Meerbusch Hindenburgstraße: Was bringt die Diskussion mit einem Historiker?

Meerbusch · Dienstagabend wird Christoph Nonn, Historiker der Universität Düsseldorf, über Argumente für und gegen eine Straßenumbenennung sprechen

 Die Rolle Hindenburgs ist umstritten – darf der Straßenname bleiben?

Die Rolle Hindenburgs ist umstritten – darf der Straßenname bleiben?

Foto: Boris Schmidt (bss)

Im Jahr 1933 wurde die ehemalige Lindenstraße in Büderich in Hindenburgstraße umbenannt. Sie heißt bis heute so. Das kann nicht sein, dachte sich der Meerbuscher Christian Thieme und brachte mit einem Bürgerantrag eine Diskussion ins Rollen, die bis heute anhält.

Seine Argumente: Eine Straße nach dem Namen einer Person zu nennen sei immer eine Ehre, die Person sollte ein Vorbild sein. Doch Hindenburg sei kein Vorbild gewesen. Er habe Hitler gefördert, er habe nach der Machtergreifung den Terror der Nazis gegen Juden und Minderheiten gebilligt.

Er habe sich nicht gewehrt, als die Nazis das Ermächtigungsgesetz erließen und damit den Reichstag quasi ausschalteten, so Thieme. Doch in Ausschuss und Rat fand der Meerbuscher damit zwar Gehör, aber keine Mehrheiten. Bis ein Anwohner der Hindenburgstraße einen Zusatzantrag ins Gespräch brachte. Unterhalb des Straßenschilds könnte eine kleine Tafel mit dem Text "Folgenschwere Ernennung Hitlers zum Reichskanzler" angebracht werden. Das hätte nur wenige Hundert Euro gekostet, die Verwaltung war durchaus nicht abgeneigt. Doch auch dieser Vorschlag fand keine Mehrheit.

Erst wollen sich die Politiker noch einmal ausführlich informieren. Und auch die Bürger sollen Gelegenheit haben, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Dazu ist nun am Dienstagabend Gelegenheit: Um 18 Uhr referiert in der Aula des Mataré-Gymnasiums Professor Christoph Nonn, Lehrstuhlinhaber für Neueste Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Nonn wird aus wissenschaftlicher Sicht in die Thematik einführen und die historische Rolle Hindenburgs beleuchten. Es geht ihm aber auch um Argumente, die für oder gegen Straßenbenennungen nach Personen der Geschichte sprechen. Dazu soll geklärt werden, welche rechtlichen Aspekte gegebenenfalls zu berücksichtigen sind.

In offener Runde soll mit Ausschussmitgliedern und Bürgern über Straßenumbenennungen im Allgemeinen, aber natürlich auch über die Straßenbenennung nach Hindenburg im Besonderen diskutiert werden. Die CDU hatte die rund 3000 Euro kostende Veranstaltung abgelehnt und von einem "Schildbürgerstreich" gesprochen.

(wie)
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