Meerbusch Der "Mersey Sound" aus Osterath

Meerbusch · Vier Jugendliche aus Osterath haben sich zur Rock 'n' Roll -Band "The Mersey Boys" zusammengefunden. Heute stehen sie auf der Bühne der Winterwelt in Büderich — mit Songs wie "Jailhouse Rock" von Elvis Presley

 Bei ihrem Auftritt in der Büdericher Winterwelt müssen die "Mersey Boys" improvisieren: Das Mikrofon befestigten sie an einem der Holzbalken auf der Bühne. Diese Kreativität leben die Jugendlichen auch in ihrer Musik aus.

Bei ihrem Auftritt in der Büdericher Winterwelt müssen die "Mersey Boys" improvisieren: Das Mikrofon befestigten sie an einem der Holzbalken auf der Bühne. Diese Kreativität leben die Jugendlichen auch in ihrer Musik aus.

Foto: Ulli Dackweiler

Die Büdericher Winterwelt ist eröffnet, auf dem Eis drehen Schlittschuhläufer ihre Kurven, es gibt Glühwein zum Aufwärmen und auf der Bühne stehen vier Jugendliche, der Live-Act für vier Abende auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz. "The Mersey Boys" steht auf dem Schlagzeug, das Mikrofon ist an einem Balken mit Kabeln festgemacht. Einige mögen die junge Band noch nicht kennen. Nur an dem Namen und an der Kleidung lässt sich erahnen, dass die Gruppe gleich mit Titeln wie "Twist and Shout" von den Beatles oder "Run Rudolph Run" von Chuck Berry loslegt, mit Titeln von Rock 'n' Roll-Größen.

"Auf der Bühne sind wir in unserem Element", sagt der 16-jährige Philipp Manderla. Er und Jan Elblinger (14) spielen Gitarre, sein Bruder Lukas (15) singt und spielt Bass, Maximilian Smets (17) spielt Schlagzeug. Alle gehen auf das Städtische Meerbusch-Gymnasium (SMG). Für den Abend hatte die Band eigentlich auch Ständer erwartet, als der Veranstalter ihnen Mikrofone zusicherte. Aber kein Grund zur Panik: Gerissene Saiten oder leerer Akku vom Verstärker — die Jungs mussten schon oft improvisieren. Philipp Manderla sagt: "Wir sind sehr kreativ, wenn es darum geht, doch noch aufzutreten." Und dabei gibt es die "Mersey Boys" erst seit diesem Sommer. Max Smets und Philipp Manderla gingen vor den Ferien in die zehnte Stufe, sie kannten sich kaum. Das änderte sich im Musikunterricht. "Wir haben uns dort des Öfteren mal angelächelt", sagt Smets trocken. Philipp Manderla erklärt: "Was Max sagen wollte: Irgendwann ist einer auf den anderen zugegangen, ob er nicht Lust hätte, zusammen Musik zu machen. Mein Bruder und ich wollten schon länger eine Band gründen." Ihr erster Auftritt sollte bei einem Charity-Konzert im SMG sein, ihr Genre der Rock'n'Roll der 50er und 60er. Smets: "Am Anfang war ich skeptisch. Doch dann hat mich die Musik gepackt." Die Idee kam somit von den "Manderlas" — wie die Brüder im Doppelpack genannt werden. Philipp Manderla fand vor sechs Jahren — nach Blockflöte, Klavier und Schlagzeug — zur E-Gitarre. "Dann wollte ich wissen, was für Musik hinter dem Instrument steckt." Er suchte im Internet, gelangte vom Beatles-Song "Come Together" von einem Titel zum nächsten, der ihm und seinem Bruder gefiel. Ein musikalischer Schneeballeffekt sozusagen. Das Programm der Band besteht seitdem aus Songs wie "Long Tall Sally" von Little Richard oder "Johnny B. Goode" von Chuck Berry. Mit diesem Song hatte sich Jan Elblinger bei dem Charity-Konzert angemeldet: "Doch hat er sich bald gedacht: Schon irgendwie blöde, so ganz alleine", erzählt Lukas Manderla die Geschichte von Jans Einstieg, bevor er selbst ergänzt: "Wir haben es dann zusammen ausprobiert. Unser Auftritt kam total gut an." Die Band wurde danach für die Abitur-Entlassfeier am SMG gebucht. Es fehlte jedoch noch ein Name. Die Gruppe hat ihren eigenen Musikstil, den "Mersey Sound" oder "Mersey Beat", in dem unter anderem die Beatles ihren Ursprung haben. Der Stil entwickelte sich Ende der 1950er Jahre in der englischen Hafenstadt Liverpool und dem Industriegebiet Mersey-side. Die wirtschaftliche Lage war schlecht, viele Jugendliche blickten pessimistisch in die Zukunft. Doch sie entdecken den amerikanischen Rock 'n' Roll. Mit einfachem Equipment spielten sie Lieder nach, vermischten Rock'n'Roll, R'n'B und Skiffle-Elemente. Der Name "Mersey Beat" leitet sich von einer Zeitschrift ab, die als erste über die Jugendkultur berichtete. Sie verhalf auch den vier Osterathern zu ihrem Namen. Bald wollen sie auch eigene Songs schreiben und ihre Karriere über ihre Heimat hinaus ausbauen. Doch Abitur und Studium stehen an erster Stelle — zur Absicherung. Nichtsdestoweniger bedeutet Musik für alle sehr viel. Smets sagt: "Ohne Musik wäre das Leben doch irgendwie langweilig, oder?"

(RP)
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