Meerbusch Ein Lächeln für die armen Kinder

Meerbusch · Viele Meerbuscher engagieren sich in der Jasmin-Hilfe, um vor allem Kindern in libanesischen Lagern zu helfen. Mit dem Geld wurden eine Bäckerei und eine medizinische Ambulanz aufgebaut

 Im Camp Al Marj in der Bekaa-Ebene leben vor allem viele Kinder, die die Jasmin-Hilfe unterstützt.

Im Camp Al Marj in der Bekaa-Ebene leben vor allem viele Kinder, die die Jasmin-Hilfe unterstützt.

Foto: Abbara

Durch die intensive und kontroverse Diskussion über die Situation der Flüchtlinge in Deutschland wird oft das Schicksal derjenigen Menschen vergessen, die in den Nachbarländern Syriens gestrandet sind. Für die Flüchtlinge im Libanon beispielsweise, die in selbst gezimmerten Hütten im Camp Al Marj in der Bekaa-Ebene leben und vom UN-Hilfswerk lediglich 50 Cent am Tag erhalten, geht es um die nackte Existenz.

Diesen Menschen, speziell den Kindern, will die "Jasmin-Hilfe" laut ihrem Flyer "ein Lächeln schenken". In der humanitären Hilfsaktion, die im Herbst 2014 offiziell gegründet wurde, engagieren sich etliche Meerbuscher. So, wie die ehemalige Musikschulleiterin Ingrid Kunze, ihre Freundin Eva Herriger und Familie Bittar. Das Herz der Organisation ist Marlene Abbara aus Düsseldorf, die mit einem syrischen Arzt verheiratet ist, dessen Familie in Homs wohnt, beziehungsweise wohnte.

 Marlene Abbara und Ingrid Kuntze engagieren sich über die Jasmin-Hilfe für Flüchtlinge im Libanon.

Marlene Abbara und Ingrid Kuntze engagieren sich über die Jasmin-Hilfe für Flüchtlinge im Libanon.

Foto: Ulli Dackweiler

"Ich habe selbst fünf Jahre in Syrien gelebt", erzählt sie. "Ich habe darunter gelitten, dass die Syrer im Ausland ohnmächtig zusehen mussten, wie das Land zerbombt wurde und die Menschen flüchten mussten." Doch aus dieser Ohnmacht schöpfte sie Kraft und gründete mit ihrer Freundin Soumaya El-Azem eine Initiative zur Hilfe für syrische Flüchtlinge, die bald, auch wegen der Möglichkeit, Spendenquittungen auszustellen, in einen Verein mündete.

"Im vergangenen Jahr haben wir in den Camps von Al Marj Unterkünfte, eine Bäckerei, eine Ambulanz sowie ein Aktivitätenzentrum aufgebaut", erzählt Abbara. "Darüber hinaus haben wir als Sofortmaßnahmen zusätzliche Öfen installiert, Nahrungsmittel zugekauft, sowie Milch und Windeln für Babys besorgt." Die von der Jasmin-Hilfe eingerichtete Bäckerei besteht aus zwei Backstationen und bietet fünf Flüchtlingen einen kleinen Zuverdienst. In der Ambulanz sorgt ein zweiköpfiges Ärzteteam für kostenlose Behandlung. "Vorher gab es gar keinen Arzt", informiert die Deutsche.

Die improvisierten Lager, in dem rund 3500 Menschen leben, werden von der libanesischen Regierung lediglich geduldet, jeder muss Pacht sowie Gebühr für Strom und Wasser an den Grundeigentümer bezahlen. "Auf den Hügeln um die Lager sitzt die Hisbollah. Der Bewegungsradius ist also gering", berichtet Abbara weiter.

Sie hat im vergangenen Jahr selbst einige Male die Gegend besucht. Als Kontaktpersonen vor Ort kümmern sich syrische Studenten (unsere "Syrian Eyes") um die Projekte der Jasmin-Hilfe. Doch es soll nicht nur Notfallhilfe geleistet werden. "Wenn die Kinder keine Schulbildung erhalten, ist das eine verlorene Generation. Nur, wer gut ausgebildet ist, kann später am Aufbau des Landes mitarbeiten und wird nicht gewalttätig", sagt Marlene Abbara. Deshalb möchte sie verstärkt in Bildungsprojekte investieren.

Doch das alles kostet Geld. Deshalb ist sie besonders froh, dass ihr Ingrid Kuntze und Eva Herriger die Tür zum Meerbuscher Kulturkreis (MKK) aufgestoßen haben und für sie politische Kontakte geknüpft haben. Ein Beispiel dieser Zusammenarbeit ist das große Benefizkonzert, das unter der Schirmherrschaft von Landtagsvizepräsident Oliver Keymis im Forum Wasserturm stattfand. Gleichfalls floss ein Teil des Erlöses des Jugendtheaters des MKK in die Jasmin-Hilfe. "Wir haben uns auch sehr gefreut, dass die Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde Lank auf dem Ökomarkt eine Kaffeetafel für die Jasmin-Hilfe organisiert haben", sagen Kuntze und Herriger.

Auch Weihnachtsbasare oder Geburtstage können eine Gelegenheit sein, ein gutes Werk zu tun. Ingrid Kuntze: "Wir möchten im nächsten Jahr ein Konzert mit dem syrischen Klarinettisten Kinan Azmeh und dem Maler Kevork Mourad veranstalten, der die Musik direkt in Bilder umsetzt".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort