Meerbusch Hindenburgstraße umbenennen? 97 Prozent der Anwohnern dagegen

Meerbusch · In einem Brief an Meerbuschs Bürgermeister Dieter Spindler sprechen sich die Anwohner der Hindenburgstraße gegen die Umbenennung ihrer Straße aus und fordern ein "besonderes Anrecht auf Mitsprache".

Hauptargument ist eine aktuelle Umfrage, wonach 97 Prozent der insgesamt 124 befragten Anwohner für die Beibehaltung des Namens sind und ein Zusatzschild, das auf den historischen Kontext hinweist, vorschlagen.

Rund 34 Prozent der Anwohner schlagen vor, die geschichtliche Rolle Paul von Hindenburgs sowie die kontroverse Diskussion über seine Rolle bei der Machtergreifung Adolf Hitlers durch eine zusätzliche Mahntafel abzubilden. Bei einer Bürgerversammlung Mitte April referierte Christoph Nonn, Professor für Neueste Deutsche Geschichte, zu Hindenburgs politischem Wirken (die Rheinische Post berichtete). Dabei bezeichnete Nonn den damaligen Reichspräsidenten als "Totengräber der Demokratie", der die NS-Diktatur durch die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler maßgeblich gefördert hatte.

Vor dieser Debatte wollen sich die Anwohner nicht scheuen. "Es zeigt, dass wir uns mit unserer Geschichte aktiv auseinandersetzen möchten, allerdings ohne dabei 'unsere Heimat, die Hindenburgstraße' zu verlieren, die wir seit vielen Jahrzehnten so schätzen und lieben. Das sollte den Respekt aller Beteiligter verdienen", heißt es in dem Schreiben. Die Anwohner erklären sich bereit, die Stadt bei der Anbringung der zusätzlichen Plakette am Straßenschild Ecke Moerserstraße/Hindenburgstraße unterstützen.

Da auf der Bürgerversammlung jedoch insgesamt 25 "kritische Straßen" zur Sprache kamen, fühlen sich die Vertreter der Hindenburgstraße benachteiligt. "Wir können nicht nachvollziehen, warum zurzeit eine isolierte Diskussion über die Hindenburgstraße geführt wird und nicht allgemein alle problematischen Straßen im Fokus stehen", sagen die Anwohner. Wenn die Stadt Meerbusch Straßen umbenennen wolle, dann müsse sie konsequenterweise jeden kritischen Straßennamen auf das Wirken seines jeweiligen Namensgebers überprüfen.

(RP)
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