Meerbusch Geballter Protest gegen Doppelkonverter

Meerbusch · So voll war der Kirchplatz schon lange nicht mehr: Knapp 900 Menschen demonstrierten am Sonntag in Osterath gegen den geplanten Konverter. Politiker aus Land- und Bundestag übten scharfe Kritik am Netzbetreiber Amprion

2012: "Initiative gegen den Doppelkonverter" protestiert auf dem Kirchplatz
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2012: "Initiative gegen den Doppelkonverter" protestiert auf dem Kirchplatz

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Das ungemütliche Wetter und der Regen hielten die Meerbuscher nicht ab: Fast 900 Menschen versammelten sich gestern um 15 Uhr auf dem Kirchplatz in Osterath, demonstrierten friedlich mit Transparenten und Plakaten gegen die Planung des Netzbetreibers Amprion, einen Konverters mit 100 000 Quadratmetern Grundfläche und bis zu 20 Meter hohen Hallen am Ingerweg zu errichten. Die "Initiative gegen den Doppelkonverter Osterath" hatte die Veranstaltung vorbereitet und zahlreiche Politiker aus Kommune, Kreis-, Land- und Bundestag eingeladen. Überraschend trat auch der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, aufs Podium.

Wesentliche Erkenntnis: Mit ihrer Ablehnung des Standorts und ihrer Wut auf Netzbetreiber Amprion sind die Meerbuscher nicht allein. "Ende März hat Amprion den Bundestagsabgeordneten ihre Pläne für die HGÜ-Leitungen vorgestellt", berichtete der Meerbuscher CDU-Bundestagsabgeordnete Ansgar Heveling. "Über einen Konverter wurde da kein Wort gesagt. Das macht mich genauso ärgerlich wie Sie!" Heveling hatte bereits vor Wochen Bundesumweltminister Peter Altmaier (CSU) aufgefordert, die Planungen in Osterath einzustellen; eine Antwort steht noch aus.

Auch Hevelings Parteikollege aus dem Düsseldorfer Landtag, Lutz Lienenkämper, kritisierte Amprion: "So gehen Großprojekte heute nicht. Wer das nicht begriffen hat, ist für Großprojekte nicht geeignet." Er werde sich dafür einsetzen, dass der Standort Osterath im Raumordnungsverfahren nicht zum Tragen komme. Und Landtagsvizepräsident Oliver Keymis (Grüne) lobte die Demonstranten: "Sie haben uns wach gemacht – jetzt machen wir Politiker weiter." Sinnvoll sei ein Standort "im südlichen Teil des Rheinlands". Damit spielte Keymis aufs Braunkohlerevier an.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Homann, bestätigte, dass der Konverter dazu dienen soll, Braunkohlestrom in die Leieinzuspeisentung . "Allerdings dient er später auch dazu, Strom aus Windkraft in die Rhein-Ruhr-Region zu bringen." Er betonte, dass der Netzentwicklungsplan ausdrücklich keinen genauen Standort vorsieht; er soll erst später nach umfangreicher Prüfung und mithilfe von Bürgerbeteiligung in einem transparenten Verfahren gefunden werden. "Es gibt Alternativen zu Osterath, und es werden Alternativen geprüft!" Er rief die Bürger auf, sich am weiteren Verfahren zu beteiligen.

Bürgermeister Dieter Spindler (CDU) musste sich zunächst Buh-Rufe anhören; die Osterather werfen ihm vor, sich zunächst zu zögerlich gegen den Konverter eingesetzt zu haben. Auf der Bühne gab sich Spindler kämpferisch: "Unser Ziel ist, dass der Konverter nicht in Osterath gebaut wird!"

(RP/ila/top)
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