Meerbusch Gewerbegebiet an A 44 - Bürger werfen Stadt Geheimabsprachen vor

Meerbusch · Eine Anwohnerinitiative gegen das Interkommunale Gewerbegebiet mit Krefeld greift die Stadt an. "Intransparenz" lautet ein Vorwurf. Die Stadt betont, dass die Planungen rechtzeitig öffentlich werden.

 Mit diesem an einem Treckeranhänger befestigten Plakat protestiert die Interessengemeinschaft Schweinheimer Nachbarschaft prominent an der A 44 gegen das geplante Interkommunale Gewerbegebiet.

Mit diesem an einem Treckeranhänger befestigten Plakat protestiert die Interessengemeinschaft Schweinheimer Nachbarschaft prominent an der A 44 gegen das geplante Interkommunale Gewerbegebiet.

Foto: Ulli Dackweiler

"Geheimabsprachen", "Kuhhandel", "Alleingänge" - mit teils deftigem Vokabular wettert die Interessengemeinschaft Schweinheimer Nachbarschaft gegen das geplante Interkommunale Gewerbegebiet an der A 44 in Osterath. Rechtsanwalt Jochen Weingartz als Sprecher der Initiative wirft der Stadt in einer neuen Pressemitteilung vor, das Gewerbegebiet hinter verschlossenen Türen mit der Stadt Krefeld und der Industrie- und Handelskammer gemeinsam vorzubereiten. "Die Meerbuscher Verwaltungsspitze versucht hier mit Volldampf, Fakten zu schaffen, um das interkommunale Gewerbegebiet möglichst ohne großes Aufsehen, an der Meerbuscher Bevölkerung vorbei, bei der Politik durchzuschleusen". Ein "Letter of Intent" (dt. Absichtserklärung) werde ausformuliert. Dem Planungsausschuss würde diese Erklärung erst am 14. Juni präsentiert.

Seine Informationen habe er aus Kreisen der Politik, sagt Weingartz, der am Schweinheimer Weg in unmittelbarer Nähe zum Gewerbegebiet wohnt, gestern auf Anfrage. Seine Initiative habe sich in den vergangenen Wochen mit allen Meerbuscher Ratsfraktionen getroffen. Der Rat sei in dieser Frage tief gespalten. Insbesondere beobachte er eine Spaltung innerhalb der CDU. Weingartz befürchtet, dass die Büdericher und Lanker CDU-Ratsmitglieder das Gewerbegebiet an den Osterather Ratsherren vorbei entscheiden.

Unsere Redaktion konfrontierte Meerbuschs Stadtsprecher Michael Gorgs mit den Vorwürfen. Der bestätigte zwar, dass derzeit eine Beratungsvorlage für den Planungsausschuss zusammen mit der Stadt Krefeld erstellt wird. Die IHK sei aber nicht involviert.

Dass Beratungsvorlagen im Rathaus erstellt und dann der Politik vorgelegt werden, ist eigentlich ein normaler Vorgang im Verwaltungsapparat. Rechtsanwalt Weingartz glaubt aber, dass die Verwaltung hier mehr Öffentlichkeit im laufenden Prozess erzeugen müsste. Weiter wirft Weingartz der Stadt vor, sich dem Druck der Bezirksregierung zu beugen. Regierungspräsidentin Anne Lütkes habe der Stadt Meerbusch gedroht, "dass Meerbusch keine eigenen Gewerbeflächen im Regionalplan ausgewiesen bekommt, falls sich die Stadt gegen das interkommunale Gewerbegebiet mit Krefeld wenden würde". Wieder beruft sich Weingartz auf Kreise der Politik. Doch auch diesen Vorwurf weist Stadtsprecher Gorgs zurück. Dass die Bezirksregierung Druck ausübe, sei im Rathaus nicht bekannt.

Die Debatte um das A 44- Gewerbegebiet nimmt an Fahrt auf. In der Planungsausschusssitzung am 14. Juni könnte entschieden werden, eine gemeinsame Gesellschaft mit Krefeld zu gründen, die die Planung vorantreibt. Wie die Politik entscheidet, ist noch unklar. Im Planungsausschuss im Februar hatten sich besonders die Grünen, die mit der CDU eine Mehrheit bilden, skeptisch gezeigt. Die CDU unter Fraktionschef Werner Damblon gilt bisher öffentlich als Fürsprecher. Die Meerbuscher SPD hat sich bereits mit ihren Parteifreunden in Krefeld getroffen und danach generell Zustimmung signalisiert. Die FDP ist dagegen. Die Anwohner sind bisher nicht direkt durch die Stadtverwaltung informiert worden. Auch dies beklagt Rechtsanwalt Weingartz. Die Stadt habe die Bürger ursprünglich vor wenigen Tagen am 19. Mai informieren wollen, dieser Termin sei abgesagt worden. "Der Termin ist hier nicht bekannt", sagte Stadtsprecher Gorgs. Die Bürgermeisterin ist derzeit im Urlaub, wird vertreten durch ihren Ersten Beigeordneten Frank Maatz.

Scharf weist die Stadt auch den Vorwurf der Initiative zurück, dass Meerbusch durch Krefeld ein "Kuhhandel" aufgezwungen wird, indem Krefeld auf die geplante, aber noch nicht beschlossene Südanbindung des Hafens zugunsten des Gewerbegebietes verzichtet. "Natürlich nimmt Krefeld damit billigend in Kauf, die politischen Vertreter der Meerbuscher Ortsteile Lank und Osterath zu entzweien und gegeneinander auszuspielen", schreibt Weingartz. Stadtsprecher Michael Gorgs entgegnet nur: "Ein derartiges Angebot gibt es nicht."

(RP)
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