Meerbusch Ein Mittag zwischen Hoffnung und Provokation

Meerbusch · Lank-Latum bei Regen: Eine urlaubsferne Momentaufnahme mit einem dann doch hoffnungsvollen Ende

 Keine Spur von "Sommer, Sonne, Urlaubszeit": Die Mittagszeit gestern in Lank war verregnet und trist.

Keine Spur von "Sommer, Sonne, Urlaubszeit": Die Mittagszeit gestern in Lank war verregnet und trist.

Foto: Ulli Dackweiler

"Sonne, Sommer, Urlaubszeit" steht in großen Lettern auf einem Werbeschild. Doch dieser Slogan passt so gar nicht. Ja, das Schild in der Lank- Latumer Fußgängerzone wirkt sogar irgendwie provokativ. Zumindest an diesem Mittag. Regen tröpfelt auf das Kopfsteinpflaster, der Wind weht herbstlich-frisch, und das Thermometer zeigt gerade mal 17 Grad Celsius. Also: "Sonne"? "Sommer"? Absolute Fehlanzeige. Und: "Urlaubszeit"? Das schon. Aber die wird offensichtlich nicht an Ort und Stelle verbracht. Die wenigen Menschen wirken auch nicht wie Urlauber. Eilig hasten sie vorbei, springen kurz zum Bäcker rein oder statten dem Discounter einen Besuch ab. Und eine Kundin, die gerade den Schirm aufspannt, um den Kinderladen "Schaukelpferdchen" zu verlassen, bekommt noch "Einen schönen Urlaub!" hinterhergerufen.

Es ist also ein Mittag der guten Wünsche und der Hoffnung auf bessere Zeiten. Denn Sommerstimmung kommt garantiert nicht auf. Was kann man also tun, um den Tag zu genießen? Erstens: Phantasie walten lassen. Ein guter Plan, wäre da nicht die Feuchtigkeit, die der Schreiberin dieser Zeilen trotz Regenschirm durch die Strickjacke kriecht. Zweitens: Szenenwechsel. Also, ab Richtung Alter Markt. Vielleicht herrscht da ja buntes Treiben? Dort sorgen sicher Heizstrahler für mediterranes Flair und haben viele Gäste vor die Lokale gelockt. Kellner bringen duftende Pizza und erfrischende Getränke und sehen dabei in freundliche Gesichter. . .

Dort angekommen, ist allerdings alles anders. Zwar stehen dort jede Menge Sonnenschirme, Stühle und Tische vor den Cafés und Restaurants, aber kein einziger Mensch ist zu finden. Der Alte Markt scheint verwaist, und man fühlt sich wie in einem Wintersportort in der Sommerpause. Auf diese Ernüchterung folgt prompt die nächste Provokation: Rechter Hand stehen Holzbänke, die wieder mit großen Lettern etwas anpreisen. Diesmal den "Lieblingsplatz". Toller "Lieblingsplatz"! Seine Sitzbänke sind so nass, dass man es jetzt wirklich nicht "liebt", dort "Platz" zu nehmen. Direkt dahinter findet sich allerdings gleich eine neue Verlockung. Das "Fräulein" preist Ketten, Kleider und Taschen zu sommerlich günstigen Preisen an. Und so wird kurzum Plan drei geschmiedet: Shoppen, oder zumindest Gucken. Im Laden "Fräulein" ist es erst einmal trocken. Und fürs Auge gibt es jede Menge bunte Kleider und Accessoires. Vor der Umkleide wartet ein Mann geduldig auf seine Frau. Gesucht wird noch etwas Schickes für den Sommerurlaub. Der Mann entpuppt sich schnell als perfekte Shopping-Begleitung. Denn bei jedem Teil gibt es fachmännischen Rat. Und auf ihren Kommentar: "In diesem Kleid muss ich wohl den Bauch einziehen." Entgegnet er nur: "Warum? Du hast doch gar keinen." Es gibt also doch noch Hoffnung. An diesem Mittag.

(RP)
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