Meerbusch "Bildung geht alle an"

Düsseldorf · Sie sind 17 und 18 Jahre alt. Viele würden gern und dürfen nicht, die meisten dürfen, aber einige wollen nicht wählen. Im Politik-Kursus diskutieren die Schüler der Gesamtschule, warum man unbedingt seine Stimme abgeben sollte.

Für Isabella Petersohn ist die Sache klar: Jeder sollte wählen gehen. "Sonst wird die Wahlbeteiligung immer niedriger, und die falsche Partei kommt an die Regierung." So wie Isabella, die mit 17 noch nicht wahlberechtigt ist, aber am liebsten schon jetzt ihr Kreuzchen machen würde, geht es nicht allen im Gesellschaftslehre-Kurs der elften Klasse. Peer Petry besucht auch die Maria-Montessori-Gesamtschule in Büderich. Zur Wahl geht er nicht, obwohl er schon 18 Jahre alt ist. "Kein Interesse", sagt er. "Sicher. Einfluss könnte man dadurch schon ausüben, aber es lohnt nicht." Sein Mitschüler Silas Sültemeyer weiß zwar noch nicht, für wen er sich entscheidet, aber er will sein Kreuzchen machen. "Wo, das finde ich noch raus. Im Internet", sagt er. Wichtige Kriterien, um eine Partei zu wählen, sind für ihn soziales Engagement und vor allem: "keine Studiengebühren." "Bildung geht alle an", sagt auch Simon Brinkmann, der einer der wenigen Schüler ist, die sich politisch engagieren. Er gehört zu den Grünen in Kaarst und findet weder das Abitur nach der 12. Klasse gut, noch will er Studiengebühren zahlen. Simon ist auch einer der wenigen, die zumindest drei der vier Kandidaten kennen, die in Meerbusch für den Landtag kandidieren. "Ja. Der Lutz Lienenkämper. Der ist von der CDU und Verkehrsminister", sagt er. Dass er Oliver Keymis, den Grünen Kandidaten und Landtagsvizepräsident kennt, ist klar. Auch Jan Cwik, der für die FDP antritt, ist ihm ein Begriff.

Doch Köpfe scheinen die Schüler eher weniger zu interessieren. Das Gesicht von Nicole Niederdellmann-Siemes, die für die SPD zum ersten Mal antritt, kennt keiner, obwohl der Weg zur Schule entlang des Laacher Wegs mit SPD-Plakaten gepflastert ist. André Rohstock kommt aus den Rheingemeinden nach Büderich und hat auf dem Schulweg eher die Plakate von Die Linke und Zentrum registriert. Er will nicht unbedingt die renommierten Parteien unterstützen. "Man müsste schauen, was sie von ihren Versprechen umgesetzt haben", findet er. "Die Parteien sollen nicht so viel versprechen", sagt auch Johanna Boege (17). Simon Brinkmann sieht das pragmatischer und verteidigt die Parteiarbeit. "Eine Partei kann nicht immer alles durchsetzen, was sie gut finden würde. Zur Politik gehören auch Kompromisse", berichtet er von seiner Erfahrung. Marten Overath findet es umso wichtiger, sich frühzeitig mit Politik auseinanderzusetzen. Er ist 17 und würde gern wählen. "Es macht doch kaum einen Unterschied, ob man mit 17 oder 18 zur Urne geht." Christopher Daub hat Glück. Er ist gerade 18 geworden. Angesichts des Geburtstagsständchens, das seine Mitschüler ihm bringen, winkt er cool ab. "Ich gehe als Mitläufer wählen", sagt er. Aber er geht.

(RP)
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