Meerbusch Das "Büdericher" Kammerorchester

Meerbusch · Offiziell heißt es "Löricker Kammerorchester". Dabei proben die rund 20 Musiker seit rund 15 Jahren in Meerbusch. Am Sonntag wird das 40-jährige Bestehen in der Betlehemkirche groß gefeiert — natürlich mit einem Konzert.

 Die 20 Mitglieder des Löricker Kammerorchesters treffen sich immer in der Büdericher Betlehemkirche zur Probe. Dort wollen sie am Sonntag auch das 40-jährige Bestehen ihres Ensembles feiern. Auf dem Programm stehen Werke von Haydn, Weber und Porr.

Die 20 Mitglieder des Löricker Kammerorchesters treffen sich immer in der Büdericher Betlehemkirche zur Probe. Dort wollen sie am Sonntag auch das 40-jährige Bestehen ihres Ensembles feiern. Auf dem Programm stehen Werke von Haydn, Weber und Porr.

Foto: Löricker Kammerorchester

Es ist 20 Uhr durch, ein herbstlicher Donnerstagabend. Das Ensemble probt für sein Jubiläumskonzert: "Fantasia" vom Leverkusener Komponisten Michael Porr. Ulrich Cyganek schwenkt den Taktstock durch die Luft, koordiniert mit seinen Händen die Streicher. Nach dem Stück: "Bleistift raus", ruft Cyganek: "Tack, Tack. Nicht vor mir landen. Okay?" Für Laien nicht zu hören und Kenner korrigieren jedes Detail auf dem Notenblatt. Beim Konzert soll schließlich alles perfekt ablaufen.

Das Löricker Kammerorchester feiert am Sonntag Jubiläum. 40 Jahre wird es alt. Das Konzert gibt das Streicherensemble in der Bethlehemkirche in Büderich, in der seit etwa 15 Jahren geprobt wird. Benannt nach dem Düsseldorfer Stadtteil, aktiv musikalisch in einem Meerbuscher, insgesamt also seit jeher linksrheinisch. Wieso das so ist, darauf gibt ein historischer Rückblick Antwort.

Gegründet wurde das Orchester im Frühjahr 1974 durch Irene von Dewitz. Von Dewitz war Kantorin an der evangelischen Philippus-Kirche in Düsseldorf-Lörick. Der Zusammenschluss von zunächst fünf leidenschaftlichen Musikern hieß damals noch "Kammerorchester der Philippus-Kirche". Von Dewitz übernahm das Dirigat und die künstlerische Leitung. Das Angebot sprach sich schnell rum. Immer mehr Interessierte fanden dazu, darunter Profi- und Laienmusiker.

Das Orchester begleitete die Gottesdienste in der Löricker Kirche, arbeitete mit dem Gemeindechor zusammen und gestaltete eigene Konzerte. "Ende der 1990er Jahre wurde Frau von Dewitz pensioniert", erzählt Karin Rückwardt. Die Violinistin kam 1985 durch eine Zeitungsannonce zum Orchester. Das musikalische Engagement war aus organisatorischen Gründen nicht mehr in der Philippus-Kirche möglich.

Da von Dewitz neben ihrem Ruhestand für die Kirchenmusik in der Bethlehemkirche in Büderich zuständig war, arrangierte die Osteratherin eine neue Probestätte für das Kammerorchester. "Der Umzug von Lörick nach Büderich war auch ein Schritt der Selbstständigkeit", sagt Schatzmeisterin Christine Radtke-Schramm.

Von nun an präsentierte man sich als "Löricker Kammerorchester" und gründete einen Förderkreis als eingetragenen Verein. Was vorher durch die Verquickung mit der Gemeinde geregelt wurde, übernahmen die Mitglieder nun an selbst: Verträge, Konzertpläne, Finanzierung. "In Lörick ist das Orchester entstanden, daher der Name", sagt der erste Vorsitzende Wolfgang Fanter. 2009 ist von Dewitz verstorben. Sie hatte jahrzehntelang das Orchester gemanagt. Die Streicher mussten sich neu ordnen. Mehrfach musste der Dirigent gewechselt werden. Aktuell werden sie von Ulrich Cyganek geleitet. Seit der Abkopplung von der Kirchengemeinde wurde das Programm weltlicher.

Zurzeit besteht das Ensemble aus rund 20 Musikern zwischen 39 und 80 Jahren. Sie spielen Geige, Kontrabass, Bratsche oder Cello. Bei Konzerten wird je nach Bedarf Verstärkung - zum Beispiel Bläser - dazugekauft. Im Jahr werden mindestens vier Konzerte mit zwei verschiedenen Programminhalten gegeben. Außer in Düsseldorf und Meerbusch spielte man schon in Wesel oder Wuppertal. "Bei uns gilt der Grundsatz, dass der Eintritt zu unseren Konzerten kostenlos ist", sagt Fanter. Damit keiner von Musik ausgeschlossen werde.

Neue Streicher werden immer gesucht. Die Konfession ist unwichtig, selbst Atheisten seien willkommen. Im Vordergrund steht der Spaß an der Musik und die Möglichkeit, zusammen zu spielen: "Mal ehrlich, eine Geige allein hört sich nicht so schön an wie im Orchester", sagt Fanter. Die Musiker schätzen die Kirche vor allem als Kulisse - und ihre gute Akustik.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort