Meerbusch Gelungene Premiere für "nöjes" Bure-Stück

Meerbusch · "Osere nöje Pastur" ist das erste Stück des Lotumer Buretheaters, das nicht aus der Feder von Karl Schmalbach stammt. Autor ist diesmal der Kurpfälzer Hans Schimmel.

 Premiere von "Osere nöje Pastur": Der Obdachlose Theo "Düres" Noster (Wolfgang Küsters, r.) schliddert als vermeintlicher Pastor von einem Schlamassel ins nächste.

Premiere von "Osere nöje Pastur": Der Obdachlose Theo "Düres" Noster (Wolfgang Küsters, r.) schliddert als vermeintlicher Pastor von einem Schlamassel ins nächste.

Foto: Jana Bauch

Eigentlich möchte sich der Obdachlose Theo "Düres" Noster (Wolfgang Küsters) nur kurz aufwärmen, als er durch das Wohnzimmerfenster in ein leerstehendes Pfarrhaus eindringt. Er nutzt die Gelegenheit, gibt seine Wäsche in die Waschmaschine und klettert in die Badewanne. Weil er nach dem Bad keinen Bademantel findet, schlüpft er kurzerhand in den Talar des verstorbenen Pfarrers. Ertappt bei seinem Einbruch, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Rolle des neuen Geistlichen zu spielen - und damit nehmen die turbulenten Ereignisse in "Osere nöje Pastur", dem neuen Stück des Lotumer Buretheaters, ihren Lauf.

Es ist das erste Stück, das die Laienschauspieler auf die Bühne bringen, das nicht aus der Feder der vor vier Jahren verstorbenen Mundartlegende Karl Schmalbach stammt, dem Gründer des Lotumer Buretheaters. Autor der Komödie in drei Akten ist diesmal der Kurpfälzer Hans Schimmel. Peter Pütz hat den Text in Länkter Platt umgeschrieben und Regie geführt. Die Sorge, dass die Theater- und Mundartfans das Stück ablehnen würden, weil es nicht von Schmalbach geschrieben wurde, erwies sich als unbegründet. Die Premiere wurde im ausverkauften Forum Wasserturm begeistert gefeiert. Und die vielen Lacher bewiesen: Pütz und die Schauspieler hatten mit dem Stück den richtigen Riecher, Themen wie Kirche und korrupte Bänker sowie Machtspiele der örtlichen Finanz- und Politikgrößen kamen gut an.

"Osere nöje Pastur" verzichtet auf eine langatmige Einleitung. Die Besucher sind von der ersten Sekunde an mitten im Geschehen. Während der Landstreicher sein Bad nimmt, diskutieren die Haushälterin des Pfarrhauses, Mathilde Hüge-Halsmann (gespielt von Barbara Skerhut) und Küster Gregor Mundschenk (Robert Paas) über den verstorbenen Pfarrer und seinen möglichen Nachfolger. Das Stück nimmt Tempo auf, als die Hausfrauenvereinsvorsitzende Luise Schmitz (Angela Pütz) und ihre Freundin Trude Blommer (Liesel Beeck) dazukommen, um sich nach der Besetzung des vakanten Pastorenpostens zu erkundigen. Und just in diesem Moment kommt Wolfgang Küsters als Theo "Düres" Noster im schwarzen Pastorengewand aus dem Badezimmer. Wie sehr freuen sich da die Schäfchen der Gemeinde, als sie den vermeintlich neuen Pastor sehen. Nur sein Kumpel Paul Streuner (Andreas Stefan) weiß, dass Noster nicht der ist, für den er gehalten wird.

Jetzt wird es turbulent. Denn Noster muss in Folge unter anderem eine Messe halten, in der er das Lid "Manna manna" anstimmt, die Besucher zum Tanz auffordert und so skurrile Sätze sagt wie: "Suche mich nicht in der Unterführung", statt "Führe mich nicht in Versuchung". Zuweilen spricht er auch vom "warmherzigen Bernhardiner" anstatt vom barmherzigen Samariter.

Die Darsteller lieferten bei der Premiere starke schauspielerische Leistungen ab, sie setzten das Zwischenmenschliche und Skurrile liebevoll und gekonnt um. Wolfgang Küsters ist ein idealer Obdachloser in Mimik und Spiel. Helmut Pinkert mimt den Banker Bernhard Schleimer perfekt in seinem gebügelten Dress, als hätte er nie etwas anders gemacht.

Gerda Paas spielt Schleimers direkte Konkurrentin Antonia Fiethen mit Ungereimtheiten in Berufsethos und Wahlversprechen. Und Robert Paas als Küster Gregor Mundschenk überzeugt mit seiner großen Klappe. Eine großartige Szene ist, als er Gott die Kollekte abringt. Er reckt den Hut mit der Kollekte in die Höhe und ruft: "Herr, nimm dir watte brukst". Und als er den Korb nach einiger Zeit wieder herunternimmt, sagt er: "So, un de Rest is för ons."

(RP)
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