Meerbusch "Ich würde gerne noch lange weitermachen"

Meerbusch · Heute wird Jörg Winterwerb am Mataré-Gymnasium verabschiedet. Dem Schulleiter fällt sein Abschied nach mehr als 16 Jahren schwer.

 Jörg Winterwerb an seinem letzten offiziellen Arbeitstag. Auf dem Schulhof wird er sich heute von seinen Schülern verabschieden.

Jörg Winterwerb an seinem letzten offiziellen Arbeitstag. Auf dem Schulhof wird er sich heute von seinen Schülern verabschieden.

Foto: Ulli Dackweiler

Seine Schüler sind seine Kinder, sagt Jörg Winterwerb, dem das Mataré-Gymnasium nach mehr als 16 Jahren als Schulleiter ans Herz gewachsen ist. "Ich weiß, das klingt etwas abgedroschen", sagt er. Aber ein Beispiel macht deutlich: Es ist die Wahrheit. Auf dem Weg in sein Büro wird der Direktor von einem seiner Schüler aufgehalten.

"Können sie mir bitte mein Handy wieder zurückgeben?", fragt der sichtlich nervöse Jugendliche mit leiser Stimme. Eigentlich könnte Winterwerb an seinem letzten offiziellen Arbeitstag einfach ein paar mahnende Worte aussprechen und dem Schüler dann sein Telefon zurückgeben. Aber für den 65-Jährigen ist Schule ein Teil der Erziehung. "Nein", erwidert er stattdessen. "Du kriegst Dein Handy erst zurück, wenn ich mit Deinem Vater gesprochen habe." Der Schüler senkt den Kopf, geht weiter — das hat gesessen.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Jörg Winterwerb ist nicht immer so streng mit seinen Schülern. "Im Gegenteil", meint er, "ich bin stolz auf die Jugendlichen und bewundere, was sie in so jungen Jahren schon leisten können." Als Lehrer für Deutsch, Philosophie und Erziehungswissenschaften war Winterwerb, der im August 1997 Schulleiter des Gymnasiums wurde, oft beeindruckt von den Ansichten und dem Potenzial seiner Schüler. "Wenn wir in der Klasse einen Text besprochen haben, fragten mich einige Schüler sogar, warum wir das eigentlich machen, wofür sie das in ihrem Leben brauchen. Davon war ich sehr beeindruckt. Insbesondere in den 1980er Jahren wurde im Klassenraum noch richtig diskutiert", erinnert er sich. Heute, weiß Winterwerb, hat sich vieles verändert.

Der Eifer und die Konzentration seiner "Kinder" haben teilweise etwas nachgelassen. Schuld daran seien Apps, Smartphones und auch Drogen, die leider viel zu häufig auf dem Schulhof auftauchen. "Die Belastung für junge Menschen ist heute wesentlich größer", so der Schulleiter. "Es sind viel zu viele Ablenkungen und Reize, die auf die Schüler einwirken." Genau da muss der Lehrer ansetzen und ein Vorbild sein." Eine Schule müsse aufklären, auf Gefahren aufmerksam machen, aber auch mit der Zeit gehen.

Deshalb hat Winterwerb am Mataré-Gymnasium auch das Thema Neue Medien nie außer Acht gelassen. "Technische Spielereien sollte man nicht verteufeln, sondern wenn möglich einbinden, um die Schüler auch im Unterricht zu begeistern", meint er. Die Smartboards, die digitalen Tafeln im Klassenzimmer, sind nur ein Beispiel dafür.

Von den Dingen, die Winterwerb im Ruhestand vermissen wird, könnte er stundenlang erzählen. Nicht einen einzigen Tag habe es gegeben, an dem er morgens nicht gerne zur Arbeit gegangen ist. "Deshalb wird der Abschied für mich ein trauriger Tag", glaubt er. "Ich hätte gerne noch weitergemacht. Aber unser junges Kollegium braucht jetzt auch einen jüngeren Chef." Langweilig werde es ihm als Rentner jedoch nicht werden — eine Kreuzfahrt durch die Karibik und eine Asien-Reise seien bereits geplant.

(RP)
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