Meerbusch Bürger wollen Nachtlicht

Düsseldorf · Unmut über städtisches Stromsparen: Bei der RP-Telefonaktion sprachen sich am Donnerstag rund 50 Anrufer und Mail-Schreiber einstimmig für das Einschalten der Straßenbeleuchtung auch nachts zwischen 1.30 und 4 Uhr aus.

Meerbuschs gewollt dunkle nächtliche Straßen haben einen großen Teil der Bürger gegen Verwaltung und Politik aufgebracht. Für Meerbuschs Versuche, das vermeintlich "problemlose" Sparmodell anderen Kommunen wie Willich schmackhaft zu machen, hat man erst recht kein Verständnis. Das ist das Ergebnis einer gestrigen Telefonaktion der Rheinischen Post.

"Bürger zahlen die Zeche"

"Das Geld, das die Stadt beim Strom spart, zahlen letztlich die Bürger", sagt Angela Feierabend aus Osterath: In Form von Strom für die Vorgarten-Lampen und Neuanschaffungen nach Einbrüchen und Navi-Diebstählen. Das sieht auch der Büdericher Lutz Hoemske so, dem vor zwei Jahren das fest eingebaute Navi aus seinem Audi gestohlen wurde. Der Wagen war unter einer städtischen Laterne geparkt, die gerade abgeschaltet war, als die Diebe reihenweise Wagen aufbrachen. Schaden: 3500 Euro.

Gerd Groß-Schnellenkamp aus Büderich sieht die Gefahr, dass spät heimkehrende Bürger gegen auf dem Gehsteig stehende Mülltonnen laufen oder — im Sommer — über zur Abholung bereiten Grünschnitt fallen. Ursula Drost-Bongartz aus Nierst ist während der Abschaltung bereits einmal gestolpert. Sie rät Bürgern, nachts Taschenlampen mitzunehmen.

Viele Anrufer verweisen auf den psychologischen Faktor. Selbst wenn gerade keine Serien-Einbrecher unterwegs seien, "achtet man nachts auf jedes Geräusch", erzählt eine Anwohnerin des Erikawegs. Christel Meinzer (Büderich) sieht es genauso: "Das ist sparen am falschen Ende". Gertrud Wenzlaff (91, Lank-Latum) weist darauf hin, dass vor allem Ältere nachts Angst haben müssen. Sie versteht nicht, wieso die Straßen spätnachts düster sind, die Teloy-Mühle aber bis 22.30 Uhr hell angestrahlt werde.

Dr. Erich Braun (Lank-Latum) ärgert sich besonders über die Dunkelheit rund um die Schillerstraße." Dass die Stadt mit ihrem Stromsparmodell jetzt noch in anderen Kommunen Reklame macht, finde ich unmöglich", so der Jurist.

Die Büdericherin Gieselend Kaiser kritisiert, dass die Karl-Arnold-Straße, die ja keine kleine Nebenstraße ist, trotzdem zwischen 1.30 und 4 Uhr "komplett düster" sei. Mehrere Bürger riefen vom Büdericher Hohegrabenweg aus an, wo in der Vergangenheit gleich mehrfach eingebrochen worden war.

Teure Bücherei-Beleuchtung

Ebenso heftig wie das Lampen-Abschalten kritisiert etwa Helgard Voss aus Strümp die Ausgabe der gesparten 50 000 Euro, etwa für die Illumination der neuen Bücherei. Sie steht damit nicht allein: "Ich finde es eine Unverfrorenheit, wie Politiker mit unseren Steuergeldern umgehen, sicherheitsrelevante Kosten einsparen und das Geld an anderer Stelle aus dem Fenster werfen", fasst Elmar Conrads (Büderich) die Meinung vieler Anrufer zusammen.

(RP)
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