Meerbusch Das Teehäuschen und das Luxushotel

Meerbusch · Wie das taiwanische Hotel doch noch neben das Teehäuschen kam — und warum beim Thema "Haus Meer" die Devise trotzdem weiter "Abwarten und Tee trinken" heißt

Na bitte, geht doch: Der Teepavillon von Haus Meer neben einem taiwanischen Luxushotel. Morgen soll die Eröffnung stattfinden.

Na bitte, geht doch: Der Teepavillon von Haus Meer neben einem taiwanischen Luxushotel. Morgen soll die Eröffnung stattfinden.

Foto: Columbia University/Collage: Röse

Mächtig erheben sich die geschwungenen Dachbalken des 87 Meter hohen, 490 Zimmer fassenden, von Architekt Yang Cho-Cheng im chinesischen Stil gehaltenen Grandhotels in den bedeckten Himmel, klein wirkt dagegen das Meerbuscher Teehäuschen. Wenn morgen Eröffnung gefeiert wird, kommt zusammen, was nach Ansicht vieler Meerbuscher zusammengehört.

Vielleicht auch deshalb, weil die Eröffnung nicht in Meerbusch stattfindet, sondern in der taiwanischen Hauptstadt Taipeh. Das Grandhotel steht bereits seit den 1950er Jahren dort auf dem Yuanshan-Berg, eröffnet wird das aus Meerbusch gelieferte Teehäuschen.

"Als wir hörten, dass es Probleme mit dem Hotelbau unseres Mitbewerbers neben dem Meerbuscher Teehäuschen gab, haben wir uns gedacht, dass Fünf-Sterne-Hotel und Teehäuschen ja auch auf anderem Weg zusammenkommen können", erklärt ein Mitglied der Duen-Mou-Stiftung, der das Grandhotel gehört.

Zwar hatte der Meerbuscher Stadtrat vor gut 30 Jahren mehrheitlich den Weg für ein Luxushotel auf dem Gelände von Haus Meer freigemacht, allerdings dem Bauherrn die Einschränkung auferlegt, dass der Grundriss des Hotels nicht die Grundmauern des früheren Schlosses überschreiten dürfe, um das Gesamtdenkmal Haus Meer nicht zu gefährden. Diese Einschränkung hätte jedoch nach Auskunft des Grundstückseigentümers zu einem nicht wirtschaftlichen Betrieb des Hotels geführt. Im Jahr 2015 beauftragte er Archäologen mit Bodenschürfungen. Von dem Ergebnis der Expertise erhoffte man sich Auskunft, ob wertvolle Fundstücke außerhalb des einstigen Klosters lagern könnten. Erst im Jahr 2016 wurden die Ergebnisse - mit einer Einschätzung des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege - öffentlich vorgelegt. Klarheit brachten sie nicht.

Da kam das verlockende Angebot aus Taiwan, das Teehäuschen zu kaufen. Über den Kaufpreis von rund 100 Millionen Euro wurde Stillschweigen vereinbart. Dass die Stadt Meerbusch bei Lieferung schuldenfrei sein würde, mag auch Skeptiker überzeugt haben. Erst recht, als der Interessent aus Taiwan zusicherte, den von einer polygonalen Laterne bekrönten neugotischen Gartenpavillon in Meerbusch durch eine Kopie zu ersetzen.

"Es ist schade, dass unsere Gäste wie Ronald Reagan, Nelson Mandela oder Maggie Thatcher den Anblick des Teehäuschens vor ihrer Suite nicht mehr erleben können", heißt es im Vorfeld der Eröffnung von Seiten des Hoteleigentümers. Denn auch wenn der Teepavillon deutlich kleiner als das Grandhotel ist, so hat er doch die höhere Geschichtsträchtigkeit: Er wurde nach Abbruch der Klosterkirche Haus Meer und der Herrichtung des Klostergeländes zu einem klassizistischen Schloss durch die Krefelder Seidenfabrikantenfamilie von der Leyen unter Verwendung von Fundstücken aus dem Abbruch der romanischen Klosterkirche errichtet. Der Pavillon lässt sich in die Zeit vor 1836 datieren. Joseph Clemens Weyhe bezog ihn 1865 in seine Planung des Englischen Landschaftsparkes als einen markanten Punkt ein. Und was wird aus Haus Meer? Ein Insider rät: "Abwarten - und Tee trinken."

(RP)
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