Meerbusch Johannes Toups, der Tausendsassa von Kierst

Meerbusch · Fast 50 Jahre lenkte der Lanker Mundartpapst, Heimatfreund und Schützenbruder die Geschicke im Radfahrverein. Mit seinen 80 Jahren bleibt er nach wie vor aktiv - vor allem auf dem Fahrrad.

Meerbusch: Johannes Toups, der Tausendsassa von Kierst
Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Zufrieden lächelnd sitzt Johannes Toups auf der gemütlichen Bank in seinem Langst-Kierster Wohnzimmer und blickt auf die Stationen seines bewegten Lebens zurück. Ein dicker Aktenordner enthält nur einige Zeitungsartikel über das vielfältige Wirken des Tausendsassas. Der gesellige und freundliche Senior liebt Ordnung, jetzt ordnet er sein ereignisreiches Leben.

Ein Teil seiner Akten ist bereits im Archiv des Heimatkreises Lank untergebracht, ein Teil ins Stadtarchiv gewandert. Auch den Vorsitz des Radfahrvereins Triumph hat er abgegeben.

Nachdem der Latumer Jong 1960 seine Frau Billa geheiratet hatte, war er nach Kierst gezogen. Das junge Paar lebte zunächst bei den Schwiegereltern, baute 1966 im Garten das Eigenheim. Als passionierter Radsportler - schon Vater Johann und die drei Onkel waren legendäre Teilnehmer an Straßenrennen - fand der junge Berufsschullehrer schnell Anschluss beim RV Triumph. Kaum ein Jahr später war er im Vorstand, wurde 1969 Vorsitzender des Vereins mit über 300 Mitgliedern. "Glanzvolle Zeiten waren das damals für Radfahrer", erinnert sich Toups. Neben dem Kunstradfahren in den Sälen ging es auf Tour. Radwandern war sportlich, sieben mal ging es 1164 Kilometer in die Partnerstadt Fouesnant, zu Veranstaltungen nahm man bis zu 150 Kilometer Anreise auf sich - auf zwei Rädern. Einmal waren 3000 Radler rund um Langst-Kierst unterwegs, selbst Bundestagsvizepräsidentin Annemarie Renger radelte eine Etappe mit. Diese Zeiten sind heute vorbei. Trotzdem lieben die rund 90 Radsportler immer noch Geselligkeit und Fahrten im Rheinland. "Das hat uns fit gehalten", sagt Toups, "zusammen mit dem großen Garten". Mit seinen 80 Jahren sind der Wahl-Kierster und seine Frau immer noch mehr mit dem Rad unterwegs als mit dem Auto - das ist bisher nur 10.000 Kilometer gelaufen. Sohn Michael hält übrigens die Familientradition hoch. Bis 2022 will er Radrennen fahren, dann sind für die Familie 100 Jahre voll.

Zur Martinus-Bruderschaft kam Toups 1966, fand bei den Kameraden der 4. Kompanie Aufnahme. Von einst 23 Schützenbrüdern sind heute noch fünf dabei, drei marschieren noch mit. Natürlich ist Toups dabei. 1972 machte er seine Billa zur Königin, und über Jahrzehnte half er den Monarchen vom Rhein, ihre Burgen zu bauen - ein Mann vom Fach halt, der dafür mit dem Hohen Bruderschaftsorden ausgezeichnet wurde. Von Onkel Wilhelm Toups hat der Kierster neben vielen Unterlagen auch die Leidenschaft für Heimatkunde geerbt. Die Geschichte der Kapelle St. Martinus hat er im Jahr seiner Goldhochzeit 2010 geschrieben, als Lanker Mundartpapst lockt er mehrmals im Jahr Dutzende Besucher ins Haus Latum. Sein Engagement trug ihm 2010 die Jacobsleiter ein.

Als gläubiger Katholik stellte Toups sein Geschick aber auch in den Dienst der Kapellengemeinde. Podeste für Heiligenfiguren, ein Altarkreuz, Ambo und Kerzenständer stammen aus seiner Meisterhand. Weil ein Tischler aber kein Schnitzer ist, fertigte er für das Kreuz einen sehr abstrakten Korpus, der einem Kollegen ins Auge stach. Ein Duplikat vermittelte der Begeisterte dann als Geschenk an einen Patriarchen, so dass heute auch im orthodoxen Russland ein Werk des Kiersters hängt. In Moskau war der Berufsschullehrer sogar dienstlich. Nach dem Ende des Ostblocks half er eine Werkstatt einzurichten. Das Vorhaben der Krefelder IHK schlug jedoch fehl, weil die jungen Männer noch vor der Gesellenprüfung zum Militär eingezogen wurden. Als Lehrer waren es oft die Problemschüler, denen Johannes Toups geholfen hat. In einer Lehrprobe hatte er eine Art Fließbandproduktion für Ungelernte entworfen. Das begeisterte. Für die Umsetzung dieses "Krefelder Modells" fehlte dann aber das Geld.

Aber eines ist Toups klar: Das alles hätte es so nicht gegeben, wenn er nicht seine Familie gehabt hätte. Der häusliche Friede ist bis heute sein wichtigster Ankerpunkt. Mit Ehefrau Billa ist das Haus an der Langster Straße bis heute der Halt für den Radler, Heimatfreund und Schützenbruder. Auch die Kinder Ursula und Michael sowie die drei Enkel finden immer wieder den Weg dorthin und lassen sich gerne und immer wieder von Mutter Billa bekochen. Jetzt fiebert Johannes Toups dem September entgegen, denn dann soll er Uropa werden - eine ganz neue Erfahrung.

(RP)
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