Meerbusch Begleiterin auf dem letzten Weg

Meerbusch · Vor 20 Jahren übernahm Hanne Jäger das 1883 gegründete Bestattungsunternehmen und führt es seither in der vierten Generation fort. In den vergangenen Jahren hat sich in ihrer Branche fast alles gewandelt.

 Hanne Jäger in der hauseigenen freistehende Trauerhalle. Bis heute ist es die einzige in Meerbusch.

Hanne Jäger in der hauseigenen freistehende Trauerhalle. Bis heute ist es die einzige in Meerbusch.

Foto: hjba

Mit einem "Tag der offenen Tür" begeht das Bestattungshaus Jäger am 19. August gleich zwei Jubiläen: Die hauseigene freistehende Trauerhalle, bis heute die einzige in Meerbusch, wurde vor zehn Jahren eingeweiht. Vor 20 Jahren übernahm Hanne Jäger das 1883 vom Osterather Schreinermeister Martin Jäger gegründete Geschäft und führt seitdem die Familientradition in der vierten Generation fort.

So könnte es eines Tages auch weitergehen. Ihre 22-jährige Tochter wurde in Bonn ebenfalls zur Bestattungs-Fachkraft ausgebildet, wo sie derzeit noch arbeitet. Zum Jubiläumstag wird Victoria Jäger aber nach Hause kommen. Gegen 13 Uhr präsentiert sie die neuen technischen Möglichkeiten, mit denen die Trauerhalle in dieser Woche erst bestückt wurde: einen nach oben fahrbaren "TV-Lift" mit Display. Damit können Bilder aus dem Leben des Verstorbenen gezeigt und mit Musik unterlegt werden. Weitere Fixpunkte des Programms gestalten die Trauerrednerinnen des Unternehmens: Gabriele Jöhren gibt gegen 11.30 Uhr einen kleinen Einblick in die Firmengeschichte. Um 14 Uhr erinnert Uschi Elmering in einer kleinen Gedenkfeier an die Verstorbenen der letzten zehn Jahre. Die Trauerrednerinnen sind eine feste Säule des Bestattungshauses. Sie begleiten den Abschied von einem Menschen, der nicht kirchlich gebunden ist, mit persönlichen Worten und beleuchten dessen Lebensstationen.

Seit 1967 habe sich in ihrer Branche fast alles gewandelt, sagt Hanne Jäger. Am deutlichsten wohl in der bevorzugte Art der Bestattung. Damals dominierten Erdbestattungen, heute machen sie höchstens noch 30 Prozent aus. Extrem gestiegen sind dafür die Urnenbeisetzungen. Mehr und mehr wird auch nach einer Ruhestätte im Friedwald - wie er im Meererbuscher Wald 2018 entstehen soll -, einem Wiesengrab oder einer Seebestattung in Nord- und Ostsee verlangt. Dass sich dafür auch Flüsse anbieten, ist weniger bekannt und auch nur in Holland möglich, auf Maas, Waal, Ijssel und Rijn. Die Angehörigen können die Urne bis zuletzt begleiten.

Weil die Menschen immer älter werden, nimmt die Zahl der Bestattungen in Meerbusch kontinuierlich zu. Hanne Jäger wickelte anfangs etwa 140 im Jahr ab, jetzt sind es um die 200. Mit der Zeit prägten sich unterschiedliche Wünsche aus. Immer häufiger tragen die Verstorbenen ihre eigene Kleidung. "Einmal war auch ein Brautkleid dabei", berichtet die Bestatterin. "Wir versuchen auf alles einzugehen, besorgten auch schon Maiglöckchen im März."

Eine große Rolle spielt die Auswahl der Musik. Geistliche Lieder wurden zugunsten weltlicher bis hin zur Popmusik zurückgedrängt. Im Regal neben Hanne Jägers Schreibtisch stapeln sich CDs von André Rieu. "Einer der Favoriten", erklärt sie. "Daran bin ich als treuer Fan nicht ganz unschuldig." An ihrem Beruf schätzt sie die tätige Hilfe für Familien in schmerzlichen und oft traumatischen Situationen: "Ich wollte Lehrerin werden. Doch dann erkannte ich, dass es für mich nichts Schöneres geben kann." Und wenn es gar zu traurig wird, spenden Kater Niko und die weiße Trixi Trost. "Meine beiden Psychologen", sagt Hanne Jäger. "Oft beobachte ich, dass Angehörige die Katzen streicheln und dadurch sofort ruhiger werden."

(RP)
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