Meerbusch Der Jüdische Friedhof in Lank

Meerbusch · Lank-Latum Zu den wenigen Zeugnissen, die heute noch an jüdisches Leben und jüdische Kultur in Lank-Latum erinnern, gehört der 1878 angelegte jüdische Friedhof an der Uerdinger Straße. Er liegt etwas versteckt außerhalb des Wohngebietes und zurückgesetzt von der Straße.

 Diese Gräber gehören zu dem 1878 gegründeten Friedhof.

Diese Gräber gehören zu dem 1878 gegründeten Friedhof.

Foto: Stadt Meerbusch

Der Friedhof, der seit 1981 zu den Meerbuschern Baudenkmälern gehört, ist relativ klein. Es gibt nur 14 Grabstellen. Bevor es den Friedhof in Lank-Latum gab, wurden die jüdischen Toten auf den Friedhöfen in Linn und Kaiserswerth begraben. Da sich Linn aber zuletzt weigerte, Leichen von auswärts aufzunehmen und da der Transport nach Kaiserswerth über den Rhein insbesondere bei Hochwasser schwierig war, stellte die Israelitische Gemeinde 1876 einen Antrag auf einen eigenen Friedhof beim Lanker Bürgermeister, dem stattgegeben wurde. So kam zum bereits bestehenden Bethaus auch noch der Friedhof hinzu.

Die meisten Grabstellen auf dem Friedhof stammen aus der Zeit vor der Judenverfolgung im Nationalsozialismus. Die Mehrzahl der jüdischen Bewohner Lank-Latums wurde 1941 nach Riga deportiert und später ermordet. Nur drei Juden aus Lank-Latum überlebten den Holocaust.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde von Nachkommen ein zusätzlicher Stein für die 1937 verstorbene Eliese Leopold und eine zusätzliche Inschrift im Gedenken an deren Sohn Moritz Leopold und seine Frau Josefine hinzugefügt. Sie wurden 1942 nach Izbica deportiert und in Auschwitz ermordet.

Die wahrscheinlich letzte Beerdigung auf dem Jüdischen Friedhof fand offensichtlich in aller Stille und heimlich statt. Isaak Wyngaard wurde zuletzt beigesetzt — an ihn erinnert kein Grabstein.

Der Jüdische Friedhof ist denkmalgeschützt worden, um so auch dem jüdischen Selbstverständnis von Friedhof als einer "unbegrenzt irdischen Dauerhaftigkeit" Rechnung zu tragen. Von den 14 Grabsteinen sind elf mit Inschriften versehen, zum Teil in Hebräisch und Latein. Insbesondere an den Inschriften der Grabsteine lassen sich die verschiedenen Stadien der Entwicklung jüdischer Kultur erkennen: Zunahme des Gebrauchs der Landessprache, man erfährt etwas über die Tugenden der Verstorbenen und auch über den familiären Stammbaum.

(RP/ila)
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