Meerbusch Dahin reist Meerbusch in den Urlaub

Meerbusch · Nach der Fußball-WM hat die Meerbuscher das Fernweh gepackt. Die Reisebüros freuen sich in diesen Tagen über viele Buchungen. Neben klassischen Pauschalreisen boomen derzeit vor allem Kreuzfahrten und Individualreisen

Während der Fußball-WM zog es die Meerbuscher noch nicht in die Ferne. Sommer, Sonne und Strand flimmerten schließlich täglich über die Fernsehschirme. Doch seit knapp zwei Wochen herrscht Hochbetrieb in den Reisebüros. Von Städtetouren quer durch Europa, über Pauschalreisen an die Strände im Süden, bis hin zu Fernreisen auf andere Kontinente - derzeit ist die ganze Palette gefragt, berichten die Mitarbeiter. Einen besonderen Anspruch haben fast alle Touristen an ihre Sommerreise: Flexibilität.

Im Reisebüro Albers in Lank hat Daniela Hamacher allein am Vormittag schon acht Kunden mit einer Buchung glücklich gemacht. Die Reiseziele sind ganz verschieden. "Aktuell sind die Emirate sowie viele Ziele in den USA sehr gefragt", sagt sie. "Aber auch die Klassiker, wie die Türkei oder Spanien bleiben Dauerbrenner." Länder wie Griechenland, Ägypten oder Tunesien seien noch zu sehr von den Auswirkungen wirtschaftlicher und politischer Krisen betroffen. "Die Kunden sind noch zu unsicher", sagt Hamacher. "Sie wollen im Urlaub entspannen und sich keine Gedanken um ihr Umfeld machen." Daher werden diese Regionen aktuell eher gemieden.

Umso mehr im Kommen sind Kreuzfahrten und Individualreisen. "Eben alles, was flexibel ist, mehrere Urlaubsstationen hat und nicht an ein striktes Programm gebunden sein muss", erklärt Hamacher. Schließlich solle Urlaub auch Freiheit bedeuten. So sei beispielsweise die Stadtbesichtigungstour in Dubai oft mit weiteren fünf Tagen am Strand verbunden - Shopping und Sightseeing in der Metropole, anschließend Sonne tanken am Strand. In der "heißen Last-Minute-Phase", sei der Kreativität bei der Urlaubsplanung nach Baukasten-Prinzip keine Grenzen gesetzt.

Im Büdericher Reisebüro von Günther Milz sind auch Ziele innerhalb Deutschlands sehr beliebt, etwa ein Ausflug ins Allgäu, in den bayrischen Wald oder an die Nord- und Ostsee. "Das ist der grüne Trend, der sich selbst bei jungen Leuten ab Mitte 20 bemerkbar macht", sagt Milz. "Diese Orte sind plötzlich nicht mehr altmodisch und langweilig, sondern reizvoll zum Klettern, Radfahren oder Wandern. Junge Menschen wollen sich bewegen."

Auch die klassischen Pauschalreisen auf die Balearen, auf die kanarischen Inseln oder in die Türkei werden oft gebucht. Beim Thema Griechenland haben die Büdericher keine Bedenken. "Im Gegenteil", sagt Milz. "Das Land versucht gerade nach langer Krise, seinen internationalen Ruf wiederherzustellen, und lockt mit günstigen Angeboten in qualitativ gute Hotels mit erfahrenem Personal. Das nehmen unsere Kunden gerne an." Schwieriger hingegen sei es bei nahezu allen islamisch geprägten Ländern. "Durch die ganzen Aufregungen der letzten Jahre und den Medienrummel haben diese Regionen mit vielen Vorurteilen zu kämpfen und sind aktuell kein beliebtes Reiseziel", sagt er.

Allein in der vergangenen Woche hatte Milz rund 20 Kunden pro Tag, darunter auch viele Reisende über 50 - der stärkste Kundenstamm für Fernreisen. "Das ist auch immer eine Frage des Budgets", sagt er. "Nicht jeder kann sich eine lange Reise nach Thailand leisten." Jüngere Leute hingegen bevorzugen Städtereisen nach Berlin, Rom, London und Paris oder lassen sich eine große Tour durch mehrere Länder zusammenstellen - Hauptsache man kommt rum. Neugier auf alles, was "mulitkulti" ist, sei vor allem bei jungen Touristen deutlich zu spüren. Erfreulich für den Reisebüro-Inhaber: "Immer mehr junge Kunden buchen bei uns und nicht mehr über das Internet." Ein Zeichen dafür, dass die persönliche Beratung im Vergleich zur schnellen Online-Variante wieder wichtiger wird, glaubt Milz.

Auch im Osterather Reisebüro "Reisefuchs" hat Inhaber Werner Kiwitz in den vergangenen Tagen einige Beobachtungen gemacht: "Bei 30- bis 50-Jährigen ist All-Inklusive-Urlaub, etwa an die türkische Riviera, sehr angesagt", sagt er. "Die Jüngeren gehen da hin, wo es richtig abgeht." Heißt: Mallorca! Auch der Boom der Kreuzfahrten setze sich in diesem Jahr weiter fort. "Es werden immer mehr, jedes Jahr bis zu 15 Prozent Zuwachs bei einer riesengroßen Zielgruppe ab 35 Jahren", sagt Kiwitz. Von der Karibik bis ins Mittelmeer - die Kreuzfahrt bedeute für viele Reisende Flexibilität, Freiraum für spontane Unternehmungen an Land und ständiger Tapetenwechsel. "Außerdem sind die Preise durchaus vergleichbar mit dem Pauschalurlaub im Vier-Sterne-Hotel", sagt Kiwitz. Mit seinem derzeitigen Tagesgeschäft ist der Reisebüro-Inhaber sehr zufrieden. "Alles wunderbar", sagt er. "Prompt war die WM vorbei, ging das große Buchen los."

(RP)
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