Serie Vater Und Sohn Gemeinsam als Gastronomen erfolgreich

Meerbusch · Wenn der Sohn in die Fußstapfen des Vaters tritt, ist das Anlass zur Freude, kann aber auch Konflikte bedeuten. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den Generationen? Darum geht es in der RP-Serie "Vater und Sohn".

 Goran Milosevic und sein Sohn Marco Vieten betreiben mittlerweile drei Lokale.

Goran Milosevic und sein Sohn Marco Vieten betreiben mittlerweile drei Lokale.

Foto: Goldlücke

Als Goran Milosevic vor zehn Jahren in Büderich heimisch wurde, fiel ihm etwas auf: "An schicken Läden und guten Einkaufsmöglichkeiten herrschte auf der Dorfstraße kein Mangel. Was fehlte, war ein gemütliches Café." Und Erfahrung in der Gastronomie brachte der gebürtige Serbe mit. So eröffnete er Mitte November 2006 das Café Aroma und etablierte ein Novum: Rauchen durfte man dort nicht. "Das gefiel nicht allen Gästen", erinnert er sich. Trotzdem hielt er an seinem Konzept fest. Zuerst parkten Mütter ihre Kinderwagen im Aroma und schätzten die nikotinfreie Zone. Bald fanden sich immer mehr Stammkunden ein, die ihrem Büdericher Lieblings-Treffpunkt bis heute die Treue halten.

Goran Milosevic wurde anfangs von seiner Mutter unterstützt. "Dann erkrankte sie schwer, und ich geriet in eine Notsituation", sagt er. "Zum Glück war mein Sohn bereit, bei mir einzusteigen." Marco Vieten lebte bei seiner Mutter in Mönchengladbach und hatte gerade Abitur gemacht. "Ich wollte ausprobieren, ob mir die Gastronomie zusagt", erzählt er. "Das hing auch davon ab, wie ich mit meinem Vater klar komme. Große Bedenken hatte ich aber nicht." Und, wie lief´s? "Erst noch ein bisschen holprig", gibt Marco Vieten zu. "Ich musste ja viel lernen. Aber mit dem Papa habe ich mich immer gut verstanden."

Im Café Aroma wurde es für Vater und Sohn irgendwann zu eng. Sie sahen sich um und entdeckten in der urigen und wieder mal verwaisten "Kastanie" an der Mataréstraße einen neuen Geschäftszweig. Das in "Aroma Nights" umgetaufte Lokal wird derzeit ausschließlich an Gesellschaften vermietet. Das könnte sich im Sommer ändern, der Biergarten soll nicht dauerhaft brachliegen.

Für die Winterzeit hatten die beiden schon vor drei Jahren eine Idee - den kleinen "Kastanienmarkt". Vom 17. November bis Ende Januar werden vor dem Haus wieder Jagertee, Glühwein, Kakao oder Drinks mit Amaretto und Rum ausgeschenkt. "Wir werfen auch den Grill an und bereiten vier Suppen vor", kündigt Marco Vieten an.

Einen dritten Betrieb hatten Vater und Sohn nicht geplant - bis auf der Dorfstraße, keine 100 Meter vom Aroma entfernt, ein Laden frei wurde. "Dass dort ein weiteres Café einzog, wollten wir verhindern", sagen sie und machten das Trio kurzerhand komplett. "Um uns nicht selber zu kannibalisieren, suchten wir nach einem unterschiedlichen Konzept und kamen auf die Frozen Yoghurt Bar", berichtet Marco Vieten.

Mit dem Yomaro hat er nun sein eigenes Reich, auch dort gibt es Kuchen, Snacks und Suppen. Beide Cafés werden aus der Küche in der Kastanie beliefert. Größere Entscheidungen treffen Vater und Sohn gemeinsam. Ganz ohne Reibereien gehe es nicht ab, sagt Marco, "aber das ist gar nicht schlecht. Gibt es zwei Meinungen, müssen wir vieles gründlicher hinterfragen." Die Zusammenarbeit funktioniere, bei aller Unterschiedlichkeit. Er sei mehr der ordnungsliebende Streber, sein Vater der Träumer. "Diese Kombination passt", beteuert Marco Vieten. "Auch wenn ich Papas Visionen schon skeptisch beäugte, nach dem ersten Schritt war ich Feuer und Flamme." Goran Milosevic genießt es, seinen Sohn um sich zu haben. "Ich wollte meinen Kindern eine solide Basis geben", sagt er und hofft insgeheim darauf, dass sich auch die im Breidenbacher Hof ausgebildete Tochter einfindet, wenn sie aus Australien zurückkehrt. So wichtig wie der Familien-Zusammenhalt ist ihm die Verbundenheit mit seinen Gästen. "Ich weiß nahezu alles über sie - wer eine neue Hüfte hat, eine Chemotherapie braucht oder von seiner Frau verlassen wurde." Marco Vieten wiederum schart im Yomaro junges Personal aus Schülern oder Studenten um sich: "Die sind alle sehr nett und aus dem Dorf. Das schafft Vertrauen."

(RP)
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