Meerbusch Diskussion um Geld für Jugendfahrten

Meerbusch · Die geplante Streichung der generellen finanziellen Unterstützung für alle Kinder war Thema im Jugendhilfeausschuss. Vertreter der Verbände und Politiker sprachen sich gegen das Vorhaben der Stadt aus

 Verschiedene Institutionen bieten jährlich Jugendfreizeiten an. Sie befürchten, dass ohne die Zuschüsse weniger Jugendliche mitfahren können.

Verschiedene Institutionen bieten jährlich Jugendfreizeiten an. Sie befürchten, dass ohne die Zuschüsse weniger Jugendliche mitfahren können.

Foto: Rech

Wenn es nach der Stadt geht, werden ab dem kommenden Jahr nicht mehr alle Kinder, die mit Kirchengemeinden oder Jugendverbänden auf Ferienfahrt gehen, finanziell unterstützt. Das hat die Verwaltung in ihrem neuen Kinder- und Jugendförderplan festgesetzt. Stattdessen sollen nur noch Kinder einen Zuschuss erhalten, die aus einer sozial schwächeren Familie kommen. In seiner vergangenen Sitzung befasste sich der Ausschuss für Jugendhilfe mit dem Thema, und sowohl die anwesenden Vertreter der Verbände als auch Politiker kritisierten die geplante Maßnahme heftig. Letztlich wurde die Entscheidung vertagt.

"Wir wissen, dass es in der Stadt sehr unterschiedliche Auffassungen zu dem Thema gibt. Aber wir als Verwaltung finden es sinnvoll, die generelle Förderung zu beenden", sagte Peter Annacker, Leiter des Fachbereichs Soziale Hilfen und Jugend. Statt wie bisher alle Kinder mit vier Euro pro Tag zu unterstützen, sollen künftig finanziell ärmere Familien acht Euro pro Tag und Kind erhalten. "Vielen Menschen in Meerbusch geht es finanziell sehr gut. Wenn wir uns nur die Kitas ansehen, verdienen 30 Prozent der Eltern mehr als 98 000 Euro im Jahr, 60 Prozent immerhin 61 000 Euro und lediglich 20 Prozent haben weniger als 30 000 Euro zur Verfügung", rechnete Annacker vor. Ein Großteil der Meerbuscher Eltern könne sich also durchaus leisten, die Kinder auch ohne Zuschuss in die Ferien zu schicken, während andere auf stärkere Hilfen angewiesen seien.

Doch die Sachlage ist weitaus komplexer, als die Stadt sie darstellt. Das meinen zumindest die Gegner der neuen Idee, darunter Hans-Jürgen Barbarino, Vorsitzender des Stadtjugendrings Meerbusch und Leiter des Jugendzentrums Oase: "Natürlich gibt es auch Eltern, die ihre Kinder auch ohne Zuschuss weiter auf die Fahrt schicken. Für viele ist es aber eine entscheidende Entlastung, immerhin sprechen wir bei einer zweiwöchigen Fahrt von 56 Euro, die pro Kind zusätzlich anfallen würden", sagte Barbarino.

Außerdem gebe es bereits eine Möglichkeit, finanziell ärmere Familien zu unterstützen: Diese erhielten einen Zuschuss von 75 Prozent der Kosten für die Fahrt. Im vergangenen Jahr nutzten 20 Teilnehmer von Ferienfahrten dieses Angebot. Barbarino sieht außerdem ein organisatorisches Problem: "Für 2015 haben wir schon 200 Anmeldungen. Die Familien bekommen dabei den Preis abzüglich der Förderung genannt. Es geht nicht, das wieder rückgängig zu machen."

Zustimmung bekam Barbarino auch vonseiten der Politik, wie von Karin Solbach-Kandel von der SPD, die sich ebenfalls in der Jugendarbeit engagiert: "Es gibt auch Fälle, in denen die Eltern sagen, dass sie die Förderung nicht brauchen und wir sie für ein anderes Kind nutzen sollen. So konnten wir schon Kindern helfen, deren Elternhaus weder für die 75 Prozent infrage kommen, für die aber die vier Euro Förderung zu wenig sind", sagte sie. Wenn Eltern gleich mehrere Kinder mitschickten, seien sie zudem froh über jede Unterstützung - unabhängig von ihrer finanziellen Situation. Auch die evangelischen Kirchengemeinden Büderich und Osterath hatten per Brief mitgeteilt, nicht einverstanden zu sein mit der neuen Regelung.

Diese wurde am Ende des Tages aber auch nicht beschlossen - die CDU kündigte Beratungsbedarf über die Vorlage an. Zwar wurde jetzt im Haushalt eine Summe für den Jugendförderplan beschlossen, er selbst und seine Inhalte werden aber in der kommenden Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Februar noch einmal diskutiert. Die Frage nach den Zuschüssen bleibt damit vorerst ebenso unbeantwortet wie der Kompromiss-Antrag der SPD: Sie wollte künftig alle Kinder mit zwei Euro und die finanziell ärmeren mit sieben Euro bezuschussen.

(RP)
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