmuskulatur." So starten die Proben in der evangelischen Christuskirche in Büderich - diesmal sind auch sieben potenzielle Neuzugänge zum Schnuppersingen dabei. Zur Begrüßung gibt es eine Flasche Wasser.

Vereinsvorsitzende Gabi Klinkhammer ermutigt die Gäste: "Fühlt euch pudelwohl. Die Nervosität ist gleich vergessen." Über Klinkhammer wurde John Boulton auf die offene Probe aufmerksam. Wegen einer Fensterreparatur war der 70-Jährige neulich im Büro der Bau- und Möbelschreinerei Klinkhammer. Dort hang ein Plakat für ein Chorkonzert: "Ich erzählte, dass ich bereits in einem Chor und einer Rockband singe." Boulton zog 1973 von Manchester nach Büderich, der britische Akzent blieb hartnäckig.

Boulton resümiert: "Chorleiterin Rehaag hat die Leute mitgerissen." Weil man im Chor ohne Noten singe, seien alle auf Rehaag und vor allem ihre Gestik fixiert. Nur: "Die Proben überschneiden sich zeitlich mit meinen Band-Proben."

Gospel heißt übersetzt "frohe Botschaft", es ist sozusagen das gesungene Evangelium. Die Lieder sind energiegeladen. Man reckt die Hände zum Himmel, klatscht und schwingt mit: "Wir Engländer nennen das ,happy-clappy', fröhlich und ausgelassen", sagt Boulton. "Es ist nicht unbedingt mein Stil." Trotzdem möchte er noch mal bei "Spirit of Joy" vorbeischauen.

Jenny Junge gefällt genau dieser Stil: "So begegnet man der Kirche und Gott peppiger", sagt die 28-Jährige. "Ich hatte schon immer die Ambition, im Chor zu singen." Doch es hakte an der Zeit. Der Anstoß: Ihr Sohn ist Neu-Konfirmand und beim Begrüßungsgottesdienst in der Christuskirche erlebte sie den Chor "Spirit of Joy".

Nach dem Auflockern verteilt Rehaag Blätter mit Gospel-Songs. Los geht es mit "Blessed be the name of the Lord" von Clarence Eggleton. Rund eine Stunde übt der Chor zwei Zeilen. Erst einzeln, Sopran, Alt, Tenor, Bass, dann zusammen. "Alles gut?", fragt Rehaag. Nicken. Tonfolge und Rhythmus verstanden. Deutlicher singen, nicht bitter, nicht quietschend: "Die Anleitungen sind verblüffend treffend. Auch für Laien", sagt Jenny Junge. Mit ihrem Ehemann möchte sie definitiv zur nächsten Probe gehen. "In der normalen Probe geht es zackiger zu, es gibt weniger Erklärungen", sagt Vorsitzende Klinkhammer.

Unter den Gästen waren ungefähr gleich viel Männer und Frauen. "Spirit of Joy" freuen sich stets über Neuzugänge. Oktober letzten Jahres startete der Chor sogar eine Kampagne, um den Männermangel auszugleichen. Das Verhältnis damals: 10 zu 49. Tino Gabriel las davon in der Rheinischen Post und machte mit. Bei der dritten Probe gab es einen Stimmcheck. Bis zum ersten Konzert müssen Neumitglieder mindestens sechs Monate warten: "Man muss lernen", so Gabriel. Der Chor gewann durch seine Kampagne "Sing with us!" drei männliche Mit-Sänger.

(RP)
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