Meerbusch Käßmanns Rücktritt: schade, aber stringent

Düsseldorf · Ganz gleich, wo der Büdericher Pfarrer Wilfried Pahlke gestern hinkam – der Rücktritt von Bischöfin Margot Käßmann nach ihrer Trunkenheitsfahrt bewegt. "Die Reaktionen reichen von sprachlos bis richtig", berichtet der evangelische Pfarrer.

2010: Margot Käßmann erklärt ihren Rücktritt
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Ganz gleich, wo der Büdericher Pfarrer Wilfried Pahlke gestern hinkam — der Rücktritt von Bischöfin Margot Käßmann nach ihrer Trunkenheitsfahrt bewegt. "Die Reaktionen reichen von sprachlos bis richtig", berichtet der evangelische Pfarrer.

Er selbst findet es "stringent und passend" für einen Menschen, der sich immer sehr klar, sehr deutlich und auch sehr ethisch geäußert hat. Er empfindet den Rücktritt der Bischöfin dennoch als großen Verlust. "Sie war sehr profiliert. Und wir werden als Kirche viel vermissen." Käßmann war als hannoversche Landesbischöfin und als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche zurückgetreten, nachdem sie mit 1,54 Promille am Steuer aufgefallen war. Der Spagat zwischen öffentlicher und privater Rolle sei nur sehr schwer auszuhalten, findet Pfarrer Gerhard Saß aus Strümp. Authentizität öffentlich zu leben — besonders in einer Mediengesellschaft — sei fast unmöglich. "Doch das war ihr persönlicher Stil."

"Als Pfarrer", so beschreibt Pahlke, "ist man auch eine öffentliche Person, zwar in einer anderen Liga. Aber wenn ich mit 1,5 Promille durch Meerbusch fahren würde, würde mich das auch meine Glaubwürdigkeit kosten. Vermutlich würde ich meinen Beruf dann auch aufgeben", streicht er die Vorbildfunktion heraus.

Bedauerlich findet Heike Gabernig, Pfarrerin in Lank, dass Käßmann ihre Ämter aufgibt. "Sie war für alle eine Identifikationsfigur." Auch die Lanker Pfarrerin findet Käßmanns Schritt konsequent. "Das muss jeder mit sich selbst ausmachen." Am Wochenende will sie in ihrer Predigt auf die Entscheidung Käßmanns eingehen. "Der Sonntag steht unter dem Titel Rechtfertigungslehre. Das passt ganz gut." Für Gabernig spielt auch die Vorgeschichte von Margot Käßmann eine Rolle. "Sie ist offensiv mit ihrem Privatleben umgegangen. Das war mutig, ist ihr jetzt aber zur Fußangel geworden." Denn, und das gelte für alle Menschen, "Moralisten müssen die Maßstäbe, die sie an andere anlegen auch bei sich erfüllen."

(RP)
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