Meerbusch Im Marathon um den Mont Blanc

Meerbusch · 168 Kilometer, bis zu 2500 Höhenmeter und das in 46 Stunden – der Büdericher Philip Mes nimmt an diesem Wochenende am härtesten Bergrennen der Welt teil: dem Ultra Trail du Mont Blanc

 Zur Vorbereitung läuft Philip Mes gerne am Rheinufer entlang – denn dort ähnelt der Untergrund dem Boden in den Bergen. Ab jetzt ist er in Frankreich rund um den Mont Blanc unterwegs.

Zur Vorbereitung läuft Philip Mes gerne am Rheinufer entlang – denn dort ähnelt der Untergrund dem Boden in den Bergen. Ab jetzt ist er in Frankreich rund um den Mont Blanc unterwegs.

Foto: Falk Janning

Philip Mes nimmt an diesem Wochenende am härtesten Bergrennen der Welt teil. Gestern Abend war im französischen Chamonix Startschuss des Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB). Morgen will der 36-jährige Büdericher ankommen: Er ist dann in den Alpen 46 Stunden am Stück gelaufen, hat auf bis zu 2500 Metern Höhe 168 Kilometer zurückgelegt und 10 000 Höhenmeter überwunden.

"Der Lauf gibt mir ganz viel Kraft. Ich tanke da mental wahnsinnig auf", sagt Mas jenen Menschen, die ihn nach dem Sinn für die Qualen fragen, denen er sich bei dem Vierfach-Marathon aussetzt. Ganz allein der Weg ist sein Ziel, das Erlebnis in der Natur, die schmerzhafte Überwindung der eigenen Grenzen. "So ein Erlebnis ist einfach überwältigend, mit nichts vergleichbar", sagt Mes, der im vergangenen Jahr seine ersten Erlebnisse bei dem Rennen hatte. "Die Platzierung ist mir völlig egal." Bereits der Start in Chamonix sei den ganzen Aufwand wert. "Es war unbeschreiblich. Das ganze Dorf versammelt sich am Start, um den 2400 Läufern Glück zu wünschen." Im vergangenen Jahr hatten die Organisatoren das Rennen wegen eines Wintereinbuchs allerdings verkürzen müssen. Einige Pässe waren wegen des verfrühten Wintereinbruchs gesperrt.

Mes hat Glück, dass er in diesem Jahr erneut mitlaufen darf. Denn die Startplätze beim UTMB sind so begehrt, dass das Los über eine Teilnahme entscheidet, nachdem sich die Sportler über ein Punktesystem für den Lauf qualifiziert haben. Begonnen hat Mes' Leidenschaft mit einem Foto in einer Zeitung. "Ich sah das Foto vom Jungfrau-Marathon und wusste sofort, was mir fehlt und was ich unbedingt machen will." Mes meldete sich an und absolvierte den Marathon im Jahr 2009 problemlos. "Es war atemberaubend", sagt der Mann, der als Kind die Mauritiusschule an der Dorfstraße besuchte und später aufs Mataré-Gymnasium wechselte.

Schon als Jugendlicher hatte er Spaß am Sport in der Natur, an Wellenreiten, Mountain-Biken und Tennis. Sport in der alpinen Landschaft lernte er dann bei den Gebirgsjägern der Bundeswehr kennen. Mes gehörte dort einer Sportfördergruppe an. Nach seinem Jahr bei der Bundeswehr in Berchtesgaden blieb er dem Leistungssport verbunden. Zwölf Jahre lang nahm er an der internationalen Militär-Skimeisterschaft teil.

Beruflich ging er zunächst aber in eine ganz andere Richtung: Mes studierte Grafik- und Produktdesign, bestand später noch den Master in Industriedesign. "Meine Leidenschaft war aber eine ganz andere." So schwenkte er später komplett um und arbeitet nun in Büderich als Personal Trainer. Seinen Schülern dient der Extremsportler dabei als bestes Vorbild: 2011 absolvierte er den Ultra-Trail von Verbier nach St. Bernard und gehörte dabei zu den nur 160 von 300 Läufern, die ins Ziel kamen. Mes absolvierte die 110 Kilometer und 7000 Meter Höhenunterschied in 29 Stunden. Als Vorbereitung hatte ihm der Iron-Man-Lauf in Regensburg gedient.

Mit Begeisterung erzählt Mes nicht nur von den Erlebnissen in der Natur, die er per Fotoapparat festhält. Eine Faszination übt für ihn auch das ganze Drumherum aus. So beispielsweise der Zusammenhalt und die große Hilfsbereitschaft unter den Sportlern. Nachts schließen sich die Läufer zu Gruppen zusammen, auch aus Sicherheitsgründen. Gerne erinnert er sich dabei an die nächtlichen Gespräche, die er mit Mitläufern führte. Ein besonderer Spaß ist für Mes, den schmerzhaften Punkt zu überwinden, an dem man denkt, es geht nicht mehr weiter. "Da erlebst du, dass du lebst", sagt er.

Am Ziel ist er dann gewöhnlich keinesfalls ausgepowert. Im Gegenteil: "Ich bin da so aufgedreht von den Tälern, den Bergen, der Ruhe, dass an Schlaf erst einmal nicht zu denken ist."

(RP)
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