Unser Rhein Feuerwehr: Mit "Franziska" Leben retten

Meerbusch · Mit ihrem Mehrzweckboot "Franziska" retten die Meerbuscher Einsatzkräfte Schwimmer, die die Stromkräfte des Rheins unterschätzt haben. Die Einsätze werden mehrmals im Jahr simuliert. Wir haben eine Übung begleitet

 Das Mehrzweckboot (MZB) wurde 2001 für 180 000 Mark angeschafft. Es ist mit zwei Außenbordmotoren - mit jeweils 60 PS - ausgestattet und kann bis zu zehn Mann Besatzung aufnehmen. "Franziska" liegt über das gesamte Jahr im Löricker Yachthafen.

Das Mehrzweckboot (MZB) wurde 2001 für 180 000 Mark angeschafft. Es ist mit zwei Außenbordmotoren - mit jeweils 60 PS - ausgestattet und kann bis zu zehn Mann Besatzung aufnehmen. "Franziska" liegt über das gesamte Jahr im Löricker Yachthafen.

Foto: Ulli Dackweiler

Knapp sieben Meter lang, angetrieben von zwei 60-PS-Motoren und Platz für bis zu zehn Mann Besatzung - wenn es auf dem Rhein zum Notfall kommt, sind Meerbuschs Einsatzkräfte mit ihrem Feuerwehrboot gut gerüstet. Offiziell gilt das vielseitig einsetzbare Gefährt als "Mehrzweckboot". Doch diese Bezeichnung verwendet die Truppe eher selten.

 Mit geöffneter Bugklappe liegt das Boot nur noch wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel. Unterbrandmeister Daniel Meyer wird von seinen Kollegen aus dem Wasser gezogen.

Mit geöffneter Bugklappe liegt das Boot nur noch wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel. Unterbrandmeister Daniel Meyer wird von seinen Kollegen aus dem Wasser gezogen.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Ihr Boot ist eine Sie. Gestatten: "Franziska", benannt nach der Enkelin des Alt-Bürgermeisters Rolf Hapke, der maßgeblich zur Anschaffung des Bootes beigetragen hatte. Bis zu fünfmal im Jahr ist "Franziska" auf dem Rhein im Rettungseinsatz, etwa bei der Suche und Bergung vermisster Schwimmer, die die Strömung des Rheins unterschätzt haben. Die Feuerwehr trainiert die Rettung auf dem Wasser regelmäßig. Denn die Einsatzkräfte wissen: "Auf dem Rhein zählt jede Sekunde."

Früher Abend, der Rhein ist ruhig - beste Voraussetzungen für die Übungsfahrt. Im Löricker Yachthafen geht die fünfköpfige Besatzung an Bord. Zunächst wird die Ausrüstung kontrolliert. Schwimmwesten, die für die gesamte Besatzung vorgeschrieben sind, dürfen ebenso wenig fehlen, wie der Rettungskoffer, mit dem die Einsatzkräfte notfalls auf dem Boot Erste Hilfe leisten können. Auch Rettungsring und Bootshaken sind wichtige Instrumente, um Menschen aus dem reißenden Fluss bergen zu können. Steuermann ist Unterbrandmeister Norbert Hassels.

"Jetzt wird ausgeparkt", sagt er. Langsam und mit geschultem Auge manövriert er "Franziska" aus dem Yachthafen und setzt Kurs aufs offene Wasser, dann gibt er Vollgas. Das Dröhnen der beiden Außenbordmotoren mit ihren insgesamt 120 Pferdestärken übertönt alles andere. "Wir sind immer ziemlich flott unterwegs", sagt Hassels. Selbst gegen die Strömung könne das Boot eine Spitzengeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern problemlos erreichen. "Mit der Strömung sind wir noch viel schneller", sagt der Steuermann.

Die Übung verläuft nach dem einfachen Prinzip: suchen, finden retten. Das Boot ist mit mehreren Anschlüssen und der Extra-Vorrichtung für eine Wasserspritze auch für Löscheinsätze gerüstet. "Das ist bisher aber nie notwendig gewesen", sagt Hauptbrandmeister Bernhard Zahn. "Das Boot nutzen wir nur, um Menschen vor dem Ertrinken zu retten.

Erst in der vergangenen Woche mussten wir wieder ausrücken." In die Rolle der leichtsinnigen Schwimmer schlüpfen heute Oberbrandmeister Frank Mohr und sein Kollege, Unterbrandmeister Daniel Mayer. Rund eineinhalb Kilometer vom Yachthafen entfernt, auf Höhe des Landhauses Mönchenwerth, stoppt das Boot. Mohr schlüpft in den "Überlebensanzug", ein spezieller Ganzkörper-Overall aus Neopren, der nicht nur komplett wasserdicht ist, sondern den Träger auch für rund eine Stunde vor den eisigen Temperaturen des Rheins schützt. "Mit dieser Kleidung gehen üblicherweise die Rettungskräfte ins Wasser", erklärt Mohr. "Aber nur, wenn wir die Zeit haben, den Anzug anzuziehen. Zur Not springen wir auch so rein." Die Signalfarbe Orange garantiere gute Sichtbarkeit im Wasser, die flossenartigen Handschuhe schnelles Vorankommen.

Mohr und Mayer springen ins Wasser. Die Strömung treibt sie schnell ab. Bereits nach wenigen Sekunden sind sie hundert Meter weit weg. Das Boot wendet, fährt anschließend direkt auf die Schwimmer zu. Dann wirft Bernhard Zahn seinen Kollegen den Rettungsring zu. "Das ist ein wichtiger Schritt", sagt er. "Damit geben wir den Schwimmern Sicherheit und den ersten Halt. Das lindert die Panik." Anschließend fährt das Boot bis auf wenige Meter heran und öffnet die große Bugklappe." Unterhalb der Klappe, die sich wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel befindet, ist ein Gitter angebracht. "Damit stellen wir sicher, dass der Schwimmer nicht vom Boot überfahren wird, das durch den Wellengang ständig in Bewegung ist", sagt Zahn.

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Nach wenigen Sekunden ist die Übung vorbei, beide wieder sicher an Bord. "Wenn wir die genaue Position des Schwimmers kennen, ist es leichter", sagt Mohr. Bei Suchaktionen koordinieren die Meerbuscher den Einsatz mit der Düsseldorfer oder Krefelder Feuerwehr. Über das Funkgerät an Bord kann sich die Besatzung auch mit dem Krankenwagen verständigen, der dann am nächstgelegenen Ufer auf Verletzte wartet.

(RP)
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