Meerbusch Heftzwecken für Toleranz

Meerbusch · Gestern wurde das neueste Kunstwerk an der Plakatwand gegen Ausländerfeindlichkeit enthüllt. Es zeigt die Farben und das Logo des Bündnisses "Meerbusch gegen Rechts" - und eine ganze Menge bunte Pinnadeln

 Künstler Georg Heuschen ist im Sprecherrat des Bündnisses "Meerbusch gegen rechts". Das beeinflusste Farbe und Inhalt seines Werks. Die weiße Fläche zeigt den Meerbuscher Grundriss.

Künstler Georg Heuschen ist im Sprecherrat des Bündnisses "Meerbusch gegen rechts". Das beeinflusste Farbe und Inhalt seines Werks. Die weiße Fläche zeigt den Meerbuscher Grundriss.

Foto: U.D.

Die Plakatwand auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz trägt ein neues Kunstwerk. Angelehnt an das Logo des Bündnisses "Meerbusch gegen Rechts - Für Toleranz und Weltoffenheit" ist es in den Farben weiß und türkis gehalten. Türkisfarben bemalt ist der Hintergrund, weiß ist die leicht hervorstehende Fläche in der Mitte der Wand. Sie zeigt den Grundriss Meerbuschs. Darin pinnen um das Bündnis-Logo herum bunte Heftzwecken. Sehr viele davon, und es könnten noch mehr werden. Die Nadeln stehen für die Vielfalt der Meerbuscher Bürger. Zehn Stück hängen außerhalb des Meerbuscher Umrisses, verbunden mit Bindfäden. Wer will, kann neue Pins hinzufügen.

Die Plakatwand ist ein Projekt der Initiative "Künstler gegen Ausländerfeindlichkeit". Sie hatte sich 1993 in Meerbusch gegründet. Anlass war ein Brandanschlag auf ein von Menschen türkischer Abstammung bewohntes Zweifamilienhaus in Solingen, bei dem zwei Frauen und drei Mädchen getötet wurden. Zwei der vier verurteilten Täter stammten aus der Solinger Neonazi-Szene. Die Betreuung der Plakatwand hat Jochen Schmitz-Linkweiler nach dem Tod seines Bruders Winfried übernommen.

Insgesamt haben rund 25 Künstler ihre Gefühle gegen Ausländerfeindlichkeit auf der Wand zum Ausdruck gebracht. Die nun entstandene Verbindung zum Bündnis machte der Künstler Georg Heuschen möglich. Er ist Mitglied im Sprecherrat von "Meerbusch gegen Rechts". Gestern enthüllte er sein Werk vor rund 30 Besuchern. Erklären mochte er sein Werk jedoch nicht. "Die Interpretation überlasse ich jedem selbst", sagte er. Sein Bündnis will weiterhin Protest gegen Fremdenfeindlichkeit organisieren, wie im November in Bösinghoven und erst vergangene Woche bei der NPD-Kundgebung auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz. Michael Eckert, ebenfalls im Sprecherrat des Bündnisses, sagt: "Ignorieren gilt nicht. Das bestärkt die Rechten nur." Für die Enthüllung der Plakatwand hatten die Künstler-Initiative und das Bündnis bewusst den gestrigen 8. Mai, 70. Jahrestag der Befreiung von der NS-Diktatur, gewählt. Frank Maatz, 1. Beigeordneter der Stadt, bezeichnete die Rechtsextremisten als "Hetzer" und "Demagogen", die versuchen würden, alte Ängste zu schüren und die Lösung von Problemen bloß "vorzugaukeln". Für Nihat Öztürk, Geschäftsführer der Industriegewerkschaft (IG) Metall, existieren derzeit zwei Realitäten. In der einen sei die Gesellschaft, auch im "beschaulichen Meerbusch", sehr bunt. In der anderen bedrohen Rechtsextremisten Europa und religiöser Fundamentalismus den Nahen Osten. "Gegendemos reichen nicht", sagte Öztürk. "Man muss für Weltoffenheit eintreten, sonst ist die Globalisierung nichts weiter als verkappter Egoismus." Heuschen hatte Öztürk bei der ersten Anti-Dügida-Demo in Düsseldorf kennengelernt.

Das Bündnis plant eine Zusammenarbeit mit Meerbuscher Schulen. Spätestens nach den Sommerferien wollen die Mitglieder mit den Schülern der beiden Gymnasien einen Informationstag veranstalten oder eine Ausstellung organisieren.

(RP)
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