Analyse Ein Dreieck unter Spannung

Meerbusch · Welche politischen Animositäten sind die Ursache dafür, dass die Entscheidung für den Konverter einfach nicht fällt?

 So könnte der Konverter auf der Dreiecksfläche in Kaarst aussehen.

So könnte der Konverter auf der Dreiecksfläche in Kaarst aussehen.

Foto: Amprion

Außenstehende können nur mit dem Kopf schütteln. Da wird seit Jahr und Tag immer wieder das Gleiche besprochen, mal mit der einen neuen Nuance, mal mit der anderen. Es wird geredet, geredet und geredet.

Eigentlich liegen alle Fakten auf dem Tisch, müsste nur der gordische Knoten durchgeschlagen werden. Das ginge relativ einfach.

Ach so, wir reden hier über den Konverter. Der soll entweder nach Kaarst oder nach Osterath. Alle anderen möglichen Standorte, die in der Diskussion waren, sind nach und nach gestrichen worden. Zuletzt wegen der Nähe zu Wasserschutzzonen.

Der, der den Konverter baut, würde ihn gerne in Kaarst sehen, dafür muss aber eine Fläche frei geräumt werden. Wenn diese Fläche nicht frei gemacht wird, kommt Standort zwei ins Spiel, das wäre Osterath.

Diese Fläche bringt nach Meinung vieler aber enorme Belastungen durch Lärm, magnetische Strahlung und Optik: Denn die Strom-Umwandlungsanlage würde eine Fläche von mehr als zehn Quadratmeter nach ihrer Ansicht verschandeln und wäre ein Klotz in der Landschaft, der zudem noch zu nah an Wohnhäusern stehen würde.

Der Weg zur Entscheidung liegt offen da - zumal der Bauherr der Anlage, das Energieunternehmen Amprion, seine Priorität für Kaarst deutlich gemacht hat. Es bräuchte jetzt nur noch einen klitzekleinen Beschluss in diesem übergeordneten Gremium, dem Regionalrat. Der müsste einfach nur sagen: Ja, wir finden Kaarst auch besser als Osterath, weil: Dort ist die Belastung am geringsten, in Kaarst ist die Wohnbebauung weiter entfernt. Das aber sagen sie nicht, sondern wurschteln einfach so rum und sitzen irgendwas aus. Angeblich hätten sie gar nicht die Entscheidungshoheit, hieß es jetzt, und alle, die das denken, seien auf dem Holzweg.

Das stimmt natürlich nicht. Der Regionalrat muss nur klipp und klar sagen: Ja, wir geben die Kiesfläche auf, suchen uns eine neue Fläche irgendwo in der Region für die Auskiesung, und dann wäre der Weg frei für den Konverter in Kaarst.

Es ginge ein Aufatmen durch die Region - nicht, weil der Konverter kommt (der kommt ja sowieso), sondern weil dann endlich die Diskussion beendet ist. Das ist so ähnlich, wie wenn jemand jahrelang viele Krankheiten hat, dauernd zum Arzt rennt und nach Jahren eine - wenn auch schlechte - Diagnose erhält. Dann aber kann er sich damit abfinden und anfangen, etwas dagegen zu tun oder sich zu arrangieren.

Aber diese ständige Warterei und - wie die SPD sagt - "Rum-Eierei" der Mehrheitsfraktion CDU geht ziemlich vielen Menschen auf die Nerven.

Warum ist das so?

Vielleicht will da jemand - sagen wir mal beispielsweise der Landrat Hans-Jürgen Petrauschke - einfach keine Haltung zeigen? Einfach keine Entscheidung treffen? Weil dann irgendwer im Kreis auf ihn böse wäre? Mit wem versteht sich der Landrat besser - mit Ulrike Nienhaus als Bürgermeisterin in Kaarst? Oder mit Angelika Mielke-Westerlage in Meerbusch? Wer wäre - wenn denn schon böse - "das geringere Übel" in der weiteren vermutlich jahrelange Zusammenarbeit auf Kreis-Ebene? Es klingt nach Mielke-Westerlage. Das Tischtuch zwischen Stadt Meerbusch und Kreis Neuss ist sowieso grad angespannt - nicht nur wegen der Blitzeranlage in Lank.

Kann dieses schlechte Verhältnis der Grund dafür sein, dass der Konverter nach Osterath kommt?

Guckt man sich das Dreieck "Landrat-Bürgermeisterinnen Kaarst-Meerbusch" als Hobby-Psychologe an, könnte man zu diesem Ergebnis kommen. Der Landrat - hohoho - zwischen zwei starken Frauen, die nicht ohne Einfluss sind. Mit welcher kann er besser? Ist es wirklich so profan? Sollte die Konverter-Entscheidung wirklich an so unprofessionellen Gründen hängen? Sollte nicht einfach - und das in der nächsten Woche - jemand den genannten gordischen Knoten durchschlagen?

Möglich wäre es in der Sitzung des Regionalrats am Donnerstag. Der Konverter steht nicht direkt, aber indirekt auf der Tagesordnung. Wenn es um die Rohstoffsicherung der nächsten 20 oder 25 Jahre geht, die in Regional - und Landesentwicklungsplan aufgenommen werden soll. Dann könnte die Mehrheit des Regionalrates das Areal in Kaarst als Kiesfläche aufgeben, und dann hätte jemand - unter Wahrung aller Würde und guten Kontakte nach Kaarst und Meerbusch - dann doch noch Haltung gezeigt.

Nur eine Vision?

(ak)
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