Meerbusch Karneval in Lank zu Großvaters Zeiten

Meerbusch · Das närrische Treiben kam in Lank selbst in den wirtschaftlich schweren Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zu kurz. Ab 1947 sorgte der "Lustige Abend" wieder für viel Frohsinn. Auch einen Rosenmontagszug gab es bereits damals

 Dieses Bild stammt aus der Zeit um 1900. Zu sehen ist eine Karnevalsgruppe auf dem Lanker Markt vor der Weinschänke van Dawen.

Dieses Bild stammt aus der Zeit um 1900. Zu sehen ist eine Karnevalsgruppe auf dem Lanker Markt vor der Weinschänke van Dawen.

Foto: Heimatkreis Lank

Den Spaß an der Freud haben sich die Lanker nie nehmen lassen. Jubel, Trubel und Heiterkeit - selbst in wirtschaftlich schwierigen Jahren wurde ausgelassen Karneval gefeiert: Helau!! In alten Zeiten besonders beliebt war der "Lustige Abend". Seit 1925 galt er als gesetzt im Terminkalender eines jeden Lanker Jecken. Lediglich um den Zweiten Weltkrieg herum fiel er aus. Danach war aber klar: Dem Frohsinn muss wieder ein Weg gebahnt werden.

Im Jahr 1947 ging es daher wieder los mit dem "Lustigen Abend" - das war eine Saalveranstaltung des Lanker Turn- und Sportvereins (TuS) Treudeutsch 07. "Getanzt wurde nicht, auf dem Programm standen Büttenreden und Schlagermusik", berichtet Franz-Josef Radmacher. Er ist Vorsitzender des Heimatkreises Lank. Gemeinsam mit Franz-Josef Jürgens und Johannes Toups, beide ebenfalls vom Heimatkreis, hat er in Unterlagen gestöbert. Das Ergebnis: Früher ging es in der närrischen Zeit in Lank hoch her.

"Der 'Lustige Abend' war weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannt", erklärt Jürgens. Über Jahrzehnte hinweg brachten die "treudeutschen Fastelovendjecke" den Saal Rademacher zum Überkochen. Damit war es vorbei, als der Saal eines Tages abgerissen worden. Seitdem müssen die Lanker ohne einen "Lustigen Abend" in der Karnevalszeit auskommen.

Abgesehen davon: Für die richtige Musik im Dorf war schon frühzeitig gesorgt worden, wie Toups erzählt. So stiftete im Jahr 1909 der Prinz von Arenberg für das Vereinshaus des TuS Treudeutsch 07 ein Klavier. Daraufhin wurde die so genannte "närrische Kapelle" ins Leben gerufen. Die Musiker spielten an Kirmes, an Silvester - und eben an den jecken Tagen. "Die Kapelle bildete den Grundstein für die Karnevalstradition des Vereins", sagt Toups.

Selbst ein Rosenmontagszug schlängelte sich einst durch Lank. Nach dem Krieg sorgte er ab 1947 für närrisches Treiben auf den Straßen. "Derbe Witze waren dabei an der Tagesordnung", berichtet Toups. An der Stelle, an der der Zug gerade unterwegs war, war Stimmung. Bürger bauten vor ihren Häusern Tische auf, auf denen es neben Essbarem auch was Flüssiges gab. Dann wurden Nachbarn wie Zugteilnehmer eingeladen und es hieß: Hoch die Tassen! Überliefert ist, dass in der närrischen Zeit viel getrunken und viel geblödelt wurde - etwa indem die Türen aus den Angeln gehoben wurden. Handwerker gaben ihren Gesellen bezahlte Freizeit, damit sie Gelegenheit zum Feiern hatten. Ganz wichtig war vor damals allem: "Man fuhr nicht in die Narrenhochburg Düsseldorf, man blieb bei sich im Dorf", erzählt Radmacher.

Auch der Kinderkarneval ist seit eh und je Tradition in Lank. Früher waren an den närrischen Tagen Mädchen und Jungen in Kostümen und in lockerer Runde von Haus zu Haus gezogen. In der Zeit ab 1947 wurde der Karneval dann organisierter. Die Kinder trafen sich in der Schule, stellten sich dort auf und zogen dann gemeinsam los. Auch heutzutage ist der närrische Umzug von Schulklassen, bei dem Kinderprinzenpaare auf Prunkwagen schunkeln und tanzen, fester Bestandteil des Programms an den Karnevalstagen.

Und dann war da noch der "Wooschmondach" (Wurstmontag). Auch er hatte in früheren Zeiten einen hohen Stellenwert in Lank. "Wooschmondach" war der Montag vor Rosenmontag. "Junge Burschen gingen damals von Bauernhof zu Bauernhof und sammelten dort Würste", berichtet Radmacher. Daraus wurden dann "Wooschkok" (Wurstkuchen) gemacht, die in großer Runde mit Genuss verspeist worden.

Diese uralte Fastelovend-Tradition geht auf eine Anordnung des Kölner Kurfürsten zurück. Er stellte sich den lokalen Größen quer und erlaubte den Lank-Latumern, bereits am Montag vor Rosenmontag ausgiebig zu feiern.

In Vergessenheit geraten ist dieser alte Brauch keineswegs. Schließlich ist es erst wenige Tage her, dass im Hause Baumeister Wooschkok - Pfannkuchen mit Mettwurst - aufgetischt wurde.

(RP)
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