Meerbusch "In Serbien gibt es keinen Karneval"

Meerbusch · Für die Flüchtlingskinder Jovana, Vijonora und Misaela ist die Tradition neu. Sie sind seit vier Monaten in Meerbusch und erleben ihre erste närrische Zeit

 Vijonora, Jovana und Misaela haben viel Spaß am Karneval. Für den Kinderkarnevalszug in Lank haben sie sich extra verkleidet und sammelten fleißig Kamelle. "Ich mag die Musik und die ganzen Leute", sagt Vijonora.

Vijonora, Jovana und Misaela haben viel Spaß am Karneval. Für den Kinderkarnevalszug in Lank haben sie sich extra verkleidet und sammelten fleißig Kamelle. "Ich mag die Musik und die ganzen Leute", sagt Vijonora.

Foto: ulli dackweiler

Bunte Kostüme, Schunkeln und Kamelle, die in die Menge geworfen werden: Für Vijonora, Jovana und Misaela ist das Neuland. Die drei Schwestern kommen aus Serbien und leben seit vier Monaten mit ihren Eltern in Osterath. In ihrer Heimat gibt es keinen Karneval, sie erleben die rheinische Tradition zum ersten Mal hautnah. Obwohl sie erst seit vier Monaten hier leben, verstehen sie gut Deutsch. Und für die Karnevalstage hatten sie extra eine neue Vokabel gelernt: "Helau!"

Die fünfte Jahreszeit kannten sie nur flüchtig aus den Medien. In Serbien feiere man keinen Karneval. Es gebe in der Hauptstadt Belgrad zwar ein Fest, das von der Stimmung an Karneval erinnert, aber das gebe es nur in der großen Stadt, erzählt Vijonora. In ihrer Heimatstadt Leskovac ist das nicht üblich. Die 14-Jährige ist begeistert von der närrischen Tradition im Rheinland, besonders das Verkleiden gefällt ihr gut. Für den Kinderkarnevalszug trägt sie einen Hawaiirock und einen Blumenkranz auf dem Kopf.

Auch ihre Schwestern haben sich verkleidet: Jovana als Indianerin, Misaela als Vampir. Dazu haben sie sich Flaggen auf die Wangen gemalt. Auf die eine Seite die serbische, auf die andere die deutsche. "Wir verkleiden uns zum ersten Mal", sagt Vijonora. Ausgestattet wurden sie von ihren Flüchtlingspaten, die sich freiwillig um Familien in den Flüchtlingsheimen kümmern. Von ihnen sind sie mit zum Karneval genommen worden, um ihnen die rheinische Kultur näher zu bringen.

Für den Lanker Kinderkarnevalszug sind Vijonora, Jovana und Misaela mit Stoffbeuteln ausgestattet und freuten sich auf das Kamelle fangen - ein weiterer unbekannter Brauch für die Schwestern. Begeistert schauten sie sich den Zug an und wenn die Kapellmusiker an ihnen vorbeizogen, tanzten sie zur Musik. "Ich mag die Musik und die ganzen Leute", sagt Vijonora. Am vorigen Sonntag war sie mit ihrer elfjährigen Schwester Misaela und ihren Paten bereits beim Nierster Umzug. Da kamen sie zum ersten Mal mit Karneval in Berührung. Das hat ihnen so gut gefallen, dass sie eine Woche später richtig mitmachen wollten. Zuerst ging es nach Lank, gestern folgte der Höhepunkt beim Rosenmontagszug in Nierst. "Die tollen Wagen, besonders das Wikingerschiff und die Seilbahn sind spitze", erzählt Misaela. "Hier wird auch viel mehr Schokolade geworfen als in Lank", ergänzen ihre Schwestern.

Bunte Schmetterlinge beim Kostümball in Nierst
7 Bilder

Bunte Schmetterlinge beim Kostümball in Nierst

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Neben dem Karneval haben die Schwestern mittlerweile einiges von der Stadt gesehen. Nach dem Aufruf zur Spendenaktion in unserer Zeitung kamen bei den Osterather Flüchtlingen Fahrräder an. Alle drei Mädchen haben nun ein eigenes, mit dem sie ihre nähere Umgebung ausgekundschaftet haben. Meerbusch sei etwas kleiner, als ihre Heimatstadt Leskovac, aber es gefalle ihnen hier sehr gut. Zur Schule gehen sie noch nicht, aber sie würden gerne. Solange lernen sie Deutsch mit ihren Paten oder im Sportverein. Jovana und Vijonora spielen Handball beim TD Lank, Misaela fängt bald mit Zumba im JuCa an.

(RP)
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