Meerbusch Jeder sechste Erstklässler hat Untergewicht

Meerbusch · In Meerbusch gibt es deutlich mehr Kinder, die zu dünn sind als zu dick. Bei der jüngsten Schuleingangsuntersuchung kam raus: Der Anteil der untergewichtigen i-Dötzchen ist weiter angestiegen — auf nunmehr 17,2 Prozent der Kinder

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Foto: Gesundheitsamt Rhein Kreis Neuss/Grafik: Schweitzer

In der Stadt Meerbusch ist der Anteil untergewichtiger i-Dötzchen so hoch wie in keiner anderen Kommune des Rhein-Kreises Neuss - und er liegt mit 17,2 Prozent auch deutlich über dem NRW-Schnitt.

Bereits im vergangenen Jahr hatten die Meerbuscher Erstklässler mit 12,6 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Anteil untergewichtiger Mädchen und Jungen. Alarmiert durch die Zahlen hatte das Kreisgesundheitsamt in Kooperation mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Fragebögen an die Eltern verschickt. Die ersten Ergebnisse zeigen: Untergewicht tritt eher bei Kindern ohne Migrationshintergrund und bei Eltern mit höherem Bildungsniveau auf.

Theodor Stemper, Professor für Sportwissenschaften an der Bergischen Universität Wuppertal, rät zur Gelassenheit. "Eine statistische Abweichung vom Normalgewicht ist nicht per se gefährlich", sagt er. Es sei üblich, dass rund zehn Prozent der Kinder Untergewicht und rund zehn Prozent Übergewicht hätten. "Die regionale Verteilung ist sehr unterschiedlich, gerade in Regionen mit hohem Sozialstatus achten Eltern darauf, dass ihre Kinder nicht zu dick werden", erklärt der Experte. Den Anteil von mehr als 17 Prozent untergewichtiger Schulneulinge beurteilt auch er jedoch als außergewöhnlich hoch.

"Eigentlich ist Untergewicht erstrebenswert", erklärt der Fitnessexperte. "Oft sind es sehr leistungsstarke Kinder, die sehr viel draußen spielen und körperlich fit sind." Allerdings müssten Eltern aufpassen, dass sie nicht des Guten zu viel tun. "Problematisch ist es, wenn das Untergewicht extrem wird."

Die Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes des Rhein-Kreises Neuss hat die entsprechenden Zahlen parat: "Wenn man den Standard der Weltgesundheitsorganisation zu Grunde legt, haben wir in Meerbusch vier Prozent Kinder mit extremem Untergewicht", sagt Beate Klapdor-Volmar. "Dieser Anteil ist doppelt so hoch wie erwartet." Konkret geht es um 18 Mädchen und Jungen.

Klapdor-Volmar empfiehlt, dass die Stadt Meerbusch in Zusammenarbeit mit der Heine-Uni und dem Rhein-Kreis Konsequenzen aus dem Datenmaterial zieht und Vorsorgemaßnahmen ergreift. Außerdem sei die Weiterleitung der mangelernährten Kinder an den niedergelassenen Kinderarzt zur weiteren Diagnostik geboten. "Sollte ein Kind chronisch untergewichtig sein, können Konzentrationsstörungen, ein permanent hohes Schlafbedürfnis sowie Leistungsdefizite die Folge sein", sagt Martin Terhardt, Kinderarzt und Mitglied des Ausschusses Prävention im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte.

Der Anteil übergewichtiger Kindern ist in Meerbusch mit 6,6 Prozent am geringsten von allen Kommunen im Kreis. Auch hier spielt das Elternhaus eine Rolle: Arbeitslose Väter haben im Rhein-Kreis Neuss doppelt so oft übergewichtige Kinder wie erwerbstätige Väter. Hat die Mutter Realschulabschluss oder Abitur, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kind Übergewicht hat, nur halb so hoch.

(RP)
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