Meerbusch Ein Zimmer für die letzten Stunden

Meerbusch · Neues Pilotprojekt der Hospizbewegung Meerbusch, das Palliativbetten in stationären Pflegeeinrichtungen in Meerbusch anbietet. Der erste Bewohner zieht heute in Hildegundis von Meer ein

 Stellen das Zimmer vor: Lydia Wisner (Einrichtungsleiterin Haus Hildegundis von Meer), August Vordemberge (Vorstand Hospiz), Wolfgang Stoffel (2. Vorsitzender Hospiz) und Gudrun Fuß von der Hospizbewegung

Stellen das Zimmer vor: Lydia Wisner (Einrichtungsleiterin Haus Hildegundis von Meer), August Vordemberge (Vorstand Hospiz), Wolfgang Stoffel (2. Vorsitzender Hospiz) und Gudrun Fuß von der Hospizbewegung

Foto: Ulli Dackweiler

Wenn die Kraft zu Ende geht, möchte fast jeder in Geborgenheit in den eigenen vier Wänden die letzten Tage verbringen. Um die Angehörigen zu entlasten, kümmern sich seit vielen Jahren die Ehrenamtlichen der Hospizbewegung Meerbusch (derzeit 30) stundenweise um Zuwendung und Trost und begleiten Sterbende und deren Familien. "In den vergangenen Jahren haben wir pro Jahr rund 75 Schwerstkranke umsorgt", berichtet die Koordinatorin des Vereins, Gudrun Fuß. Die Hälfte sei zuhause gestorben, die anderen seien Bewohner Meerbuscher Seniorenheime gewesen. Ein stationäres Hospiz gibt es in Meerbusch nicht. Einen ersten Schritt in diese Richtung gehen jetzt die Hospizbewegung und das Seniorenheim Hildegundis von Meer. In der Osterather Einrichtung wurde ein Palliativzimmer eingerichtet, das Menschen offensteht, die nicht Bewohner des Heims sind, sondern noch in den eigenen vier Wänden wohnen. Das Zimmer ist hell und in schönen warmen Gelb-Brauntönen gestrichen und möbliert. Ein bequemer Sessel und ein Sofa, das für Angehörige zum Bett ausgezogen werden kann, schaffen eine gemütliche Atmosphäre. Das Bad ist großzügig und praktisch.

Doch natürlich reicht es nicht, einen schönen äußeren Rahmen für das Abschiednehmen zu schaffen. Zur Pflege wurde eine halbe Personalstelle geschaffen, die im Bereich Palliativ Care geschult ist. Aber auch weitere Pflegekräfte von Hildegundis von Meer werden gezielt ausgebildet. "Professionelle Unterstützung und Supervision sind bei uns selbstverständlich", erklärt Fuß. Die Zusatzkosten inklusive der halben Stelle werden von der Hospizbewegung Meerbusch getragen.

Allerdings kann nicht von einer kostenlosen Aufnahme seitens des Patienten ausgegangen werden, wie es bei stationären Hospizen die Regel ist, deren Kosten von der Krankenkasse getragen werden. "Der Patient zahlt wie unsere anderen Bewohner die Kosten, die nicht von der Pflegeversicherung abgedeckt werden", so Lydia Wisner, Einrichtungsleiterin von Hildegundis von Meer. Das bedeute Beiträge von rund 1000 bis 3000 Euro pro Monat.

Bei der Aufnahme wird allerdings nicht der strenge Kriterienkatalog angelegt, an den sich Hospize halten müssen, die nur Patienten mit bestimmten Krankheitsbildern aufnehmen dürfen. "Der Patient bleibt in seinem gewohnten Wohnumfeld", erklärt Wolfgang Stoffel, stellvertretender Vorsitzender der Hospizbewegung. Das sei ein großer Pluspunkt. Freunde, Nachbarn und Familie seien in der Nähe. "Außerdem sind Hausarzt und Seelsorger bekannt. Das ist wichtig", so Vorstandsmitglied August Vordemberge. Die Ehrenamtlichen der Hospizbewegung werden zudem zuhören und trösten, gemeinsam Musik hören und sich erinnern, so wie es ihr Bild vom würdevollen Sterben verlangt. "Sterben bietet auch die Möglichkeit, die letzen Tage intensiv zu nutzen und versöhnt Abschied zu nehmen", sagt Fuß.

Das Angebot im Seniorenheim Hildegundis von Meer ist ein Pilotprojekt. Eine Kooperation mit dem Johanniterstift in Büderich soll folgen.

Der erste Bewohner des Palliativzimmers wird heute einziehen.

(RP)
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