Meerbusch Der Traum von einer Schule in Mulala

Meerbusch · Die Meerbuscherin Ruth Göbel engagiert sich mit Frauen der "Woman Agape Group" in Tansania. Gemeinsam mit Sponsoren wird eine weiterführende Schule gebaut — trotz aller landestypischen Widrigkeiten

 Ruth Göbel (2.v.l) mit den afrikanischen Handwerkern vor dem neuen Schulgebäude. Insgesamt sollen von 25 000 Euro drei einfache Häuser gebaut werden.

Ruth Göbel (2.v.l) mit den afrikanischen Handwerkern vor dem neuen Schulgebäude. Insgesamt sollen von 25 000 Euro drei einfache Häuser gebaut werden.

Foto: RG

Ruth Göbel aus Osterath hatte einen Traum: Sie wollte zusammen mit der tansanischen Frauen-Kooperative "Women Agape Group" eine Schule in Mulala bauen. Das war vor fünf Jahren, als sie bei einer Reise durch das afrikanische Land einen Aufenthalt auf dem Dorf gebucht hatte. In ihrer Gastgeberin Mama Anna Pallangyo fand sie eine engagierte Gesprächspartnerin, die ihr nicht nur Ziegenmilchtee mit grünen Gräsern, selbstgeröstete Erdnüsse und ausgebackene Kochbananen zum Frühstück anbot oder zeigte, wie sie selbst Käse herstellt, sondern auch von den Problemen des Ortes am Fuße des Mount Meru erzählte. Schnell reifte in Göbel der Wunsch, für den Ort etwas zu tun und eine kleine weiterführende Schule zu bauen, da die Kinder bis dato nur zur dörflichen Grundschule gehen konnten. Rund 25 000 Euro sollte das Projekt mit drei einfachen Gebäuden kosten, das Göbel mit Sponsoren finanzieren wollte. So warb sie jetzt auch wieder auf dem Ökomarkt in Lank für ihr Projekt.

 Ruth Göbel (2.v.l) mit den afrikanischen Handwerkern vor dem neuen Schulgebäude. Insgesamt sollen von 25 000 Euro drei einfache Häuser gebaut werden.

Ruth Göbel (2.v.l) mit den afrikanischen Handwerkern vor dem neuen Schulgebäude. Insgesamt sollen von 25 000 Euro drei einfache Häuser gebaut werden.

Foto: RG

Ende Mai war die Psychotherapeutin, die inzwischen ein wenig Kisuaheli gelernt hat, das letzte Mal in Tansania, um sich vom Baufortschritt ihres Traumes zu überzeugen. "Polepole", das sei das Wort, an das sie sich mühsam gewöhnen musste, lächelt sie. Es bedeutet langsam - oder Eile mit Weile, ein Sprichwort, das auch wir kennen. "Es gibt Schwierigkeiten in Afrika, an die ich mich nur mühsam gewöhnen konnte", erzählt Göbel. Wie die ausgefahrene Sandpiste mit Riesenschlaglöchern, die zu dem Ort führt, oder die fehlende Stromversorgung, die aber inzwischen installiert wurde. Diesmal wurde sie erstmals mit dem Problem der Korruption konfrontiert. "Ein Mitarbeiter der tansanischen Schulbehörde verlangte plötzlich, dass sämtliche Baugelder vor ihrem Einsatz zwecks Erfassung über ,seinen Schreibtisch' laufen müssten." Ihre Partnerin Pallangyo zog vors Gericht und erwirkte einen Bescheid, der ihr zusicherte, dass die Spenden aus Deutschland zu 100 Prozent in das Bauvorhaben gesteckt werden müssen, so wie es mit Göbel als Hauptsponsor vereinbart worden war. Zwei Schulgebäude mit je zwei Räumen für vier Klassen sind nun so gut wie fertig. Die erste Lieferung von Schulmöbeln für die erste Klasse steht kurz bevor. "Ich konnte selbst einen Blick in die Schreinerei werfen und die Rohmöbel besichtigen", berichtet Göbel. Allerdings wird auch die Eröffnung der Schule, die zunächst für Ende 2014 avisiert war, durch Bürokratismus verzögert. Die zuständige Beamtin verlangte, dass vor Eröffnung auch das dritte Gebäude fast fertig sein müsse, mit Dining Hall, vor allem mit den Toiletten, separat für Lehrer und Schüler. "Dabei könnten Latrinen und Essraum der vorhandenen Grundschule mitbenutzt werden", sagt Göbel.

Alle Schwierigkeiten werden jedoch von der Herzlichkeit wettgemacht, mit der die Deutsche auch bei ihrem fünften Besuch von der Frauenkooperative empfangen wurde. Und es gab auch noch eine gute Nachricht. Ein amerikanischer Unternehmer, der in Tansania tätig ist, will für die Schule einen Brunnen bohren lassen. "Durch diese Nachricht fühlen wir uns neu beflügelt, unser Ziel mit deutsch-tansanischer Frauenpower voranzutreiben", so die Deutsche.

(RP)
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