Meerbusch Die Pfarrei Lank und der Erste Weltkrieg

Meerbusch · Der Heimatkreis Lank erinnerte mit einem Vortrag an die Kriegsgeschehnisse zwischen 1914 und 1918. 600 Soldaten waren eingezogen worden, 150 von ihnen fielen im Krieg, viele gelten als vermisst. Viele Totenzettel sind noch erhalten

 Eine Postkarte, die aus der Heimat an den Ehemann und Vater an der Front verschickt wurde. Sie stammt aus der Sammlung von Franz-Josef Radmacher.

Eine Postkarte, die aus der Heimat an den Ehemann und Vater an der Front verschickt wurde. Sie stammt aus der Sammlung von Franz-Josef Radmacher.

Foto: Heimatkreis Lank

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand das Bäcker-Handwerk in der Pfarrei Lank in voller Blüte. Das kam auch den Pfarrkindern zugute, die in Frankreich als Soldaten für das Vaterland kämpften. In einem Brief vom 11. Oktober 1914 an den "Hochwürdigen Herrn Pastor" wird darüber berichtet, dass sich zwölf "brave Pfarrangehörige" zu einer Bäckereikolonne zusammengetan haben, um die Kameraden an der Front mit Brot zu versorgen. "Sieg oder Tod, wir fahren Brot", lautete die Devise, die angesichts des nahen Kanonendonners makaber erscheint. "Die Lanker hatten ihren Humor nicht verloren", stellte Franz-Josef Radmacher fest. Der Vorsitzenden des Heimatkreises Lank hielt jetzt in der gut besuchten Teloy-Mühle unter dem Titel "Der Erste Weltkrieg im Amt Lank" einen bebilderten Vortrag.

Als Basis diente die 2014 vom Heimatkreis herausgegebene Publikation zu diesem Thema. "Ich wundere mich, dass andere Städte nicht nachgezogen haben. Nur Köln hat an diesen Krieg mit zwei Millionen gefallenen deutschen Soldaten erinnert", betonte Radmacher. Im ehemaligen etwa 3500 Einwohner starken Amt Lank (mit Gellep-Stratum) wurden 600 Soldaten eingezogen. Rund 150 von ihnen fielen, eine unbekannte Zahl ist vermisst. Von fast allen, die den "Heldentod" starben, sind Totenzettel erhalten.

Darunter auch von Hans Kohtes, der mit 22 Jahren in einem Feldlazarett starb. Der Glauben wurde zu dieser Zeit großgeschrieben. Soldaten berichteten, dass ihnen ein französischer, der deutschen Sprache unkundiger Pfarrer die Beichte nicht abgenommen, "aber die Absolution erteilt hat". In Lank war zu jener Zeit Pfarrer Robert Gonella im Amt. "Er war sehr patriotisch", hat Franz-Josef Radmacher den Aufzeichnungen aus dem damaligen Katholischen Kirchenblatt entnommen. Er fand auch eine Notiz darüber, dass ein Gonella-Neffe Pilot bei der Luftwaffe war und 1915 in Lank eine Notlandung hingelegt hat: "Weitere Infos habe ich nicht gefunden."

Aber der Heimatkreis-Vorsitzende berichtete auch über den Hunger, der sich ab Anfang 1917 ausbreitete. Es gab militärische Wachen gegen Diebstahl auf den Feldern: "Soldaten erbettelten Butterbrote. Kartoffeln waren knapp. Aber Hungertote - wie in umliegenden Städten - gab es hier nicht." Im Dezember 1918 zogen die Belgier in Lank ein: "Die Soldaten kehrten zurück in eine besetzte Heimat."

(RP)
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