Meerbusch Fluglärm: Airport rudert etwas zurück

Meerbusch · Der Antrag zur Kapazitätserweiterung wird abgeändert : Starts- und Landungen dürfen nicht saisonal verlegt werden, ein Zeitkonto soll die Nutzung der Nordbahn einschränken. Kein wirkliches Zugeständnis, sagen die Fluglärmgegner

 Der Bürgerverein glaubt nicht, dass der neue Antragsentwurf den Fluglärm reduzieren wird.

Der Bürgerverein glaubt nicht, dass der neue Antragsentwurf den Fluglärm reduzieren wird.

Foto: Röse

Der Flughafen Düsseldorf kündigt an, seinen Antrag zur Kapazitätserweiterung zu überarbeiten. Starts und Landungen sollen nicht, wie ursprünglich vorgesehen, flexibel zwischen Winter- und Sommerhalbjahr verlegt werden können. Außerdem soll ein Zeitkonto für die nördliche Ersatzbahn angelegt werden. Darin sollen einerseits die ungenutzten Kapazitäten pro Saison dokumentiert, anderseits die Nutzung der Start- und Landebahn begrenzt werden. "Wir haben uns intensiv mit den Bürgern ausgetauscht", sagt Airport-Sprecher Thomas Kötter. "Mit der Antragsänderung möchten wir demonstrieren, dass wir Rücksicht auf unser Umfeld nehmen."

Am 1. Oktober soll der Aufsichtsrat des Flughafens über eine Änderung der Antragsinhalte entscheiden. Daraufhin müssen mehrere Gutachten angepasst werden. Daher werde der Antrag voraussichtlich erst im kommenden Frühjahr eingereicht werden können.

Wie sehen die Antragänderungen im Detail aus? Durch die Kapazitätserweiterung sollen am Flughafen stündlich bis zu 60 Flugzeuge, statt bisher 45 Maschinen, starten können. Ursprünglich war die Beantragung einer deutlich flexibleren Vergabe der Slots - die Zeitfenster für Starts und Landungen - vorgesehen. Kapazitäten aus dem schwächer nachgefragten Winterhalbjahr sollten bei Bedarf in das nachfragestärkere Sommerhalbjahr gelegt werden können. "Allerdings hatten viele Bürger die Befürchtung, dass wir dann alle ungenutzten Slots im Sommer ausnutzen und dauerhaft 60 Starts- und Landungen pro Stunde durchführen", erklärt Kötter. Daher soll die Verschiebung der Slots zwischen Sommer- und Wintersaison im neuen Antrag nicht mehr möglich sein.

Der zweite Punkt, der im Antrag überarbeitet werden soll, betrifft die Nordbahn des Airports. Der Flughafen verpflichtet sich, die Nutzung der Nordbahn auch zukünftig wöchentlich vorab zu planen und der Genehmigungsbehörde zu übermitteln. Darüber hinaus soll die Nordbahn weiterhin nur zu 50 Prozent genutzt werden. Auf einem Zeitkonto, das in jedem Halbjahr neu angelegt wird, sammelt der Flughafen ungenutzte Flugzeiten der Ersatzbahn. "Nur wenn das Konto im Plus ist, können Verspätungen, etwa durch Unwetter oder Streiks, über die Nordbahn ausgeglichen werden", erklärt Kötter. Ein nicht genutztes Zeiten-Kontingent verfällt am Ende der jeweiligen Flugplansaison und kann nicht übertragen werden.

Beide Antragsänderungen seien ernst gemeinte Schritte, um auf die Sorgen der Bürger zu reagieren, verspricht Kötter. "Reine Salamitaktik", kritisiert hingegen Christoph Lange, Vorsitzender des Meerbuscher Vereins Bürger gegen Fluglärm. "Beide ,Zugeständnisse' gestehen nur das zu, was der Flughafen sowieso nicht hätte bekommen dürfen." Dabei bezieht sich Lange auf die Betriebsgenehmigung von 2005 sowie den Angerland-Vergleich, demzufolge die Nordbahn nur zur Ersatzbahn für Betriebsunterbrechungen und zu Zeiten des Spitzenverkehrs tagsüber freigegeben ist. Der Wille des Bürgers sei durch die Antragsänderungen nicht erfüllt. "Wenn der Flughafen nun auch endlich die gesundheitsgefährdenden Nachtflüge in den Griff bekäme, dann könnten die Anwohner ihren Frieden mit dem Flughafen machen."

(RP)
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