Meerbusch Förderverein warnt: Haus Meer verfällt

Meerbusch · Seit Jahren wird mit dem Eigentümer verhandelt, doch es geht nicht vorwärts. Nun soll Architektur-Professor Norbert Schöndeling helfen. Der Förderverein Haus Meer befürchtet, dass es bald für das Denkmal zu spät sein könnte.

 Die alten Steinpfeiler auf dem Eiskeller werden bereits von Holzkonstruktionen gestützt.

Die alten Steinpfeiler auf dem Eiskeller werden bereits von Holzkonstruktionen gestützt.

Foto: KN

Michael Hündgen will nicht mehr länger nur zusehen. "Das Denkmal Haus Meer verfällt. Es ist fünf nach zwölf", sagt das Mitglied des Fördervereins Haus Meer. "Die Stadt muss endlich eingreifen", fordert er. Damit bestätigt Hündgen die seit längerem bestehende Sorge um das Denkmal. Der Eigentümer - der Kölner Kaufmann Roland Agne - möchte auf dem Gelände ein Luxushotel der taiwanischen Regent-Gruppe bauen.

Bereits im Denkmalausschuss im Februar hatte der damalige CDU-Ratsherr Mike Kunze davon berichtet, dass das Denkmal in den vorangegangenen Monaten sichtlich Schaden genommen habe. Hündgen sagt: "Ein Teil des Gemäuers ist marode und kann jederzeit einstürzen." Vor allem die Remise und der Eiskeller seien in einem schlechten Zustand.

Sie würden zwar bereits seit längerem durch Pfeiler und zusätzliche Balken in Türrahmen gestützt, dennoch macht sich Hündgen Sorgen über den bevorstehenden Winter. "Sollte durch den Frost ein Teil einbrechen, sind vor allem Fußgänger gefährdet", sagt das Mitglied des Fördervereins und der Aktionsgemeinschaft "Rettet Haus Meer". Auch fordert Hündgen, der regelmäßig Führungen über das Gelände anbietet, dass der Eiskeller instand gesetzt wird. Er dürfe aus Sicherheitsgründen bereits nicht mehr betreten werden. "Und bei der maroden Remise fehlt eine Sicherung nach unten - wie etwa Balken in den Fenstern", sagt er.

Der ehemalige Ausschussvorsitzende Franz-Josef Radmacher forderte bereits im Februar, dass die Verwaltung bis zur September-Sitzung einen Katalog mit den notwendigen Sicherungsmaßnahmen vorlegt. Dies ist jedoch nicht erfolgt. Denn Baudezernent Just Gérard schätzt die Situation weniger kritisch ein. "Der schlechte Zustand der Baudenkmäler ist allgemein bekannt", ließ er auf Anfrage unserer Zeitung über die städtische Denkmalpflegerin Stephanie Roters ausrichten.

"Die Sicherungsmaßnahmen, die 2004 ausgeführt wurden, sind optisch in einem intakten Zustand. Die Standsicherheit der Immunitätsmauer ist nach visueller Betrachtung gegeben." Gérard: "Haus Meer steht nicht vor dem Verfall." Freilich: "Verfallen wird es irgendwann. Das ist korrekt", räumte gestern auf Anfrage eine Vertreterin des Bauherrn ein. Der Eigentümer sei nur für Erhalt und Pflege verantwortlich, solange sich die Maßnahmen im Bereich des Zumutbaren befinden. Das sieht auch Gérard so: "Uns sind die Hände gebunden. Wenn Herr Agne will, könnte er auch einfach die Schlösser austauschen und uns nicht mehr hereinlassen."

 Der Balken unter dem Türsturz biegt sich bedenklich weit durch. "Durch Feuchtigkeit wird das Holz irgendwann morsch und bricht durch", sagt Michael Hündgen.

Der Balken unter dem Türsturz biegt sich bedenklich weit durch. "Durch Feuchtigkeit wird das Holz irgendwann morsch und bricht durch", sagt Michael Hündgen.

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"Wirtschaftlich darstellbar, so die Vertreterin des Bauherrn, seien Sicherungsmaßnahmen erst mit dem Bau des geplanten Hotels. "Wir sind bemüht, Dinge vorzuschlagen, aber wir können es nicht alleine vorantreiben", erklärte sie. Sie spricht von einer "unlösbaren Pattsituation". Denn: Die Ratsmehrheit wünscht sich, dass das Hotel die Grundmauern des ehemaligen Schlosses nicht überschreitet. Das aber sei zu klein, um das Hotel wirtschaftlich betreiben zu können, so die Vertreterin des Bauherrn. "Es ist mittlerweile ein Politikum", bedauerte sie. "Die Angelegenheit wird mittlerweile nicht mehr unter sachlichen Gesichtspunkten betrachtet. Jemand muss sich bewegen."

In der jüngsten Sitzung des Denkmalausschusses berichtete Baudezernent Gérard: "Der Eigentümer hat erneut nur die alten Pläne vorgelegt." Bewegung in die Angelegenheit soll nun der Osterather Architektur-Professor Norbert Schöndeling bringen. Er kennt das Meerbuscher Denkmal gut. Schöndeling könnte Agne bei der Erstellung eines denkmalgerechten Konzeptes helfen. Bisher sei jedoch noch nichts passiert, teilte der Architektur-Professor auf Anfrage mit und ergänzte: "Womöglich wissen wir schon in vier Wochen mehr."

Darauf hofft auch der Eigentümer. Seine Vertreterin sagte gestern: "Es verstecken sich alle. So kann es nicht weitergehen."

(RP)
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