Meerbusch Ist das der Ring von Pfarrer Jacobs?

Meerbusch · Bei den Ausgrabungen rund um St. Stephanus Lank ist ein goldener Ring entdeckt worden. Er lag im Grab des ehemaligen Lanker Pfarrers. Der Heimatkreis hatte einen Archälogen beauftragt, die alte Kirche zu erforschen

Mittig vor dem Chor der alten Kirche sind nun zwei Steinplatten in den Boden eingelassen. Sie markieren die Gräber zweier ehemaliger Pfarrer von St. Stephanus Lank. Mit Blickrichtung auf den alten Chor erinnert die linke von ihnen an Franz Mettmann, der von 1721 bis 1754 Pfarrer in Lank war, sein Nachfolger Wilhelm Jacobs übernahm bis 1798. In seinem Grab stieß Archäologe Hans-Peter Schletter auf einen goldenen Ring. Sehr wahrscheinlich handelt es sich dabei um einen Ring von Pfarrer Jacobs, der als Stadtheiliger gilt. "Womöglich war das sein Ring, den er zu 50 Jahren Priesterweihe erhalten hat", mutmaßt Franz-Josef Radmacher, Vorsitzender des Heimatkreises Lank, der den Archäologen beauftragt hatte, die Konturen der alten Kirche auszugraben.

"Wir wollen unsere Ortsgeschichte bestmöglich aufklären und bewahren", sagt Heimatkreis-Geschäftsführer Franz-Josef Jürgens. Deshalb wurde das ausgegrabene Fundament auch lediglich analysiert und wieder zugeschüttet. "So können wir es auch noch für weitere Generationen bewahren", sagt Schletter. Stattdessen sind die Grundrisse anhand von Steinlinien links neben der heutigen Kirche gepflastert. Die Dimension der alten romanischen Kirche von 1180 wird besonders deutlich, wenn man sich an die Stelle stellt, an der der Chor früher gewesen ist. Eins wird direkt klar: Es ist eine sehr kleine Kirche gewesen. Etwa 30 mal 15 Meter. Heute steht davon nur noch der Turm. Denn dieser wurde 1844 in den Bau der neuen Kirche integriert. Da das neue Gotteshaus im 90-Grad-Winkel zum alten entstand, konnte die Gemeinde so noch die alte Kirche bis Fertigstellung nutzen. 1845 wurde die dreischiffige alte Basilika - bis auf den Turm - abgerissen.

Vom 12. Jahrhundert bis zum 17. Jahrhundert ist sie zuvor nach und nach erweitert worden. Zunächst wurde im 15. Jahrhundert der Chor vergrößert, und Schletter entdeckte Fragmente von vier Stützpfeilern, die nachträglich installiert wurden, um das Deckengewölbe in der Kirche zu tragen. Vorher habe die Kirche eine flache Decke besessen. Auskunft über das Alter des Umbaus geben dem Architekten die Bauweise und die Materialien. Etwa 1662 ist zudem das rechte Seitenschiff abgerissen und ein neues, größeres aufgebaut worden. Es gibt darüber hinaus auch Hinweise, dass bereits im 8. bis 10. Jahrhundert an der Stelle des Chors eine kleine Kapelle gestanden hat.

Die Idee, den Grundriss der alten Kirche mal genauer zu erforschen, beschäftigt den Heimatkreis bereits seit den 1980er Jahren. Als sie 2010 die Erlaubnis von der Kirche erhielten, erste Ausgrabungen zu machen, stießen die Archäologen bald auf altes Gemäuer. Ein Architektenwettbewerb wurde anschließend ins Leben gerufen. "Ein Preisgericht hat entschieden, in welcher Art die Grundrisse im Anschluss für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden sollen", erläutert Radmacher das Prozedere. Nachdem genug Spendengelder gesammelt waren, fanden in diesem Jahr die dreiwöchigen Ausgrabungen statt. Alles wurde von den Experten vielfach fotografiert, um daraus ein 3D-Modell zu erstellen. Danach wurde alles wieder zugeschüttet. "Das tut mir nicht weh", sagt Archäologe Schletter. "Ich bin auf der Suche nach Wissen. Das habe ich erlangt."

Den gefundenen Ring des ehemaligen Lanker Pfarrers hat er im Übrigen an das Rheinische Landesmuseum in Bonn abgegeben. "Wir hoffen, dass sie ihn uns mal ausleihen können", sagt Jürgens. "Und wir wollen herausfinden, ob er Pfarrer Jacobs wirklich gehört hat."

(RP)
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