Meerbusch Günter Thomas zeigt Königspaar aus Holz und Metallteilen

Meerbusch · Zum dritten Mal zeigt Günter Thomas seine naturnahe Kunst in der Evangelischen Kirche. Die Apsis ist ein beliebter Ausstellungsraum.

 Künstler Günter Thomas neben seinen bis zu 4,20 Meter hohen Königen, die als Krone alte Teigrührer aus einer Bäckerei tragen.

Künstler Günter Thomas neben seinen bis zu 4,20 Meter hohen Königen, die als Krone alte Teigrührer aus einer Bäckerei tragen.

Foto: Anne Orthen

Günter Thomas liebt es, Gegensätzliches gegeneinander auszuspielen, Massivität gegen Zerbrechlichkeit zu stellen und damit zur Auseinandersetzung mit seiner Kunst herauszufordern. Wie der Künstler dieses Ansinnen umsetzt, ist jetzt in einer Ausstellung der von Marlies Blauth betreuten Reihe "Kunst in der Apsis" in der Evangelischen Kirche Osterath zu sehen. Hinter dem Titel "Zerbrechliche Könige" verbirgt sich eine spannende, sowohl auf die Passionszeit als auch auf aktuelle Welt-Ereignisse bezogene Kunst-Präsentation.

Der Künstler, Jahrgang 1960, stellt zum dritten Mal in Osterath aus. Er lehrt an der Ruhr-Universität Bochum Evangelische Theologie und ist außerdem ausgebildeter Schreiner. Die Fähigkeit, mit Hobel und Motorsäge umgehen zu können, nutzt er für seine Kunst. Holz ist folgerichtig sein bevorzugtes Material, um außergewöhnliche Objekte zu formen. Mit dem Formgeben allerdings geht er sparsam um. Stattdessen nutzt er die von der Natur vorgegebenen Fakten, reinigt einen hohlen Kirschbaumstamm von innen mit dem Hochdruckreiniger, dreht den unteren Teil nach oben und setzt ihm eine Kopfbedeckung auf. Ob sie als Hut oder Krone zu deuten ist, bleibt dem Betrachter überlassen.

 Bunt im Sommer: Die Ausstellungen sind an die Jahreszeiten angepasst.

Bunt im Sommer: Die Ausstellungen sind an die Jahreszeiten angepasst.

Foto: Evangelische Kirchengemeinde Osterath

Das gilt auch für die zwei weiteren bis zu 4,20 Meter hohen in der Apsis zu sehenden "Zerbrechlichen Könige". Die Kopfbedeckungen auf den sich leicht windenden Ästen und Stämmen sind ehemalige Teigrührer aus einer Groß-Bäckerei. Die "Zutaten" zu seiner Kunst - auch für das Königspaar aus Holz- und Metallteilen mit einem alten Rechen als Krone und einem kleinen Blattgold-Element als Gegensatz zu einer verrosteten Platte - findet der Professor auf Spaziergängen: "Für diese Fundsachen bin ich berühmt-berüchtigt", erzählt er lachend. Es ist massives Material, das er benutzt, aber die teils extrem dünnen Holz-Enden verweisen auf die Zerbrechlichkeit - auch die der Macht der Könige oder des Gottessohnes.

"Die Austellung von Günther Thomas müsste ungefähr die 100. in unserer Kirche sein", erzählt Marlies Blauth, "ich habe irgendwann aufgehört zu zählen." Seit 2003 organisiert die Künstlerin bereits die Ausstellungen in der Apsis. Gebaut wurde diese bereits vor 16 Jahren. 2001 wurde die riesige Ziegelwand hinter dem Altar aufgebrochen, anschließend die Apsis aus Stahl und Glas angebaut, die den Kirchraum mit Licht flutet. Ein Künstler aus Kempen riet den Anbau als Ausstellungsfläche zu nutzen. Seit 2002 zieren Kunstwerke die fünf mal drei Meter messende Wand, die thematisch an die Kirchenjahreszeiten angepasst sind.

 Direkter Durchblick vom Altar aus.

Direkter Durchblick vom Altar aus.

Foto: Evangelische Kirchengemeinde

Passend zum Frühjahr möchte Günther Thomas mit seiner Ausstellung die Nähe zur Natur demonstrieren. Dazu hat er aus seiner Heimat Stuttgart neben den aufs Autodach geschnallten rohen Kunst-Stämmen einen großen Sack voll Holzspäne mitgebracht. Sie sind bei der Bearbeitung angefallen und liegen in der Apsis den "Zerbrechlichen Königen" zu Füßen. Die Wände des Kirchenraums - "er soll nicht königlich erscheinen" - sind mit goldenen, auf Kleiderbügeln hängenden Folienmänteln geschmückt. Außerdem ist im Gemeinderaum mittels einer zwei PS-Motorsäge erstellte Kunst zu sehen. Mit Motorkraft, Farben und einer speziellen Walze bearbeitete Holzstücke werden zu Druckstöcken. Das jeweilige Ausgangs- und Endprodukt als Druck auf besonderen Papieren ist nebeneinander aufgereiht zu sehen.

Ausstellung Bis 21. Mai. Werktags 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 02159 50442. Evangelische Kirche Osterath, Alte Poststraße 15.

(RP)
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